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Einladung zur
Ausstellungseröffnung Dienstag, 19. Februar 2019, 19 - 21 Uhr
Arvid Boecker A walk in the clouds
Einführung: Viola Meyer, Studentin der Kunstwissenschaften, M.A.
Finissage mit der Kunstnacht Konstanz - Kreuzlingen am 30. März 2019, 18 – 23 Uhr
Schützenstrasse 14 · D-78462 Konstanz
Tel.: +49 7531 16614 · Mobil +49 172 6272 224
galerie@grashey.eu · www.grashey.eu · www.galeriebesuch.de
Öffnungszeiten: Mi - Fr
15 – 18 Uhr,
u.n.Vbg.
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| Laudatio von Viola Meyer | Hamlet und Polonius abwechselnd im
Gespräch:
Hamlet:
Seht Ihr die Wolke dort, beinah in Gestalt eines Kamels?
Polonius: Beim Himmel, sie sieht auch wirklich aus wie ein Kamel.
Hamlet:
Mich dünkt, sie sieht aus wie ein Wiesel.
Polonius: Sie hat einen Rücken wie ein Wiesel.
Hamlet:
Oder wie ein Walfisch?
Polonius: Ganz wie ein Walfisch.
Hamlet, William Shakespeare, etwa 1600
Mit diesem kurzen Dialog aus William Shakespeares Hamlet möchte ich Dich liebe Ursula,
lieber Arvid und Sie, liebe Freundinnen und Freunde der Galerie Grashey ganz herzlich zur heutigen Vernissage mit dem Titel
A walk in the clouds begrüßen.
Wolken – jeder kennt diese wundersamen Gebilde am Himmel,
die wirken, als seien sie fern und doch irgendwie nah. Flüchtig, aber doch
greifbar. Ihre Form? Nicht immer leicht zu definieren: eben mal Kamel, Wiesel
oder Walfisch.
In der poetischen Phantasie waren Wolken schon immer
Chiffren für einsame Schönheit; für ein Gefühl des Erhabenen in der Natur. Offenbar
zufällige Muster, die sich in der Bewegung des Windes wieder zerstreuen, nicht
aber ohne zuvor eine Wirkung auf den Betrachter zu erzielen.
Wolken-Erscheinungen erfordern die Gegenwart eines
bewertenden und vor allem aufmerksamen Beobachters. Auch Sie, liebe Besucher, sind
heute Wolkenbeobachter – auch wenn man das auf den ersten Blick vielleicht gar
nicht vermuten mag. Sie brauchen hierfür aber kein Fernglas, keinen geschulten
Blick und auch keine jahrelange Erfahrung in Sachen Feldforschung, sondern nur ein
bisschen Zeit und die Bereitschaft sich einzulassen auf einen Spaziergang, der
dem Himmel nahekommt – auf einen, wie der Titel der Ausstellung offeriert, walk in the clouds.
Was das letztlich für Wolken sind, durch die wir spazieren und
ob sie der gängigen Vorstellung von Wolken überhaupt entsprechen oder gar
entsprechen müssen, sei erst einmal dahingestellt. Denn falls sich nun hier
anwesende Hobby-Meteorologen schon freuen: Ich muss sie leider enttäuschen, es
wird in den nächsten Minuten keine Abhandlung über die typischen Stratus-,
Cirrus-, Cumulus- und Nimbus-Wolken geben, die man an manchen Tagen am Horizont
erkennen kann. Dafür können Sie heute aber ihren Wissens- und Wahrnehmungshorizont
erweitern. Denn die aktuelle Ausstellung öffnet den Blick.
Arvid Boecker wurde 1964 in Wuppertal geboren. Von 1984 bis
1986 erfolgte ein Studium der Chemie – vermutlich könnte der Künstler also dem
potentiell anwesenden Hobby-Meteorologen erklären, was Wolken,
naturwissenschaftlich betrachtet, eigentlich sind.
Doch weiter: Ab 1987
studierte Boecker Kunstgeschichte an der Universität Trier und Freie Kunst an
der Hochschule der Bildenden Künste in Saarbrücken. Förderpreise,
Arbeitsaufenthalte in Holland, Großbritannien und Frankreich, sowie zahlreiche
Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen folgten. Heute lebt und
arbeitet der Künstler in Heidelberg.
Man selbst kennt natürlich das Phänomen der Wolken, nimmt es
als alltäglich wahr. Aber widmet man ihnen gezielte Aufmerksamkeit und richtet
seinen Blick gegen den Himmel, wie Heinrich Hoffmanns „Hans-Guck-in-die Luft“,
dann erkennt man doch meist etwas Neues und Faszinierendes an ihnen – ist so gebannt,
dass man fast wie Hoffmanns Kinderbuch-Figur, nach dem Himmel schauend, ungewollt
die Uferkante übersieht und in den Bodensee fällt.
So verhält es sich auch mit dem Künstler Arvid
Boecker: nach einigen Ausstellungen in der Galerie
Grashey ist er kein Unbekannter mehr, aber immer wieder gibt es Veränderungen
bei ihm. Es gibt immer wieder Neues in seinem Schaffen, das entdeckt werden
will, um zu faszinieren und zu bannen. Die aktuellen Werke des Künstlers hier
in den Räumen der Galerie Grashey
haben das Format 50x40cm und zeigen zwei gegenübergestellte, rechteckige, farbige
Flächen; getrennt durch einen vertikalen Längsstrich. Dieser Längsstrich steht
im direkten Kontrast zur horizontalen Linie, die durch die gleichmäßige Hängung
der Werke an der Wand auf einer Höhe erzeugt wird.
Es mag sich um eine Reihung des ‘Immergleichen’ handeln. Doch dieses ist
jedes Mal neu formuliert. Durch die strukturellen Ähnlichkeiten der Werke, kann
man als Betrachter Vergleiche ziehen und Feinheiten beobachten, die man so
vielleicht gar nicht festgestellt hätte: mal auf Baumwoll-Nessel, mal auf Leine
gemalt. Mal ist die Faltung am oberen Bildrand zu erkennen, mal seitlich. Mal
nimmt man die Bilder in ihrer Hängung als Paar wahr, mal als Serie innerhalb
der Serie. Ein vorheriges Bild kann in ein nächstes übergehen. In einem Bild
kann aufgegriffen werden, was sich im vorhergegangen Bild schon angekündigt
hat. Der Künstler spricht selbst davon, dass vielmehr alles ein Bild ist. Ein
großes Bild, das unendliche Variationen zulässt. Aber immer im Hinblick auf die
Frage, was für eine Wirkung letztlich erzeugt wird.
Denkt man an klassische Wolkendarstellungen in der Kunst,
dann sind es meistens Darstellungen, die im Sakralen zu verorten sind. Während
die frühen Darstellungen von Wolken eine jenseitige Wirklichkeit
repräsentierten, haben die Romantiker damit angefangen, den Himmel in seiner
Beziehung zum Diesseits und zum Menschen wahrzunehmen. Durch das zusätzlich
aufkommende Interesse der Naturwissenschaft an den Wolken, wurde die Wolke
zudem in ihrer Darstellung immer naturgetreuer. Beim englischen
Landschaftsmaler John Constable schien die Darstellung beinahe zur Perfektion
gereift ... und irgendwann kam dann die Moderne und Natürlichkeit wurde nicht
mehr unbedingt abgeleitet von Naturähnlichkeit. So ließen und lassen sich
Wolkenbilder auch als Form abstrakter Bilder lesen, als reine Malerei, die
ihren Ursprung allein im autonomen Gestaltungswillen des Künstlers hat.
In der modernen und zeitgenössischen Kunst geht es schon
lange nicht mehr um die perfekte Nachahmung – die sogenannte mimesis. Für die
Darstellung der Natur gibt es nun keine feste Form mehr. Alles ist offen und
möglich. Auch Arvid Boecker verleiht seinen abstrakten Bildern durch ihre
Nummerierung anstelle von Titeln eine Offenheit. Seine Bilder sind
selbstreferentiell, verweisen auf nichts Außenstehendes, sondern nur auf sich
selbst. Sie bilden nichts ab oder nach. Dies ermöglicht eine vertiefte Betrachter-Bild
Beziehung und lenkt den Fokus allein auf die Wirkung der Bilder, die sie
erzielen. Alles Fassbare wird entzogen. Dem Betrachter der Halt genommen – aber
im positiven Sinne: so sind wir als Betrachter scheinbar schwerelos, an nichts
gebunden, denn über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein.
Wolkenbilder am Himmel sind Metaphern, Bedeutungsträger,
Spiegel und Projektionsflächen. Sie sind nach Goethe Gegenbilder zum
Seelischen. So kann man in Wolkenbilder Bekanntes hineinsehen. Auch die
Leinwand wird bei Boecker zur Projektionsfläche – zum Stimmungsträger. Der
Künstler möchte sich und seine Werke aber nicht festlegen. Er sieht nichts
Gegenständliches in seinen Bildern. Auch wenn Arvid Boecker viel in der Natur
wandert und diese Eindrücke indirekt sicherlich in seine Arbeiten mit
einfließen – im Atelier spielt die Natur keine Rolle. Es findet kein klassischer
Übersetzungsprozess statt. Auch wenn seine Werke keinen Titel tragen, seine
Serien tun dies. Und das kann wiederum Assoziationen beim Betrachter wecken. Und
darum hoffe ich, dass es mir heute verziehen wird, dass ich Wolken als roten
Faden gebrauche, ohne jedoch die Bilder darauf festzulegen und ihren offenen
Charakter in Frage zu stellen.
Wolken in der Natur gehen aus Wachstums- und
Wandlungsprozessen hervor. Auch Boeckers Arbeiten brauchen Zeit, um zu wachsen:
Die Bilder entstehen in einem langsamen,
intensiven Prozess des Auftragens und partiellen Wiederabtragens von Farbe. Dadurch
kann sich das Bild in seiner Entstehung mehrmals verändern – wie die Wolken am
Himmel eben. Zu Beginn seiner Arbeit legt der Künstler mit Bleistift die
Komposition auf dem Bildträger an. Dann trägt er Ölfarbe mit dem Pinsel oder
dem Spachtel auf und zieht sie im nächsten Schritt mit der Rakel von oben nach
unten über die Bildfläche, was reliefartige und marmorierte Strukturen – und an
manchen Stellen auch ‘schlierenhafte’, wolkenanmutende Gefüge ermöglicht. Manchmal
lässt der Künstler auch mit anderen Hilfsmitteln gitterähnliche Strukturen
entstehen, was sich besonders gut an einem Werk im kleinen Ausstellungsraum
zeigt. Auf diese Weise legt Arvid Boecker zahlreiche dünne Farbschichten
übereinander, die Phasen des Trocknens benötigen und ein serielles Arbeiten
bestimmen und ermöglichen. Am Ende entstehen Oberflächentexturen, die an
manchen Stellen so glatt wirken, dass man sie am liebsten berühren möchte. Wolken
sind etwas Unerreichbares. Hier wird in gewisser Weise Unerreichbares
erreichbar und in seiner haptischen Qualität erfahrbar – natürlich erst nach
dem Kauf. Denn auch hier gilt: Bitte nicht berühren.
Der englische Hobbymeteorologe Luke Howard
begab sich Anfang des 19. Jahrhunderts auf Feldforschung und fand Formen für
das Formlose. Er klassifizierte die Wolken, die zwar alle individuelle Gestalt
annahmen, aber von wenigen Grundformen ausgingen. Arvid Boecker ist insofern ebenfalls
Feldforscher. Seit Jahren verfolgt er eine konsequente Strategie der Recherche
auf dem Feld der Malerei, in der es immer wieder neu um den Prozess des Malens,
um Format, Bildgröße, Aufteilung und Strukturierung einer Fläche geht. Sein
Konzept basiert auch immer auf einigen Grundformen: dem Rechteck oder Quadrat. Obwohl
das Format seiner Arbeit streng vorgegeben ist, bietet es dem Künstler Freiraum
– Freiraum zum Experiment. Denn das immer gleiche Format vermittelt dem Maler
Sicherheit. Nach Jahren der wortwörtlichen Feld-Forschung weiß er, wie sich die
Farbe in den Feldern verhält. Durch das Format muss man als Betrachter nicht zu
weit zurücktreten, um es in seiner Ganzheit zu überblicken. Die strenge zur
Form mindert dabei aber weder den Spaß des Künstlers bei der Arbeit, noch den
Spaß des Betrachters beim Schauen.
Colour-Blocking: viele kennen es vermutlich als ein Phänomen
der aktuellen Mode – manchmal gibt es sehr gegensätzliche Kombinationen, die
Aufmerksamkeit erregen. Auch Wolken sind Kollisionen zweier Gegensätzen: Wärme
und Kälte. Boecker zeigt in seinen Arbeiten auch farbige Zweiklänge: Rot wird beispielsweise
mit Orange kombiniert, Blau mit Braun, Orange mit Grau oder Schwarz. Aber all
diese Kombinationen sind in sich stimmig; irritieren nicht. Die Farbflächen
sind bei Boecker selten nur mono- oder duochromatisch. Denn Dichte und
Auflösung, die auch dem Phänomen von Wolken eingeschrieben sind, zeigen sich
auch in den Bildern: durch den beschriebenen Herstellungsprozess schimmert die darunterliegende
Farbe an vielen Stellen hindurch. Schön sind die einzelnen Schichten auch zu
sehen, wenn man die Seitenränder näher betrachtet. Es zeigen sich Nachklänge eines
ehemals Dagewesenen. Take your time –
so ist eine frühere Ausstellung von Arvid Boecker betitelt und sie scheint
nicht nur Credo für den Entstehungsprozess seiner Arbeiten, sondern auch für
die Kunstbetrachtung selbst zu sein. Immer näher begibt man sich als Betrachter
an das Bild heran, um zu entdecken, was sich unter der Oberfläche des obersten
Farbauftrages befindet.
Wolken verändern nicht nur ihre Form, sondern auch ihre
Farbe, je nachdem wie sie vom Licht angestrahlt werden, je nachdem zu welcher
Uhrzeit sie gerade erscheinen. Und unter diesem Aspekt fällt es gar nicht
schwer, in der grauen Farbgestaltung zweier Bilder einen verregneten
Wolkenhimmel zu entdecken. Eine Bildhälfte kann zum Blick in einen mit dunkelblauen
Regenwolken überzogenen Himmel werden. In einem anderen Bild hingegen könnte
man Anklänge an einen Sommertag erkennen, dessen Himmel mit weißen
Schäfchenwolken überzogen ist.
Zum Wesen der Wolke gehört es, sich ständig zu verändern.
Daher ist es schwer, sie festzuhalten. Der Himmel scheint schüchtern zu sein –
möchte sich nicht gerne portraitieren lassen. Auch die Werke Arvid Boeckers changieren
vor dem Auge des Betrachters. Dazu passt auch der Umstand, dass der Künstler
selbst seine Bilder nie als abgeschlossen beschreibt. Man könne ständig an
ihnen weiterarbeiten.
Die Bilder Boeckers leben von Anspannung und Ruhe, Dynamik
und Stillstand, Nüchternheit und Emotionalität, Freiheit und Eingrenzung. Die
Bilder sind durch intuitiven Farbauftrag auf der einen und gedankliche Arbeit
auf der anderen Seite geprägt – durch Gesetz und Zufall. So wie auch Wolken
naturwissenschaftlichen Gesetzen unterliegen, aber niemand den Wind steuern
kann, der sie letztlich in ihre Form bringt. Das Meditative und Beruhigende,
das von Boeckers Arbeiten ausgeht, leidet aber zu keinem Zeitpunkt unter der
angesprochenen Dualität. Die Bilder ‘entschleunigen’ uns, so wie es eben ein
Blick in die Natur meist erzielen kann.
Die Mitte spielt in Boeckers Arbeiten eine essentielle
Rolle. Genau in ihr befindet sich der Längsstreifen, die Trennlinie, die Grenze
zwischen den beiden Farbfeldern. Prinzipiell hat eine Grenzlinie die Funktion
inne, einen Raum zu konzipieren und ihn dadurch als solchen wahrnehmbar zu
machen. Grenzen schaffen Ordnung, trennen einen Raum – oder auch einen Bildraum
in ein ‘Hier’ und ‘Dort‘, in ein ‘Links’ und ein ‘Rechts’. Erst so, in ihrer Trennung und Gegenüberstellung, in
ihrer Differenzlogik, scheinen sich Positionen definieren zu lassen, auch die
des Betrachters selbst.
Doch in einem
Zeitalter des Raums, wie es das 21. Jahrhundert darstellt, in dem sich alles
simultan abspielt, kann man nicht mehr von Grenzen sprechen. An die Stelle der
Grenze tritt die Schwelle, ein Phänomen des Übergangs. Innerhalb der Schwelle
beobachten wir eine konstante Verschiebung von einem Zustand zu einem anderen,
dennoch ist keiner dieser Zustände klar fixierbar. In Boeckers Arbeiten wird so
eine Kommunikation, ein Dialog, zwischen beiden Bildhälften, zwischen beiden
Farben, zugelassen. Die scheinbare Kluft, die beide Hälften trennt, wird zum vielschichtigen
Mittler, über die eine Brücke gespannt werden kann.
Betrachtet man einige
Bilder hier im großen Ausstellungsraum, dann scheint es hinter dem vertikalen
Längsstrich hervorzuleuchten. Das Bild wirkt wie ein Fensterladen, den man
aufklappen möchte, um das Sonnenlicht dahinter hereinzulassen. Durch ihre
Unterteilung wirken Arvid Boeckers Arbeiten wie Diptychen, also zweiteilige
Tafelbilder. Diptychon bedeutet zu Deutsch „gefaltet“. Durch die zaghaften
Anklänge eines Dahinters scheinen sie aber gleichzeitig Triptychen zu sein, die
man nur zu gerne aufklappen würde. Die scheinbare Grenze also entfalten, um
anschließend zu schauen, was sich hinter der Farbe verbirgt. Die Wolken
sozusagen beiseiteschieben und noch tiefer in die Ebenen der Farbaufträge
tauchen.
Boeckers frühere Arbeiten wurden auch schon mit
einer Fahrt in einem Heißluftballon verglichen. Der Betrachter schaut dabei
sozusagen aus der Luft auf die Arbeiten des Künstlers von oben herunter und erkennt
dabei Landschaft. Wir sind dieses Mal aber nicht über den Wolken, sondern
mitten drin.
„Am Dienstag gibt es in Konstanz morgens keine Wolken,
die Sonne scheint und die Temperatur liegt bei 2°C. Am Abend bilden sich
in Konstanz leichte Wolken bei Temperaturen von 6°C bis 8°C.“ So lautet der
heutige Wetterbericht. Also zücken sie schon mal ihre Regenschirme, denn manche Wolken in der
Galerie drohen sich in Regenschauern zu ergießen. Aber sie müssen
beispielsweise nur einen Schritt zur Seite spazieren und schon stehen Sie mitten
in einer Schönwetter-Wolkenformation, die vom Abendrot beleuchtet wird: es wird
ein schöner Abend.
Vielen Dank für
Ihre Aufmerksamkeit.
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#1171
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Einladung zur
Ausstellungseröffnung Dienstag, 25. September 2018, 19 - 21 Uhr
Ulrich Brauchle
Ölbilder und
Radierungen
Einführung durch den Künstler
1971 in Ellwangen/Jagst geboren;
seit 1990 Studium der Kunst, Kunstgeschichte und Geschichte in Stuttgart und
Tübingen; seit 1995 zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland; seit 2014
Mitglied im Künstlerbund Baden-Württemberg; wohnt und arbeitet in Ellwangen.
Kunst
um 18 Uhr mit Apéro: 18. Oktober 2018
Finissage: Samstag, 10. November 2018, 13 – 16 Uhr
Besuchen Sie doch Ulrich Brauchle auch auf seiner Website: www.ulrich-brauchle.de
Schützenstrasse 14 · D-78462 Konstanz
Tel.: +49 7531 16614 · Mobil +49 172 6272 224
galerie@grashey.eu · www.grashey.eu · www.galeriebesuch.de
Öffnungszeiten: Mi - Fr
15 – 18 Uhr,
u.n.Vbg.
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| | Der
Künstler im Atelier Schloss Ellwangen, Foto: Mario Brunner, Stuttgart |
| | | | o.T., Öl auf Leinwand, 2018, 140 x 220 cm | | | Komposition, Öl auf Leinwand, 2016, 230 x 300 cm | | | Windstoß, Öl auf Leinwand, 2018, 170 x 170 cm | | | Kleine Komposition, Öl auf Leinwand, 2017, 40 x 30 cm | | | Blau Blume, Öl auf Leinwand, 2014, 70 x 90 cm | | | Park/Wald, Öl auf Leinwand, 2018, 170 x 200 cm |
|
| Wasserfall, Öl auf Leinwand, 2018, 120 x 160 cm |
200. Ausstellung der Galerie
Dienstag, 24. April 2018, 19 - 21 Uhr
Markus Daum und Jan
P. Thorbecke
Drahtplastik,
Zeichnungen, Malerei
Einführung: Clemens Ottnad, Geschäftsführer Künstlerbund
BW
Markus Daum, geb. 1959 in Säckingen, studierte
von 1982-86 Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart bei
Prof. Alfred Hrdlicka, anschließend bis 1990 an der Hochschule der Künste
Berlin bei Prof. Rolf Szymanski. Er lebt und arbeitet in Radolfzell und
Berlin.
Jan Peter Thorbecke, geb. 1942 in Leipzig, lebt seit
1944 am Bodensee. Ausbildung zum Verlagsbuchhändler. Anschließend Studium der
Freien Malerei an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart (bei K.R.H. Sonderborg) und an der
Kunsthochschule Hamburg. Daneben Studium der Kunstpädagogik und Geschichte an
der Universität Hamburg. Er lebt und arbeitet in Konstanz und Kreuzlingen.
Kunst um 18 Uhr mit Apéro: 24. Mai 2018
Finissage: Samstag, 9. Juni 2018, 13 – 16 Uhr
Schützenstrasse 14 · D-78462 Konstanz
Tel.: +49 7531 16614 · Mobil +49 172 6272 224
galerie@grashey.eu · www.grashey.eu · www.galeriebesuch.de
Öffnungszeiten: Mi - Fr
15 – 18 Uhr,
u.n.Vbg.
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| links: Markus Daum, Kopf 1, 2015/18, Stahldraht, 25x36x30 cm
| rechts: Jan P. Thorbecke, Aus meiner Geschichte, 2017, 100x100cm, Acryl und Ölkreide auf Leinwand
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| Markus Daum, Touch me, 2018 | | Markus Daum, Touch me, Zyklus von 9 Tuschezeichnungen, 2017/18, 65 x 38 cm | | Jan P. Thorbecke, 6 Kapitel aus meiner Geschichte, 2017, 110 x 110 cm, Acryl, Ölkreide, Bleistift, Farbstifte auf Leinen | | Markus Daum, Maske, 2015/18 | | Jan P. Thorbecke links: Die ganze Geschichte III, 2016, 100 x 140 cm, Acryl, Ölkreide, Bleistift, Farbstifte auf Leinen rechts: Fragmente aus einer Geschichte, 2017, 100 x 100 cm, Acryl, Ölkreide, Bleistift, Farbstifte auf Leinen | | Jan P. Thorbecke links:Albumblatt, 2018, 70 x 150 cm, Acryl, Ölkreide, Bleistift, Farbstifte auf Papier rechts: Geschehen auf der Straße, 2016, 70 x 100 cm, Acryl, Ölkreide, Bleistift, Farbstifte auf Papier | | Markus Daum an der Wand: Touch me, Zyklus von 9 Tuschezeichnungen, 2017/18, 65 x 38 cm auf dem Tisch: Kopf I - V, 2018
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Pressemitteilung zur Ausstellung von Markus
Daum und Jan P. Thorbecke in der Galerie Grashey
Ausstellungseröffnung, Dienstag, 24. April
2018, 19 - 21 Uhr
Kunst um18 Uhr mit Apéro am 24. Mai 2018 2018
Finissage, Samstag, 9. Juni, 13–16 Uhr
Einführung:
Clemens Ottnand, Geschäftsführer Künstlerbund BW
Markus
Daum,
geb. 1959 in Säckingen, studierte von 1982-86 Bildhauerei an der Akademie der
Bildenden Künste in Stuttgart bei Prof. Alfred Hrdlicka, anschließend bis 1990
an der Hochschule der Künste Berlin bei Prof. Rolf Szymanski. Er lebt und
arbeitet in Radolfzell und Berlin.
2017 erhielt Markus Daum das Stipendium der Bartels
Foundation in Basel/CH, außerdem ein Arbeitsstipendium aus dem Trustee Programm
EHF 2010 der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Auswahl Ausstellungen: Seine Werke wurden in Deutschland,
Schweiz und Italien ausgestellt, zum Beispiel 2002 im Kunstmuseum Singen, 2007
Kunstverein Radolfzell, 2013 Kunstverein Rastatt, 2015 Städtische Galerie
Tuttlingen.
Die Galerie Grashey zeigt den Bildhauer Markus Daum zum
ersten Mal. Vielen Kunstinteressierten ist er bekannt durch seine Ausstellung
im Kunstverein Konstanz anlässlich der Verleihung des Bodensee Kunstpreises
2012. In der Ausstellung in der Galerie Grashey zeigt Markus Daum Köpfe aus Stahldraht,
die auf einem großen Tisch präsentiert werden, im Schaufenster wird eine Arbeit
aus Stahldraht mit dem Titel „Touch me“ gezeigt. Ergänzt werden die
bildhauerischen Arbeiten mit einer Serie von neun Zeichnungen aus Tusche mit
dem Titel „Touch me“.
„….das Kopfmotiv ist in zahlreichen Werkserien von Markus
Daum allgegenwärtig,….als Sitz von Bewusstsein und Vorstellung, als Zentrum des
Denkens und Fühlens….Die filigranen Objekte stehen als Zeichen im Raum, ebenso
wie sie den Raum be-zeichnen.“ (Zitat
Dr. Ute Hübner, Faltblatt, 2012)
Jan
P. Thorbecke, geb. 1942 in Leipzig, lebt seit 1944 am
Bodensee. Ausbildung zum Verlagsbuchhändler. Anschließend Studium der Freien
Malerei an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart (bei K.R.H. Sonderborg)
und an der Kunsthochschule Hamburg. Er lebt und arbeitet in Konstanz und
Kreuzlingen (CH).
Auswahl Ausstellungen: 2011 Städtisches Kunstmuseum
Singen, 2012/2014/2016/2018 Galerie Klein Darmstadt, 2013 Maubeuge, Frankreich,
2014 Emschertal-Museum, Herne. Die Galerie Grashey zeigte seine Werke
2006/2009/2010/2014.
Farbkräftige
Malerei auf Leinwand Jan P. Thorbeckes wird in den Galerieräumen gezeigt.
Brigitte Schoch-Joswig bezeichnet Thorbecke als „sensiblen Koloristen. Er hat
ein intuitives Gespür für Schwere und Leichtigkeit, Wärme und Kühle, Ruhe und
Bewegung, Aggressivität und Zartheit der Farbe.“ (Kat. 46 kleine Bilder, 2006, S.5)
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| Einführung in die Ausstellung von Clemens Ottnad | - 1 -
Markus Daum & Jan Peter Thorbecke
Drahtplastik, Zeichnungen & Malerei
Galerie Grashey, Konstanz 24.04. – 09.06.2018
Eröffnung der Ausstellung am Dienstag, 24. April 2018, 19.00 Uhr
Zu den besten Essays, die der bekannte französische Philosoph Roland Barthes
(1915–1980) geschrieben hat, zählen diejenigen, die dem nicht weniger berühmten
Künstler Cy Twombly (1928–2011) gewidmet sind. Barthes glaubt darin zu
bemerken, dass Twombly nicht nur mit seinen Bildtiteln, sondern auch mit den seine
Malereien charakterisierenden Zeichenreihen, Chiffren und mehr oder weniger gut
lesbaren Sentenzen und Kritzeleien, die zwischen antiken Weisheiten,
mathematischen Formelsammlungen und dem unflätigen Jargon öffentlicher
Toiletten oszillieren, allerhand „Köder der Bedeutung“ für den Betrachter ausgelegt
habe. Gemeint ist damit offensichtlich, dass es dem Maler us-amerikanischer
Herkunft, der die meiste Zeit seines Lebens zurückgezogen in Italien verbracht hat,
nicht – wie der zeitgenössischen bildenden Kunst ja häufig genug unterstellt wird –
um das Verrätseln ausschließlich um des Rätselhaften willen geht. Vielmehr ist es
ihm darum zu tun, in seinen Arbeiten Spuren zu legen, deren Fährten wir aufnehmen
können, um in dem weiten Spektrum sowohl der Menschheitsgeschichte allgemein
wie auch der eigenen biografischen Existenz Sinn und Bedeutung zu erfassen. In
einer seiner schriftlichen Apologien hat Cy Twombly diese Spanne von einem Anfang,
einem (arkadisch-himmlisch) ungetrübten Glück bis zum (tragisch) jähen Ende
desselben, Tod und Leben, die bisweilen auch unversehens kurz in sich
zusammenfallen können, folgendermaßen gefasst: "Sind Sie je in Arkadien gewesen?
[Und damit ist der Glückszustand gewissermaßen auch schon beendet.] In einem
Dorf sah ich eine junge Frau weinen. Sie hörte auf und begann von neuem. Ihre Knie
gaben nach; sie musste von anderen Dorfbewohnern gestützt werden. Sie hatte
gerade ihren Mann verloren, der wenige Tage nach ihrer Trauung bei einem
Autounfall ums Leben gekommen war. Sie würde keinen anderen Mann mehr finden,
denn sie war ja nicht mehr unberührt. Ihr ganzes Leben war bereits tragisch
geworden."
- 2 -
Der Zusammenfall nun gänzlich verschiedener Wesens- und Seinszustände vollzieht
sich ebenso in den Arbeiten der beiden Künstler unserer Ausstellung Markus Daum
und Jan Peter Thorbecke hier in der Galerie Grashey. Es ist dies auch ein
Zusammenfall verschiedener bildnerischer Ausdrucksmedien und Ausdrucksqualitäten,
die wir ansonsten als in der Regel getrennt voneinander wahrzunehmen
pflegen.
Lösen sich die zwischen 2015 und 2018 entstandenen Plastiken aus Draht von
Markus Daum schier zu schwerelosen Linienzeichnungen im Raum hin auf und
entheben sich damit den bildhauerischen Konventionen geschlossen haptischer
Oberflächen, Volumenhaltigkeit und Materialschwere, erwecken umgekehrt die
Daum’schen Tuscheblätter der neuen Reihe Touch me (2017/2018) den Eindruck, als
ballten sich Linie und Farbe nachgerade handgreiflich erfahrbar zu anwachsend
verdichteten Schweren und Körpern zusammen. Ihre herausfordernd affirmative
Betitelung Touch me – Berühr mich! – muss zusätzlich noch irritieren: es gilt doch
nach wie vor (und dafür wird allein schon die versierte Galeristin sorgen) das
unausgesprochene Noli me tangere der unter Glas vollkommen unberührbaren
Papiere wie der fragilen Raumgebilde aus Metall zu berücksichtigen. Mit ernsthaften
gesundheitlichen Folgen für Leib und Leben müssten gar jene waghalsigen Besucher
rechnen, die sich dem Gebot ergäben und Hand anlegten an das größte, erst kurz
vor der Ausstellungseröffnung fertiggestellte Objekt Daums auf dem Sockel. Seine
Fühler, Antennen, Arme, Stacheln streckt es in den Raum aus, das Körperinnere
aufgelöst, in die umgebende Atmosphäre expandierend, synaptische
Anknüpfungspunkte suchend; bestehende Form aufgeben, um neue Form zu finden.
Sind wir einerseits mit den blickdurchlässigen Drahtzeichnungen konfrontiert, die als
Köpfe im Werk von Markus Daum schon seit einer geraumen Zeit eine zentrale
Stellung einnehmen, ist es so, als sähen wir angesichts der Tuschezeichnungen
andererseits vollends in manch Kopf- und Körperinnere hinein. Lineare Notationen
wechseln da mit chaotischen Wirbeln und Gerinseln, die mikroskopische Nahsicht
gewährt Einblicke in atemloses Zellgewimmel, nass in nass die Tusche in den immer
wieder gewässerten Papieren zerfließend, Strich um Strich organisch gänzlich in den
- 3 -
Bildgrund so versunken, als wüchse daraus eine im Helldunkel nachgerade
wildwuchernde Kopflinienlandschaft hervor.
Anmutungen von Landschaft und Figuren – sozusagen Köder der Bedeutung der
etwas anderen Art und in Farbe – finden wir ebenso in den hier gezeigten Arbeiten
von Jan Peter Thorbecke vor, die in den vergangenen zwei Jahren in Acryl und
Ölkreiden auf Leinwand und Papier entstanden sind. Ohne aber dass etwa konkret
bezeichenbare Topografien vor uns ausgebreitet wären (häufig arbeitet Thorbecke
mit fotografischen Erinnerungsbildern, Versatzstücken aus Familienalben o.ä.),
ordnet der Künstler diese (Farb)Landschaften neu. Ob es nun tatsächlich
Berghorizonte, Baumformationen, Wiesenhänge, Wolken oder Wasser seien oder –
jenseits alles Gegenständlichen – nichts von alledem, in zunächst fast seriellen
Reihungen sind die Einzelformen vollflächig allover über den Darstellungsgrund
gesetzt. Diese scheinbare Serialität wird jedoch durch die koloristisch fein
ausdifferenzierte, intensive Farbigkeit der miteinander verfügten Flächen umgehend
wieder aufgehoben. Als handelte es sich über die optisch-visuelle Wirkung des
Malerischen hinaus zugleich um eine Art von Schriftstück, sind die so spannungsvoll
rhythmisierten Kompositionen über das gesamte Format hinweg mit zeichenhaft
grafischen Einsprengseln versehen. Mal folgen sie der Form und den Valeurs der
Farbe, mal feiern sie – selbstsinnig im ungestümen Bildspiel umhertaumelnd –
fröhliche Urständ, immer aber vermitteln sie in der ihnen eigenen Ursprünglichkeit
kindhaften Gekritzels und Gekrakels eine überbordende Vitalität sinn- und
sinnenreich aufgeladener Vorstellungswelten.
Das eingangs genannte Essay von Roland Barthes über Cy Twombly aus dem Jahr
1976 übrigens ist just unter dem Titel Non multa sed multum erschienen. Dieser
bezieht sich damit auf eine Textstelle bei Plinius d.J. (ca. 61–113 n. Chr.), die wohl
sinngemäß ausdrücken soll, dass es immer nur um Viel und nicht um Vielerlei
Verschiedenes – also um ein erkennbares Gesamtes und nicht um beliebige,
zahlreiche Einzelheiten – gehen müsse. Der Philosoph vergleicht den Künstler darin
gewissermaßen mit einem taoistischen Meister, der „produziert, ohne sich etwas
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anzueignen [...] Er tut, ohne etwas zu erwarten. Ist sein Werk vollendet, hängt er
nicht daran. Und weil er nicht daran hängt, wird es bleiben."
Bleibt zu hoffen, dass unsere beiden Künstler Markus Daum und Jan Peter Thorbecke
wenigstens soweit nicht an ihren Arbeiten hängen, als dass sie dieselben nicht auch
an völlig zurecht Begeisterungsfähige und Interessierte in/aus dieser Ausstellung hier
weitergeben würden. Denn Eines ist in jedem Fall sicher: auch ihre Werke werden
bleiben – non multa sed multum! Clemens Ottnad M.A., Kunsthistoriker Geschäftsführer des Künstlerbundes Baden-Württemberg |
Einführung: Marie-Luise Namislow, Kunstwissenschaftlerin,
M.A.
Anna Lehmann-Brauns (geb. 1967 in
Berlin) studierte Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in
Leipzig. 2001 Absolventin der Meisterklasse von Joachim Brohm.
Sie lebt und arbeitet in Berlin.
Die Ausstellung erfolgt in Kooperation mit dem Kunstverein Konstanz. Dort
findet die Eröffnung ebenfalls am 16. Februar statt, um 19 Uhr. Einführung: Dorothea Cremer-Schacht, Kunstverein Konstanz. Künstlergespräch: Sonntag, 11. März 2018, 11 Uhr: Dr. Matthias Harder, Hauptkurator der Helmut-Newton-Stiftung Berlin, im Gespräch mit Anna Lehmann-Brauns.
Kunst um 18 Uhr mit Apéro: 8. März 2018
Finissage: Sonntag, 8. April 2018, 13 – 16 Uhr
Ostern geschlossen: 26.03. – 03.04.2018
| "Spanien", 2015, Druck unter Plexiglas, 60 x 90 cm, Auflage 6
|
| "Barney Filmkulisse", 2016, C-Print auf Aluminium, 60 x 60 cm, Auflage 6
| | "DADA", 2015, Druck unter Plexiglas, 60 x 90 cm, Auflage 6
| | "Las Vegas", 2016, C-Print auf Aluminium, 40 x 40 cm, Auflage 6
|
| "Malerei, San Francisco", 2016, C-Print auf Aluminium, 50 x 40 cm, Auflage 6
|
| "Polk Street", 2016, C-Print auf Aluminium, 80 x 80 cm, Auflage 6
| | "Virginia City", 2016, Druck auf Aluminium, 60 x 90 cm, Auflage 6
| | "Telefonzelle, Budapest", 2012, C-Print auf Aluminium, 40 x 32 cm, Auflage 15 | |
"Swinger Club", 2016, C-Print auf Aluminium, 50 x 50 cm, Auflage 10 | | Einführung: Marie-Luise Namislow, Kunstwissenschaftlerin, M.A.
| Anna
Lehmann Brauns – Fotografien als Modell und Wirklichkeit
Liebe
Ursula Grashey, liebe Anna Lehmann-Brauns, liebe Freunde der Galerie,
Heute
Abend, das sagt bereits der zunächst allgemein klingende Titel der neuen
Ausstellung von Anna Lehmann-Brauns, geht es um Fotografien. Die Fotografin und
Künstlerin studierte unter Joachim Brohm Fotografie an der Hochschule für
Grafik und Buchkunst in Leipzig. Heute lebt und arbeitet sie in Berlin, wenn sie
nicht aufgrund von Artist Residencies
oder Ausstellungsbeteiligungen an anderen Orten anzutreffen ist.
So
war sie 2015 Stipendiatin auf Schloss Balmoral. Sie erhielt unter anderem den
Kodak Nachwuchsförderpreis, Förderung durch den DAAD und den BRITA Kunstpreis.
Ihre Fotografien wurden bereits in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland
gewürdigt. In der Galerie Grashey ist sie nun zum zweiten Mal zu sehen und
heute auch noch im Anschluss im Kunstverein Konstanz, mit dem diese Ausstellung
in Kooperation entwickelt wurde.
Angeregt
durch den Titel der Ausstellung möchte ich nun versuchen vom Allgemeinen der
Fotografie das Spezifische der Fotografien von Anna Lehmann-Brauns herzuleiten:
Fotografien als Modell und Wirklichkeit.
Zurückgehend
auf die ersten Schriften zur Fotografie des Engländers William Henry Fox Talbot
im 19. Jahrhundert, wird diese bis ins fortgeschrittene 20. Jahrhundert anhand
ihrer technischen Voraussetzungen als Spur eines real Dagewesenen verstanden. Die
Fotografie wird in der Folge als Resultat eines chemisch-technischen Vorgangs
auf ihre Abbildung eines Hier-und-Jetzt reduziert. So begreift auch Roland
Barthes die Fotografie „ausschließlich vom »Dagewesensein« der in ihr
wiedergegebenen Sache her.“[1]
In Abgrenzung dazu spricht der französische Semiologe indes der Malerei die
Fähigkeit zur Fiktion zu; sie könne „Realität fingieren, ohne sie gesehen zu
haben.“[2]
Erst durch die inszenierten Fotografien einer Cindy Sherman, mit ihren Untitled Filmstills, und eines Jeff Wall
in den 1970er Jahren verändern sich die Parameter mit denen Fotografien
betrachtet werden. Besonders der Dokumentcharakter wird durch die
Inszenierungen zugunsten einer Öffnung hin zur Fiktion überschritten.
Betrachten
wir nun die Arbeiten von Anna Lehmann-Brauns wird klar, dass auch mit
Fotografien fingiert werden kann, denn ihr Interesse gilt der Inszenierung und
dem Bühnenhaften. Nicht nur eröffnen ihre menschenleeren Bilder Nährboden für
unser Imagination, lassen uns Geschichten erfinden und Szenen ausmalen, die
genau so vermutlich niemals stattgefunden haben. Gerade ihre Fotografien von
Modellen verweisen darauf, dass die Fotografie als Modell und Wirklichkeit fungiert. Den indexikalischen, das heißt
abbildenden Charakter einer vorbildlichen Wirklichkeit untergraben ihre
Arbeiten dabei keineswegs, allerdings wird er nun zur Entwicklung elaborierter
möglicher Welten eingesetzt.
Bereits
im Studium, einer Zeit in der die Fotografie noch unter dem Einfluss der konzeptuell-distanzierten
Sachlichkeit der Becherschule stand, löst sich Anna Lehmann-Brauns wie ihre
Zeitgenossen Thomas Demand, Oliver Boberg oder Lois Renner von diesen
vermeintlichen Vorgaben und beginnt mit dem Bau von Modellen im
Puppenstubenformat, fiktiven Wirklichkeiten, die sie später fotografisch
festhält. Ihre Arbeiten können daher wie jene als Meta-Fotografien bezeichnet
werden, die sich mit der Gemachtheit des fotografischen Bildes und dem
Verhältnis von Fotografie und Wirklichkeit befassen.
Wichtiger
als solche konzeptuellen Beweggründe sind für Anna Lehmann-Brauns allerdings
die Themen und Sujets, die sie in ihren Bildern behandelt. Noch heute greift
sie auf die Strategie des Modellbaus gerne zurück, mittlerweile allerdings mit
analogen und digitalen Mitteln. So entstand auch die Serie Dada, der auch das
Motiv der Einladungskarte entnommen ist, während ihres Aufenthalts als
Stipendiatin auf Schloss Balmoral. Der Raum mit der Dalí Couch in Form eines
Mundes, dem blauschimmernden Wandbehang und dem Plakat „What is Dada?“ von Theo
van Doesburg der Gruppe de Stijl hat so nie existiert. Im Modell konzentriert
Anna Lehmann-Brauns Versatzstücke und Dada-Ikonen und macht so einen möglichen
Raum auf, der uns zum Nachdenken anregt.
Die
Arbeit in Serien ermöglicht ihr die Flexibilität sich immer wieder auf Neues
einzulassen und auch die Genugtuung Projekte abzuschließen. Ideen und Konzepte
für ihre Fotografien entwickelt sie durchaus in Resonanz auf ihr Umfeld. So ist
die Dada-Serie dem Jahresthema der Balmoral Stipendiaten zum 100 jährigen
Dada-Jubiläum geschuldet.
Ob
Modell, Filmsets oder vorgefundene Orte – womit der Kosmos der Bildräume von
Anna Lehmann-Brauns umrissen wäre – was die fotografischen Räume eint, sind die
Stimmungen, die darüber transportiert werden. Dies sehen wir besonders auch in
der Ausstellung hier in der Galerie Grashey, die eine überblickhafte
Zusammenschau ihres Werks abbildet. Die Stimmungen der Bilder changieren
zwischen Einsamkeit, Sehnsucht, Melancholie, Erinnerung und Traum. Zentrale
Komponenten in der Bildentstehung sind dabei Farbgebung und Komposition,
wodurch ihren Fotografien eine fast malerische Qualität eignet. Nicht zuletzt
ist auch die Zeit ein wichtiger Faktor, denn die analogen Fotografien entstehen
bei Belichtungszeiten von bis zu einer Minute und stets unter Einsatz ihrer
Mittelformatkamera, die die hohe Auflösung bedingt, und eines Stativs.
Dass
die vorgefundenen Räume menschenleer sind, erklärt sich also auch ganz
funktional darüber, dass die Schärfe und Ausleuchtung selbst der letzten
Winkel, durch natürliche menschliche Bewegungen nicht zu gewährleisten wäre. Im
Gespräch gibt die Fotografin noch eine psychologische Erklärung – sie sei
schüchtern. Portraits liebt sie nach eigener Aussage dennoch und möchte auch
ihre Modell-Serie künstlich angefertigter Räume als Portraits verstanden wissen.
Dies transportiert sich bereits über die Titel wie Dieter, Käthe und so fort. Und
vielleicht sind die vielsagenden Stimmungen und Eindrücke, die Anna
Lehmann-Brauns in ihren Portrait-Modellen inszeniert, im Bezug auf den sich
stetig verändernden Menschen nachhaltiger und wahrhaftiger als ein Portrait des
Antlitzes zu einem gegebenen Zeitpunkt.
Der
Mensch taucht auch in ihren Fotografien vorgefundener urbaner Räume und von
Filmsets auf, wenngleich abermals nicht physisch anwesend, so doch als Spur,
zum Beispiel in Form einer Werbefotografie als Bild im Bild. In den Fotografien
von Außenräumen und Fassaden scheint der Mensch beispielsweise als Urheber von
Wandmalereien auf, ebenso wie die Künstlerin in den DADA Schriftzügen und Tags innerhalb ihrer Dada-Serie Spuren
hinterlassen hat und somit auch im Modell in die Wirklichkeit eingreift. Lässt
die Ausschnitthaftigkeit der Fotografie immer den Gedanken an eine Person
außerhalb des Bildfeldes zu, so verstärkt Anna Lehmann-Brauns diesen Effekt
noch, indem sie Schwellen im Bild festhält, Türen und Fenster, die halb
geöffnet sind und den Blick in Nebenräume zulassen und die die Vermutung beschwören,
dass gerade erst jemand diesen nun leeren Ort verlassen haben könnte oder im
nächsten Moment womöglich die Bildfläche betreten mag.
Der
beleuchtete Nebenraum in der Fotografie „Barneys“, die in den Filmstudios in
Babelsberg entstand, entfaltet seine Anziehung über eben diese Suggestionskraft,
die Anna Lehmann-Brauns in ihren Bildern entfaltet. Das Filmset kann in ihren
Arbeiten als Scharnier zwischen Modell und Wirklichkeit, zwischen Fotografien
von Modellen und vorgefundenen Orten gelten. Der Gedanke an Filmszenen, die
ähnliche Stimmungen wie die hier gezeigten Fotografien einfangen liegt nahe. So
erinnert ein vorgefundener Hotelflur in Virginia City an die einprägsamen Flure
aus Stanley Kubricks „Shining“ (1989). Ich musste sofort an den Film „Lost in
Translation“ (2004) von Sofia Coppola denken, der hauptsächlich in einem
Luxushotel in Tokio spielt und die Protagonisten Scarlett Johansson und Bill
Murray vor der nächtlich erleuchteten Stadtkulisse und in den imposant und doch
kühlen Innenräumen des Hotels als einsam traurige Nomaden voller Sehnsüchte erscheinen
lässt. Den Anspruch Hollywoods als Traumfabrik lösen auch die Fotografien von
Anna Lehmann-Brauns ein, die uns zum imaginieren einladen und dazu die leeren
Orte mit unseren eigenen Erinnerungen und Sehnsüchten zu füllen oder sie
schlichtweg als gemachte Bildwelten, als Modell und Wirklichkeit, zu erkunden. Und
hiermit wünsche ich Ihnen jetzt viel Vergnügen mit der neuen Ausstellung von
Anna Lehmann-Brauns.
[1] Barthes nach Blunck. Lars
Blunck, Fotografische Wirklichkeiten,
in: Ders. (Hrsg.), Die fotografische
Wirklichkeit, Inszenierung, Fiktion, Narration, Bielefeld, 2010: 24.
[2] Roland Barthes, Die helle Kammer, Frankfurt am Main,
1985: 86.
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Ursula Grashey, Anna Lehmann-Brauns, Marie-Louise Namislow (v.l.)
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und andere Materialien | | Vernissage Dienstag, 14. November 19 bis 21 Uhr | | Einführung in die Ausstellung: Viola Meyer, Studentin der Kunstwissenschaften, M.A. | | Kunst um 18 Uhr mit Apéro am 30. November 2017 | | Finissage: Samstag, 16. Dezember 2017, 13 - 16 Uhr |
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| o.T., Öltempera auf Leinwand, 2016, 90 x 140 cm
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Einführungsrede von Viola Meyer:
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Schere, Stein, Papier – auch Schnick,
Schnack, Schnuck genannt – ist ein weltweit verbreitetes Spiel, das sowohl
bei Kindern als auch bei Erwachsenen sehr beliebt ist. Jeder der Kontrahenten
entscheidet sich gleichzeitig für ein Symbol, welches mit der Hand dargestellt
wird. Da jedes Symbol gegen eines der anderen gewinnen und gegen ein anderes
verlieren kann, ist der Spielausgang ungewiss.
Doch bei uns heißt das Spiel und damit auch der
Titel der aktuellen Ausstellung anders: Herzlich Willkommen liebe Ursula, liebe
Vera, liebe Freundinnen und Freunde der Galerie
Grashey: Wir spielen heute Pinsel, Stein, Papier.
Doch bevor wir mit dem Spiel beginnen, sollten
die Spielregeln klar bekannt sein:
Die Künstlerin und heutige Spielleiterin Vera
Rothamel wurde 1957 in Luzern geboren. Dort studierte sie von 1979 bis 1980 an
der Schule für Gestaltung. Anschließend absolvierte sie an der Hochschule der
Künste in Berlin ein Studium der Maltechnik und der Visuellen Kommunikation,
das sie als Meisterschülerin abschloss. Neben zahlreichen Ausstellungen in
Deutschland und der Schweiz, waren ihre Werke im Rahmen von
Gruppenausstellungen zudem auch in Paris und Philadelphia zu sehen. In der Galerie Grashey stellt sie nun zum
sechsten Mal aus. Heute lebt und arbeitet Vera Rothamel in Zürich.
Allgemein schlägt die Schere das Papier, das
Papier den Stein und der Stein die Schere. Aber Vera Rothamels Spiel verläuft
anders. Pinsel, Stein und Papier sind allesamt Werkzeuge der Künstlerin. In
ihren Arbeiten geht es nicht darum, dass eines der Symbole ein anderes schlägt.
Vielmehr werden diese kombiniert und ergänzen und bedingen sich dadurch
gegenseitig. Die einzelnen Werkzeuge und damit einhergehenden Techniken werden
nicht separat, sondern neben- und übereinander verwendet, was zu den für die
Künstlerin typischen Farbschichtungen und Ebenen führt. Neben dem besagten
Werkzeug Pinsel, dienen ihr auch Rakel und Walze als Hilfsmittel. Schablonen
oder Lochstoff gelangen ebenso zum Einsatz wie Sprayfarbe. Die Konsistenz der
Öltempera-Farbe auf ihren Gemälden ermöglicht auf den Bildträgern dichte und
wässrige Stellen mit sich vermischenden oder lasierend wirkenden Farben. Mit
Gummispachtel und Rakel wischt die Künstlerin beispielsweise über die
Bildoberfläche, darüber kann sie dann Rollstempel und Tapeten- oder Gummiwalzen
mit eingedruckten Mustern ziehen. Übermalungen sorgen für ein Spiel zwischen
Figuration und Abstraktion, zwischen Wille und Zufall. Die Werkzeuge
ermöglichen der Künstlerin etwas, was der alleinige Einsatz des Pinsels vielleicht
nicht vermocht hätte. Wenn Sie denken: Wir sind doch im falschen Spiel?
Vielleicht. Denn die verwendeten Arbeitsgeräte erinnern stark an die der Druckgraphik.
Doch wie bereits erwähnt, geht es hier nicht um ein Ausbooten, sondern ein
Ausloten. Um ein Ausloten des Mediums Malerei, das es ermöglicht, die
Vorstellung, was Malerei ausmacht, zu überdenken und neu zu entdecken. Vera
Rothamels Nähe zur Druckgraphik kommt nicht von ungefähr: Seit 1999 beschäftigt
sich die Künstlerin mit der Lithographie, die einen wichtigen Teil ihrer Arbeit
bildet und in der Steindruckerei
Wolfensberger in Zürich umgesetzt wird. Malerei und Lithographie sind hier
in der Galerie Grashey harmonisch nebeneinander
platziert, vereint in ihren floral-organischen Mustern und den vorherrschenden Grüntönen
kreieren sie in den Räumen ihre eigene Biosphäre. Durch ihre abwechselnde Hängung
leiten die einzelnen Werke den Blick des Betrachters gezielt entlang der Wände.
Hier sorgt ein Gemälde für eine Vielzahl an Sinnesreizen, dort eine
Lithographie für anschließende Entspannung, oder umgekehrt. Dieses Spiel
wiederholt sich; wird aber niemals langweilig.
Liebe Mitspieler, Sie sind in diesem Spiel als aktiver
Betrachter gefordert. Denn Vera Rothamels Bilder laden zu einer Reise des
Sehens ein. Sie müssen dazu bereit sein, sich auf die Bildsprache der
Künstlerin einzulassen, nahe an die Malereien heranzutreten, um das Spiel von
Form- und Farbveränderungen zu beobachten, das uns dazu inspiriert,
weiterzudenken, unser Sehen zu reflektieren und über den Bilderrand hinaus zu
schauen.
Treten wir also vor die großformatigen Öltempera-Gemälde.
In diesen Arbeiten kann man sich geradezu verlieren. An dieser Stelle möchte
ich den Filmwissenschaftler Béla Balázs zitieren, der in seinem Buch Der Geist des Films, folgende Szene
beschreibt:
Einst
lebte ein alter Maler, der ein herrliches Landschaftsbild schuf. [...] Dem
Maler gefiel sein Bild so gut, daß ihn die Sehnsucht packte. Er ging in sein
Bild hinein und folgte dem Pfad, den er selbst gemalt hatte. Er wanderte immer
weiter in die Tiefe des Bildes, dann verschwand er hinter [einem] Berg und kam
nie mehr zum Vorschein.[1]
Aus dem Gegenüber von Subjekt und Objekt –
Bildbetrachter und Bild – ist eine Verschmelzung beider geworden. Auch wenn
Balázs in diesem Zusammenhang das Vermögen von Film beschreibt, zeigt die Erzählung
eine recht anschauliche Allegorie von allzu großer Versunkenheit der
Kunstbetrachtung.
Auch Vera Rothamels Arbeiten möchten erlebt
werden und ziehen den Betrachter in ihren Bann und in sie hinein. Das Gefühl
des „Ins-Bild-Gehens“ können wir in ihren Öltempera-Arbeiten spüren. Diese
erzeugen durch die sich in der Nahdistanz verflüchtigenden äußeren Grenzen der
jeweiligen Bilder, den Eindruck eines ,Eingehülltseins’ in einen Sog von einzigartigem
und leuchtendem Farbenreichtum, der geradezu paradiesisch anmutet – ein
witziger Zufall, da wir uns auch gerade im Stadtteil Paradies befinden.
Mit der von Leon Battista Albertis geprägten
Metapher des Offenen Fensters
argumentierend, gleicht der Blick auf ein Bild dem durch ein offenes Fenster.
Ein Gemälde kann dann als Ausschnitt einer Welt angesehen werden, das einen gerahmten
Blick auf eine Realität bietet, die möglicherweise nicht auf das einzugrenzen
ist, was das Bild zeigt. Der Blick ist nicht länger nur auf das Bild gerichtet,
sondern er geht quasi durch es hindurch, und lässt somit die Flächigkeit des
Bildes in Vergessenheit geraten.
Doch in welche Welt treten wir bei Vera Rothamel ein? Der
Künstlerin geht es nicht um perfekte Nachahmung von Realität. Ihre Bilder
befinden sich in einem Schwebezustand zwischen gegenständlicher und abstrakter
Malerei. Daher verwundert es nicht, dass die Welt, mit der wir konfrontiert
werden von derjenigen abweicht, die uns bekannt ist: wir sehen farbige Wirbel
und Farbflächen. Mal müssen wir gitterartige Gebilde in zartem Rosa oder Gelb zur
Seite schieben, um dahinter auf lebhafte Farbverläufe zu treffen.
Aber dennoch scheinen wir in einen Dschungel geraten zu sein, der
Vorstellungen evoziert, die wir mit bekannten Formen verbinden. Die Natur
scheint hierfür den Formfundus zu liefern. Denn, riechen Sie nicht den Duft von
Blüten und Früchten? Hören Sie nicht die Vögel über sich? Hier wird ein Fleck
zum Blatt, eine diagonal übers Bild führende Linie zur Liane und ein etwas dicker
aufgetragener Strich zum Ast, von dem wiederum tropische Blüten sprießen. Die
gitterähnlichen Formen scheinen sich in Kletterefeu zu verwandeln und zwischen den
intensiv grün leuchtenden Büschen, blitzt schillerndes orangefarbenes Sonnenlicht
hindurch und taucht das ganze Geschehen in Licht- und Schattenspiele. Direkt
nebeneinander platziert, scheinen sich die Farben an Leuchtkraft gegenseitig zu
höchster Wirkung zu steigern. Die Farbe als zentrales Gestaltungselement in den
Arbeiten Vera Rothamels scheint hier eine Brücke über die Welt zwischen
Verstand und Gefühl zu bilden.
Aber je länger wir die Formen betrachten, desto mehr verflüchtigen
sie sich wieder ins Ungegenständliche: Die Bilder werden zu einem
Schauplatz des Suchens und Findens, der Entdeckungen und Verwerfungen. Denn die
Bilder der Künstlerin stehen nicht still, sie sind nicht statisch, sondern
lassen Momente des Prozesshaften zu. Das Bildgeschehen ist von kreativer Dynamik
erfasst, die die Bilder allerdings nie in ihrer Harmonie in Farbe und
Komposition mindert. Wir können nicht sprichwörtlich das Gras wachsen hören,
aber wir scheinen zu sehen, wie es wächst. „Die Naturmotive sprießen aus dem
Humus von geschichteten Farbaufträgen“[2], wie
es die Autorin und Kunstkritikerin Dominique von Burg treffend formulierte. Die
abgebildeten Wachstumsprozesse dienen der Künstlerin als Metapher für das Malen
selbst. Der Künstlerin geht es nicht um das „was“, sondern vielmehr um das
„wie“. Das „wie“ des Entstehungsprozesses, aber auch das „wie“ des Sehens. Vera Rothamel begreift die Malerei als ein
Werkzeug über sich, die Essenz der Kunst und die Welt etwas zu erfahren.[3]
Die Auseinandersetzung mit Wahrnehmung und dem
anschließenden Umsetzungsprozess wird auch in den hier ausgestellten Lithographien
thematisiert. Auf all diesen Druckgraphiken sehen wir einen Tuscheläufer in
verschiedenen Grüntönen. In gitterartiger Struktur breitet sich dieser Läufer auf
sogenannten Irisdrucken aus, die typischerweise durch ineinander verlaufende
Farbränder gekennzeichnet sind. Der Läufer scheint immer gleich zu sein, doch
mal ist er vereinzelt, mal gespiegelt, mal verdoppelt. Die Künstlerin spielt
mit den einzelnen Komponenten, die Komponenten selbst aber auch frei miteinander.
Durch die Glasrahmung kann der Betrachter sich gespiegelt sehen und sich mitten
im Zusammenspiel mit den flächigen und den zeichnerischen Elementen
wiederfinden. Daher scheint der Titel, den die Künstlerin dieser Werkreihe
gibt, nur allzu treffend: Spiel Satz.
Auch bei dem Steindruckverfahren werden passend zum
Ausstellungstitel mehrere Werkzeuge verwendet: auf dem Lithographiestein kann
gezeichnet, gemalt oder auf andere Weise Kreide oder Tusche aufgetragen werden.
Was auf dem Stein fixiert ist, kann dann in beliebigen Farben gedruckt werden. Während
des Druckprozesses kann experimentiert werden, indem beispielsweise Papier in
verschiedenen Richtungen in die Druckmaschine gelegt wird, was dann zu
individuellen Unikaten führt.
Wie bei dem Spiel Schnick,
Schnack, Schnuck ist auch hier der Spielausgang ungewiss, denn beim Drucken
weiß man nicht, was sich letztlich für Farbkombinationen ergeben. Dennoch setzt
die Arbeit einen sehr analytischen Denk- und Handlungsprozess voraus, denn
jeder Schritt muss hinsichtlich seiner Positionierung und potentieller Wirkung
gut durchdacht sein.
Ähnlich wie ein Tonsatz, der innerhalb der Musiktheorie ein
handwerklicher Aspekt von Komposition und Arrangement in mehrstimmigen Werken
darstellt, scheint die Anordnung der einzelnen Komponenten essentiell zu sein:
sie ergeben die Harmonie. Der Ton macht die Musik, die Drucksätze das Spiel.
Dennoch – da es sich bei dem Titel Spiel Satz um zwei getrennte Worte handelt, wirkt der Titel der
Werkreihe doch wie eine Aufforderung. Also: lassen Sie uns eine Runde Pinsel, Stein, Papier spielen. Aber
bitte schummeln Sie nicht und seien Sie im Falle, dass Sie geschlagen werden,
nicht enttäuscht. Denn Sie können heute hier in den Galerieräumen, umgeben von
den inspirierenden Arbeiten der Künstlerin, nur gewinnen.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen
einen schönen Abend.
[1] Béla Balázs: Der Geist des Films, Frankfurt am Main
2001, S. 101.
[2] Dominique von Burg: Dem Abenteuer Farbe auf der Spur, S. 17,
in: Vera Rothamel. Malerei treibt Blüten,
2013.
[3] Vgl. ebd.
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Gabriela Morschett | Vernissage Dienstag, 19. September 19 bis 21 Uhr | Drahtskulpturen und Arbeiten auf Papier | Einführung in die Ausstellung: Viola Meyer, Studentin der Kunstwissenschaften, M.A. | Kunst um 18 Uhr mit Apéro am 13.Oktober 2017 | Galerie geschlossen vom 4. bis 11. Oktober 2017 | Finissage: Samstag, 21. Oktber 2017, 13 - 16 Uhr |
| Metamorphose, 2016, Eisendraht, 93 x 37 x 74 cm |
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Einführungsrede von Viola Meyer:
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„Nulla dies sine linea“ –
kein Tag ohne Linie. Diese Sentenz notierte Paul Klee 1938 in sein Œuvre-Verzeichnis.
Die Zeichnung war für Klee die intimste Möglichkeit, sich künstlerisch zu
orientieren und gestalterisch zu verwirklichen. Auch für die Künstlerin
Gabriela Morschett ist die Linie mehr als nur reine Form, sondern eine Form der
Sprache und des Ausdrucks, eine Möglichkeit das Innere nach außen zu kehren.
Und
damit begrüße ich Sie – liebe Ursula, liebe Gabriela Morschett und liebe
Freundinnen und Freunde der Galerie
Grashey – recht herzlich. Ich freue mich, die heutige Ausstellung eröffnen
zu dürfen.
Um die
Linie – das haben Sie beim ersten Durchqueren der Galerieräume sicherlich schon
festgestellt, dreht es sich unverkennbar in Gabriela Morschetts Arbeiten. Die
Linie als Grundlage jeder Zeichnung oder jedes malerischen Ausdrucks ist eine
nicht ganz einfach zu greifende Angelegenheit und es gibt viele Erzählungen und
Theorien zu ihrer Entstehung, Art oder Funktion. Wegen der leichten
didaktischen Note, die solchen einführenden Worten meist eigen ist, möchte ich
mit zwei kurzen Anekdoten beginnen:
Der römische
Universalgelehrte Plinius d. Ä. (23 – 79 n. Chr.) führt die Entstehung der
Malerei in seiner bekannten Enzyklopädie Naturalis
Historia auf eine rührende Liebesgeschichte zurück. Die Tochter eines
Töpfers umzog aus Liebe zu einem jungen Mann, der in die Ferne ging, bei
Lampenlicht an der Wand den Schatten seines Gesichts mit Linien, aus denen dann
ihr Vater mit Ton ein Abbild in Form einer Plastik formte – wohl das erste
Menschenbildnis überhaupt. Im Ursprung: die Linie.
In
einem anderen Buch der Naturalis Historia
kommt Plinius auf den Maler Apelles zu sprechen, der als einer der größten
Maler der Antike galt. Der Gelehrte beschreibt dabei einen Wettstreit zwischen Appelles
und einem anderen Maler namens Protogenes, bei dem es darum ging, wer von
beiden die feinere Linie malen könne. Apelles habe sich bei einem Besuch im
Hause des Protogenes durch eine mit Pinsel gemalte Linie von höchster Feinheit
vorgestellt, die Protogenes seinerseits mit einer noch feineren Linie zu
übertreffen versucht habe, die er in die vorhandene einzeichnete. Schließlich
habe Apelles diese beiden Linien mit einer dritten Farbe durchzogen und zwar
so, dass für eine noch feinere Linie kein Platz mehr geblieben wäre. Damit
gewann Apelles den Wettstreit und zeigte gleichzeitig die Emanzipation der
Linie auf, die nun, befreit von ihrer Funktion als Umriss der gegenständlichen
Malerei, selbst zum Subjekt geworden war.
Apelles
habe es sich laut Plinius zur Gewohnheit gemacht, niemals einen Tag vergehen zu
lassen, ohne sich durch das Ziehen einer Linie in seiner Technik zu
vervollkommnen. Daraus erklärt Plinius das bereits zu Beginn zitierte
Sprichwort, das auch Paul Klee verwendet hat: „Keinen Tag ohne Linie“. Keinen
Tag? Vielleicht gleichbedeutend mit „ich kann gar nicht anders“? Auch die
aktuell ausgestellten Werke in der Galerie
Grashey zeigen, dass ihre Schöpferin eine Linien-Zeichnerin durch und durch
ist und sich der Schönheit der Linie wohl auch nicht entziehen mag – oder kann.
Gabriela
Morschett, geboren in Stettin, studierte von 1987 bis 1991 an der Freien
Hochschule für Bildende Kunst und Grafikdesign in Freiburg im Breisgau. 1993
erhielt sie den Kunstförderpreis der Markgräfler Kulturstiftung, 2004 den
Ehrenpreis der vierten Internationalen Biennale für Zeichnung in Pilsen. Heute
lebt und arbeitet die Künstlerin in Müllheim.
In den
Arbeiten Gabriela Morschetts erscheint die Linie als unendliches Kontinuum: als
Einzellinie, als Liniengeflecht oder als Bündel. An manchen Stellen verlaufen
die Linien, die an Nervenbahnen erinnern, isoliert, an anderer Stelle hingegen
verdichten sie sich zu einem Linienknäuel, um sich anschließend wieder
aufzulösen. Mal erstrecken sich die Linien in sanften Schlingen und Kurven, mal
schlagen sie abrupte Haken; mal präsent im Vorder-, mal verblassend im
Hintergrund.
Die
Bilder der Künstlerin sind durch Oppositionen geprägt: harte Liniengefüge
stehen weichen Farbverläufen gegenüber. Leichtigkeit kontrastiert mit Schwere, Vernunft
mit Gefühl, Zögerlichkeit mit Dynamik, Komplexität mit Einfachheit, Aktivität
steht Passivität und Auseinanderdriften Zusammenfügen gegenüber. Und dennoch
überwiegt der Eindruck einer inneren Balance. So zeigt sich in Gabriela
Morschetts Arbeiten die Grundidee, dass hinter jedem Chaos eine höhere Ordnung
steht.
Die
subjektive Formensprache des Informellen erlaubt es Gabriela Morschett, mit
Linien ein kohärentes Bild der Welt bzw. des Lebens zu beschreiben.
Ding
oder Nichtding – das scheint hier im großen Ausstellungsraum die Frage zu sein.
Die Tuschezeichnungen Gabriela Morschetts Serie Ding und Nichtding, die Sie auch im kleinen Raum sehen können, sind
in Schwarz- und Graustufen angelegt. Die Serie nimmt Bezug auf die Wahrnehmung
von Dingen, Objekten oder Begebenheiten. „Ding“ beziehe sich laut der
Künstlerin dabei auf ein Objekt, das sich zeichnend darstellt. „Nichtding“ sei
hingegen die Vorstufe davon, die Entwicklung, bis ein Ding Gestalt annimmt. Man
kann in den Arbeiten sozusagen die Vorstellung und die anschließende langsame
Umsetzung dessen sehen. Und hier zeigt sich ein Grundgedanke, der den Arbeiten
Morschetts eigen ist: das Prozesshafte. Die
Variationen von Zeichen und Linien zeigen eine Atmosphäre der Bewegtheit und
der Bewegung, des Veränderbaren und des Wandlungsfähigen. Flüchtige Momente, die sich sonst unserer Wahrnehmung entziehen, fängt
die Künstlerin gekonnt ein und bringt sie aufs Papier. Auch ein Grund dafür,
weshalb Gabriela Morschett in Serien arbeitet: Diese ermöglichen es ihr, Prozesse
und Veränderungen sichtbar zu machen. Die Arbeiten erinnern dabei an komplexe
Denkprozesse, die Linien als Gedankenströme, die verdinglicht werden und sich
nach außen gekehrt unkontrolliert auf dem Papier ausbreiten können. Dem
Betrachter ist es selbst überlassen, ob er sich darin verstricken will oder
nicht. Das Prozesshafte zeigt sich auch in einer Form der Lebendigkeit:
Zwischen den einzelnen Elementen, die in manchen Arbeiten der Serie an einen elektrischen
Schaltkreis erinnern, scheint Spannung zu herrschen. In den energetisch
aufgeladenen Dunkelfeldern pulsiert es, die Zusammenballungen vibrieren im
rhythmischen Wechsel.
Diese
Lebendigkeit setzt sich in Gabriela Morschetts Skulpturen fort, in denen
Zeichenlinien zu Drahtlinien werden. Schwarzgeglühter Eisendraht dient der
Künstlerin dabei, ihre Idee von dreidimensionalen Raumzeichnungen umzusetzen. Die
Linienknäuel, welche man zuvor vielleicht noch in einigen der Bilder ausgemacht
hat, scheinen sich verselbstständigt zu haben. Sie haben sich aus dem Rahmen
gelöst, haben ein Eigenleben entwickelt und erobern nun den Raum. Sind die Linien
in den Raumzeichnungen Metamorphose
oder Eigenleben der Linie leicht und filigran und die auslaufenden Enden wie Fühler,
die in den Raum streben, so wirkt die Skulptur im Eingangsbereich mit dem Titel
Eingebunden in ihrer Machart differenziert.
Immer dichter und kompakter bearbeitet die Künstlerin den Eisendraht. Der
äußerst komplexe und verwirrende Aufbau, der unter anderem durch die
zahlreichen Kreuzungen mehrerer Drahtlinien hervorgerufen wird, erhöht die
Wirkung einer unendlichen Tiefe innerhalb des Drahtkörpers, in die der
Betrachter gezogen wird.
Die
Seidenstraße – eine der bekanntesten und ältesten Handelsrouten der Welt und
gleichsam ein mythischer Begriff, der Assoziationen und Träume weckt: kostbare
Schätze, Karawanenzüge, Marco Polo auf Reisen, geheimnisvolle Welten und
Kulturen. Und über allem: ein Hauch von Orient.
Diese besagte
Straße gab Gabriela Morschett auf ihrer diesjährigen Reise in Zentralasien die
Inspiration für eine ihrer neuen Bilder-Serien und verlieh dieser auch ihren
Titel. Auf ihren Reisen zeichnet die Künstlerin regelmäßig. Diese
Aufzeichnungen dienen ihr dann zu Hause als Vorlage für ihre Arbeiten. Obwohl
die Zeichnungen vor Ort naturalistisch angelegt sind, ergeben sie
schlussendlich als Zeichnung eine Essenz dessen. Sie sind auf das Wesentliche
reduziert. Diese Reiseerinnerungen, die Sie im Eingangsraum und hier im großen
Raum sehen können, sind mit farbiger Tusche gefertigt.
Doch
zurück zum Titel der Serie: Die Seidenstraße diente früher nicht nur dem
Warenaustausch von beispielsweise Gewürzen und Seide, sie förderte auch einen
regen Austausch kultureller und geistiger Güter. Die Seidenstraße war dabei
nicht nur eine einzelne Straße; nicht nur eine Linie, die von Punkt A nach
Punkt B führte. Sie war viel eher ein Wege-Netz bzw. Linien-Netz, das durch
zahlreiche Gebiete und Länder führte. Mehrere Karawanenstraßen verliefen parallel,
kreuzten und verzweigten sich immer wieder, bevor sie in ihren eigenen Bahnen
weiter verliefen – ähnlich wie die Linien in den Arbeiten der Künstlerin.
Wie die
Kaufleute, folgt auch der Betrachter Gabriela Morschetts Arbeiten einer Route,
einer Landkarte vielleicht auch „Linienkarte“. Hat man den Anfangspunkt des
Liniengeflechts ausfindig gemacht, folgt man den einzelnen Verästelungen – oder
versucht es zumindest. Wie die Reisenden auf der Seidenstraße erforscht der Betrachter
das unbekannte Gelände, wird dabei durch den Bildraum geleitet und als
Bild-Wanderer womöglich zu neuen Erkenntnissen geführt. Dabei stößt der Betrachter
während seiner Erkundung auf einzelne Farbinseln in satten Sand- und Ockertönen,
changierendem Blau oder zartem Gelb; auf kachelförmige Musterungen in Rot oder auf
fossilienähnliche Spiralen in sanftem Grau. Diese Farbinseln fügen sich
harmonisch in das Gesamtgefüge ein. In ihrer Musterung wirken sie geradezu
orientalisch und scheinen an den Ort zu erinnern, dem sie entsprungen sind.
Wer
etwas beendet, der zieht einen Schlussstrich – ich ziehe demnach jetzt die
Schlusslinie. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit, wünsche Ihnen einen
schönen Abend und lade Sie herzlich dazu ein, sich wie die Karawanenführer der
Seidenstraße, auf eine Reise zu begeben. Nicht durch Wüste und Sand: aber durch
unendliche Variationen von Linien und Zeichen.
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Christofer Kochs | Vernissage Dienstag, 20. Juni 19 bis 21 Uhr | Skulpturen, Druckgrafik, Malerei | "Freidrehen" | Kunst um 18 Uhr mit Apéro am Donnerstag, den 6. Juli 2017 | | Finissage: Samstag, 22. Juli 2017, 13 - 16 Uhr | | | Atelieraufnahme mit der Skulptur "Freidrehen", Holz, Öl, Lack, 2015, h 115cm | |
Einführung in die Ausstellung von Viola Meyer, Studentin der Kunstwissenschaften, M.A.
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Liebe Ursula, lieber
Christofer Kochs, liebe Freundinnen und Freunde der Galerie Grashey – ich freue mich heute Abend die Ausstellung mit
dem Titel Freidrehen eröffnen zu
dürfen.
Für viele von Ihnen dürfte
Christofer Kochs kein Fremder mehr sein. Schon viele Male hat der Bildhauer,
Maler und Zeichner in Gruppen- und Einzelausstellungen in der Galerie Grashey ausgestellt. Und dennoch
möchte ich mit einer kurzen Biografie des Künstlers beginnen:
Christofer Kochs wurde
1969 in Osnabrück geboren. Von 1992 bis 1994 studierte er an der Akademie der
Bildenden Künste in München. Dort war Kochs 1996 Meisterschüler bei Prof.
Berger, zwei Jahre später studentischer Assistent in der Lithografie-Werkstatt
der Akademie der Bildenden Künste bei Prof. Imhof. Es folgten Lehraufträge an
der Fachhochschule Augsburg, der Universität Dortmund und der Alanus Hochschule
in Bonn. Neben zahlreichen Stipendien erhielt der Künstler u.a. den
Lucas-Cranach Förderpreis für Malerei der Cranach-Stiftung Wittenberg, den
Kunstförderpreis der Stadt Augsburg und den Skulpturenpreis der Stadt Stadtbergen.
Seit vielen Jahren ist Christofer Kochs auf zahlreichen Ausstellungen und Galerievertretungen
im In- und Ausland präsent. Heute lebt und arbeitet der Künstler in Augsburg.
Freidrehen. Diesen Titel gibt Christofer Kochs seiner aktuellen
Ausstellung. Eine für den Künstler typische Formulierung, die sprachlich
bereits Bilder evoziert. Seine Bilder erzählen keine linearen Geschichten. Die
Titel versteht Kochs dabei als Einstiege, als Steigbügel in einen Assoziationsraum
zum Inhalt der Bilder. Also beginnen wir zu assoziieren:
Freidrehen – Weitersehen:
Malerei und Bildhauerei nebeneinander
platziert in einem Raum – vor einigen Jahrhunderten hätte dies womöglich Anreiz
zur Diskussion gegeben. Denn wo zwei Kunstgattungen aufeinandertrafen, da lag
die Frage bezüglich eines Wettkampfes beider nicht fern. Man bezeichnete diese
Art von Zweikampf auch als Paragone. Damals
gewannen Wertungsnormen an Wichtigkeit. Welcher Kunstform gelang die Vielansichtigkeit?
Welche konnte Zeitlichkeit im Kunstwerk darstellen? Welcher gelang die
Umsetzung des fruchtbaren Augenblicks
nach Lessing? Die Ursachen des Streits lagen meist in einem Drang, sich
profilieren zu müssen und seine Daseinsberechtigung zu beweisen.
Dies ist heute nicht mehr
der Fall. Das, was damals strikt getrennt und unterschieden wurde, scheint jetzt
wieder zusammengefügt zu werden. Überbietung der Gattungen steht bei modernen
und zeitgenössischen Künstlern schon lange nicht mehr im Fokus, vielmehr geht
es um das Ineinandergreifen von Kunstformen im Sinne des Gesamtkunstwerks und um die Frage, was aus dieser Wechselwirkung
entstehen kann. Dies ist nicht nur zwischen Malerei und Bildhauerei erkennbar,
sondern beispielsweise auch in Tendenzen der Performance Art, der Videokunst
oder des Happenings. Anstelle von scharfen Trennlinien, sollte man überall
Zonen der Vermischung sehen: hybride Bildräume sozusagen, die in
Spannungsfeldern ihr Potential entwickeln. So auch in der Galerie Grashey: Skulptur und Malerei bzw. Zeichnung verlieren ihre
Grenzen im Raum. Die Bilder überwinden die Fassung, die ihnen der Bildrahmen
setzt und breiten sich in den Galerieräumen aus – werden dreidimensionale
Verdinglichungen. Und dabei bleiben sie doch gleichzeitig noch ineinander
verschränkt. So sind einige Bilder durch Leinwandfaltung gestaltet, die ihnen
eine reliefartige Plastizität und Oberflächenstruktur verleiht und Optik mit
Haptik verbindet. Haptik, etwas, das laut Kochs im Zuge der medialen
Bilderflut, immer mehr verloren zu gehen scheint.[1] Die
Faltung findet sich wiederum auch in den Skulpturen wieder, wie beispielsweise
im Reifrock anmutenden Kleidungsstück der im Eingangsbereich ausgestellten Figur.
Auch vollzieht sich eine grenzüberschreitende Gestaltung: nicht nur die
Leinwände sind Träger von Zeichnungen, auch die Oberflächen der Skulpturen
selbst sind mit sorgfältig gestalteten grafischen Strukturen überzogen, die
sich gegenseitig ähneln. Eine noch stärkere Verschränkung ist bei den
ausgestellten Köpfen im großen Ausstellungsraum zu erkennen. Das Holz als
Kernmaterial bekommt hier eine zweite Komponente: die auf Metall befestigte Leinwand.
Freidrehen
– Freigestalten:
Der Titel des im Flur ausgestellten
Werks scheint programmatisch für die Arbeitsweise des Künstlers zu stehen: Schnitt in die Welt. Kochs setzt
Schnitte. Nicht nur in seinen Holzschnitten, sondern auch in seinen Skulpturen.
Die Motorsäge setzt er dabei wie ein graphisches Instrument ein; Beitel des Holzbildhauers
und Stift des Zeichners zugleich.[2] Er
weiß mit der Kettensäge feinste Linien und Zeichnungen in die Oberflächen
seiner Skulpturen einzukerben. Seine Figuren sind dadurch roh und filigran
zugleich. Anschließend erfolgt die Überarbeitung mit Farbe. Das Material Holz
wird zurückgedrängt und die Skulptur wird zum Bildträger selbst. Durch die zweite
farbige Ebene entsteht der Eindruck, als würden zahlreiche Muskeln und Sehnen
unter der Haut hervorscheinen und dabei die Ästhetik des menschlichen Körpers betonen.
Ein Blick unter die Haut wird gewährt – ein Blick wird ermöglicht, der unter
die Haut gehen kann. Dabei befreit sich Kochs von der klassischen Anatomie des
menschlichen Körpers, geht hin zu einer abstrakten Formsprache. Kochs Arbeiten
zwingen den Betrachter zum genauen Hinsehen. Die Mitarbeit des Betrachters wird
dabei gefordert – eine Aktivität, die bereits im Titel angelegt ist. Das, was
von vorne so eindeutig bekannt aussah, löst sich beim Blick von der Seite her
auf. Kochs skulpturale Arbeiten gehorchen nicht mehr unserer tradierten
Vorstellung von der Rundumansicht einer am Menschenbild alleine orientierten
Skulptur.[3] Ein
Kopf sitzt womöglich auf einem Körper, der gar nicht zu ihm passt, da er aus anderen
Elementen zusammengesetzt wurde. Ein schlüssiges Ganzes ergibt sich erst aus
der Summe aller Ansichtsmöglichkeiten. Und doch reicht in seinen Skulpturen und
Bildern ein zur Seite geneigter Kopf aus, um beim Betrachter Assoziationen wie
gedankliche Versunkenheit oder Interesse auszulösen. Kochs bricht durch seine
Gestaltung mit Konventionen und Sehgewohnheiten, irritiert, verunsichert –
alles ist erlaubt, was neue formale Ansichten und Einsichten hervorruft.[4]
Freidrehen
– Freistehen:
Betrachten wir die Skulptur mit dem
Titel Zweite Haut. Ein menschlicher
Körper ist zu sehen. Diesem fehlen aber Extremitäten, wie beispielsweise beide
Arme. Zusätzlich steht die Figur nur auf einem Bein. „Hand und Fuß haben“,
diese Redensart scheint hier sinnbildlich nicht mehr zuzutreffen. Versetzt man
sich in die Figur, dann kann man sich nur sehr schwer vorstellen, so anmutig
gerade stehen zu können. Aber hier zeigt sich ein Grundkonzept Kochs, dass auch
in seinen Bildern zu erkennen ist und in einer kontemplativen Innerlichkeit
mündet. Als zweite Haut werden im Alltagsgebrauch oft Kleidungsstücke
bezeichnet. Die eigene Haut dabei meist als Schutz und Begrenzung des Selbst
gewertet. Programmatisch zeigt der Titel, wie stark bei Kochs Körperlichkeit
und Stofflichkeit ineinander verwoben sind. Bei den Skulpturen gibt es eine
Mixtur aus Kleidungsstück und Stand bzw. Standpunkt. Denken wir an Standpunkt,
so kann man damit leicht eine geistige Haltung assoziieren. Trotz fehlender
Extremitäten sind die skulpturalen Figuren bei sich, mit sich im Einklang – im
Gleichgewicht. Ein wünschenswerter Zustand.
Christofer Kochs widmet sich in seinen
Arbeiten dem Menschenbild. Doch die Menschen in seinen Bildern sind nicht Protagonisten,
die sich hervorheben möchten und „Hallo Welt, hier bin ich!“ schreien. Sie sind
nicht als Individuen dargestellt. Die Menschen sind introvertiert, schauen eher
in sich und womöglich auch in den Betrachter. Teils ohne Gesichter, teils nur
mit angedeuteten Gesichtszügen sind sie auf das Wesentliche reduziert.[5] Dies harmoniert
mit Kochs Reduktion von Form- und Farbgebung. Seine Bilder sind Bühnen für
Inszenierungen, in denen Personen schemenhaft oder verblassend in die
Bildgründe gesetzt sind und in Handlungen eingebunden zu sein scheinen. Sie treten
als figürliche Silhouetten auf, in ihrer Umwelt vermeintlich isoliert;
nachdenklich. So auch im Werk Raumfühler
im kleinen Ausstellungsraum, in dem eine vereinzelte Person im unbeschriebenen
schwarzen Bildraum zu sehen ist. Mittels Rasterähnlicher Strukturen sind die
ausgestellten Bilder mit dem Titel Resonanzboden
im großen Ausstellungsraum durch eine verwischt wirkende Unschärfe
gekennzeichnet, die ihre Vorlage verfremdet und sich von ihr distanziert. Gleichzeitig
entsteht ein Spiel mit Sehen und Nicht-Sehen, mit dem Davor und dem Dahinter. In
einigen anderen Bildern scheinen Figur, architektonische Struktur und
Landschaft in unterschiedlichen Ebenen – vielleicht auch Wirklichkeitsebenen - aufgeteilt zu sein: In kubistischer Weise
entfremdet, prismatisch gebrochen und doch geerdet durch den Boden als festes
Element? Durch das Einbeziehen von Landschaft – und sei es auch nur das Erahnen
einer Horizontlinie – überwiegt der Eindruck, dass die Figuren einen Stand
bekommen, dass sie sich beginnen zu verorten.
Dem Betrachter ist es selbst
überlassen, was er in den Formen und Umrisslinien in Christofer Kochs Arbeiten
sehen möchte und wie stark er sich in sie hineinfühlt. Aber eines steht fest,
es ist eine Tiefe Ernsthaftigkeit in den Arbeiten zu erkennen, die einen
berührt. Vielleicht sollten wir uns an den Figuren orientieren, eine innerliche
Ausgewogenheit anstreben, um damit einen festen Standpunkt in der Welt zu
erlangen.
Im Zuge der Recherche für diese
eröffnenden Worte bin ich darauf aufmerksam geworden, dass man unter
„freidrehen“ im heutigen Sprachjargon auch „durchdrehen“ oder „ausrasten“
verstehen kann. Es wäre vielleicht nicht im Sinne von Ursula Grashey und
Christofer Kochs, wenn ich Sie zum Durchdrehen in den Räumlichkeiten ermuntern
würde, dennoch lade ich Sie nun dazu ein – wenigstens innerlich – auszurasten,
wenn Sie die Werke des Künstlers begutachten.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
[1]
Vgl.: Christofer Kochs im Interview mit Hilde Strobl im Ausstellungskatalog Resonanzboden, Kunsthalle Schweinfurt /
Kunstverein Ellwangen e.V., 2017.
[2]
Vgl.: Erich Schneider: Raumzeichnungen,
S. 8 im Katalog Christofer Kochs. Nichts
ohne Grund, 2006.
[3]
Vgl.: Schneider, S. 7.
[4]
Vgl.: Schneider, S. 7.
[5]
Vgl.: Dr. Mechthild Müller-Henning: Es
gilt das gesprochene Wort im Begleitheft zur Ausstellung Im Angesicht des Augenblicks, 2013.
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Freidrehen
Holz, Öl, Lack, Höhe 201 cm 2015
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Freidrehen
Holz, Öl, Lack, Höhe 40 cm, 2017
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Anlässlich der Konstanzer Kunstnacht 2017 am Samstag, den 8. April 2017 (18 - 24 Uhr) findet die Ausstellungseröffnung mit Malerei und Zeichnungen der Berliner Künstlerin Ulrike Hogrebe statt. Einführung in die Ausstellung um 19 Uhr. | https://www.kunstnacht.de |
| Kunst um 18 Uhr am 27. April und am 11. Mai 2017 | | Osterferien vom 12. bis zum 18. April | | Finissage: Samstag, 27. Mai 2017, 13 - 16 Uhr | | Stadt bei Nacht, 2016, Öl/Leinwand, 130 x 150 cn | |
Pressemitteilung zur Ausstellung von
Ulrike Hogrebe in der Galerie Grashey
Malerei, Zeichnung
Kunstnacht Konstanz-Kreuzlingen 2017
Eröffnung am Dienstag, den 8. April
2017, 18 - 24 Uhr
Kunst um 18 Uhr am 27. April und 11.
Mai 2017
Finissage am Samstag, den 27. Mai
2017, 13 – 16 Uhr
Ulrike
Hogrebe wurde 1954 in Münster geboren und studierte 1978-82 an der Hochschule
für Bildende Künste Berlin. Sie erhielt zahlreiche Stipendien, darunter das
Karl-Hofer-Stipendium, das Stipendium Künstlerdorf Schöppingen, das Arbeitsstipendium
des Berliner Senats, Stipendium Schloss Wiepersdorf, Stipendium Kunsthaus Lukas
in Ahrenshoop, sowie das Stipendium für Bildende Kunst des Landes Brandenburg.
2013 wurde Ulrike Hogrebe für den Kunstpreis des Ministeriums Wissenschaft, Forschung
und Kultur Brandenburg ausgewählt, 2015 für den Brandenburgischen Kunstpreis
für Malerei der Märkischen Oderzeitung. Sie wurde nominiert für den Deutschen Kunstpreis
der Volks- und Raiffeisenbanken und den Daniel-Henry-Kahnweiler Preis. Ihre
Werke sind in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten, unter
anderem in der Berlinischen Galerie, dem Neuen Berliner Kunstverein, der Sammlung
Walbusch und der Sammlung Behrens.
In der
Galerie Grashey ist es ihre dritte Einzelausstellung. Vorgestellt wurde die
Künstlerin auch mit Zeichnungen in einer Gruppenausstellung
Ulrike
Hogrebe stellt in ihren Bildern Gewohntes in Frage. „Irritationen, wohin man
schaut“, titelte die Süddeutsche Zeitung. Tatsächlich sind die sparsamen
Linien, auf den großformatigen Bildern verschlüsselte, rätselhafte Bildzeichen.
Karg werden sie auf die Farbgründe gesetzt, durch die mehrere Farbschichten
schimmern. Hogrebes Malerei führt uns in eine Welt der Bildzeichen, die jeder
Betrachter für sich selbst zu entdecken und enträtseln hat. Es gibt keine Eindeutigkeit
in ihren Bildern. Immer wieder wird man auf falsche Fährten geführt. Das
geschieht nicht selten mit einer Portion Ironie. Dabei gelingt es Hogrebe, einen
spannenden Dialog zwischen den flächigen Farbschichten, die einen geheimnisvollen
Bildraum entstehen lassen, und den grafischen Zeichen zu entwickeln.
„Die
geheime Kraft des Bildes besteht eben in der Bewegung der inneren Bilder, die
es hervorruft“ (Zitat Prof. Horant Fassbinder)
|
Acht Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland, den Niederlanden und Frankreich zeigen Arbeiten auf Papier und Druckgrafik. Thomas Ankum, Den Haag; Constanze Brahn, Konstanz; Dagmar Lutz, Köln;
Gabriela Morschett, Müllheim; Maximilian Perez, Köln; Christophe Pradal, Paris;
Susanne Reimnitz und Thomas Wöhrmann, Braunschweig. | | Vernissage: Dienstag, 31. Januar 2017, 19 - 21 Uhr
Kunst um 18 Uhr am 16. Februar und 9. März 2017
Fasnacht geschlossen, 22. Februar bis 1. März 2017
Finissage: Samstag, 25 März 2017, 13 - 16 Uhr | | | | Einführung zur Ausstellung "Wertpapiere" von Viola Meyer, Studentin der Kunstwissenschaft, M.A. | | Liebe
Ursula, liebe anwesende Künstlerinnen und Künstler, liebe Freundinnen und
Freunde der Galerie Grashey – oder
soll ich viel eher sagen, liebe Interessentinnen und Interessenten an
Wertpapieren – auch ich darf Sie heute Abend ganz herzlich zur Eröffnung der aktuellen
Ausstellung begrüßen.
Wertpapiere.
Der Eine oder Andere mag beim Titel der Ausstellung an Aktien, Banknoten oder
Anleihen denken. An ein Papier in Form einer Urkunde, das Schuldner und Inhaber
dieser Urkunde in ein Verhältnis setzt. Das Ziel dieser Papiere? Eine
Wertanlage, die Gewinnmaximierung verspricht.
Ein
solches Wertpapier hat aber nur dann einen Wert, wenn beide Parteien dem Papier
den gleichen Wert zusprechen. Ansonsten ist beispielsweise eine Banknote nur
ein einfach bedrucktes Blatt Papier. Auch Kunst hat sich als Wertanlage
bewährt. Kaum eine andere Art der Investition hat es langfristig geschafft,
Kapital so nachhaltig zu vervielfachen. Der Kunstmarkt entwickelt sich rapide
und erschließt immer weitere Zielgruppen.
Insgesamt
acht Künstlerinnen und Künstler präsentieren in der aktuellen Ausstellung ihre Werke,
darunter Zeichnungen, Collagen und Druckgraphiken. Die Werke treten miteinander
in Beziehung, finden ihren Konsens in der Wahl des papierenen Trägers und
einigen sich in dem wertaufgeladenen Charakter, der ihnen eigen ist und sie zum
„Wert-Papier“ werden lässt.
Dass
diese Wertpapiere nicht nur für die Künstler selbst, sondern auch für uns als Publikum
Wert besitzen, zeigt sich darin, dass wir uns heute Abend hier gemeinsam
zusammengefunden haben. Die bereits erwähnte Bedingung einer gemeinsamen
Wertvorstellung scheint damit gegeben zu sein, der Handel mit den Papieren kann
beginnen: zwischen Schuldner und Scheineigentümer kann ein Austausch erfolgen,
zwischen dem Wertpapier und seinem Besitzer eine Verbindung entstehen. Ganz im
Sinne der Rezeptionsästhetik kann das Kunstwerk mit dessen Betrachter in einen
Dialog treten und damit Bedeutung generieren.
Der
einzelne Künstler mag den Wert seiner Kunst in einer Möglichkeit des Ausdrucks
sehen, der über die Form der Sprache hinausgeht. Wir als Rezipienten hingegen dürfen
die Kunst erfahren, erleben oder uns schlichtweg daran erfreuen. Und so zeigt
sich, dass Kunstwerke Wertgegenstände sind, die sich nicht nur über ihren Marktwert,
sondern auch über ihren persönlichen Wert definieren. Im Gegensatz zu
klassischen Wertpapieren verschwinden diese nicht in den Tiefen der
Aktenablage, sondern bringen stets den Mehrwert der Freude beim Betrachten mit
sich.
Und
jetzt beende ich meinen kurzen Exkurs, um Ihnen nun die hier ausgestellten
Wertpapiere näher zu bringen.
Beginnen wir
im Eingangsraum ...
Seit 1983 wohnt und arbeitet Constanze
Brahn in Konstanz. Ihr Markenzeichen? Die Lust am Experiment. In ihren
Druckgraphiken nutzt sie alles, was ihr in die Hände gerät als Mittel, um ihre
Form-ideen umzusetzen, seien es strukturierte Pappe, Paketklebeband oder Netze.
Constanze Brahn sieht den Druck nicht als simples Handwerk an, sondern als
Schaffensprozess, der mit vorgefundenem Material spielt.
In diesem Kontext finden sich auch ihre hier ebenfalls ausgestellten
Tusche-Collagen wieder, die sie selbst als „recycelte Arbeiten“ bezeichnet. Teile
früherer Tusche-Arbeiten sind zu Collagen zusammengesetzt worden. Wie im Verwertungsverfahren
des Recyclings schafft sie etwas Neues, indem sie Altes wiederverwendet und zu
einem stimmigen Ganzen zusammenfügt.
Die Tuschezeichnung hat Constanze Brahn neben der Druckgraphik
schon immer gefesselt. Sie ist für die Künstlerin ein meditativer Akt, der
bereits während der Herstellung des Farbkonzentrats beginnt, das vermischt mit
Wasser, die einzelnen Farbnuancen in Schwarz und Grau ergibt.
In den wuchtigen Pinselschwüngen zeigt sich der gefühlsbetonte und
kraftvolle Ausdruck, der Constanze Brahns Tusche-Papiere durchzieht, in den
filigranen Pinselstrichen hingegen, die Perfektion und Geschicklichkeit mit der
sie die Pinselführung beherrscht.
Nur mit Stecknadeln sind die Collagen an der Wand befestigt.
Dadurch geht der Reiz des handgeschöpften Nepal-Papieres, das ihr als Träger
für ihre Arbeiten dient, nicht verloren.
Der in Messina auf Sizilien geborene und in
Köln lebende Künstler Maximilian Perez arbeitet
als Zeichner vorwiegend mit Tusche, Bleistift und Kreide auf Papier. Seit mehr
als zwei Jahrzehnten ist er mit Einzel- und Gruppenausstellungen in Deutschland
und im europäischen Ausland präsent.
„Mich beschäftigt der Gedanke immer mehr,
wie wenig ein Bild braucht, um ein fertiges Bild zu sein“, sagt der Künstler
rückblickend. Perez verzichtet nicht nur auf Farben und verschiedene
Materialien, sondern malt auch völlig ungegenständlich. Konzentrierte Reduktion
beherrscht seine Bilder, es gibt nur wenige pointiert gesetzte Linien. In einer
anderen Serie werden filigrane, schwebende Liniengewebe mit flächigen schwarzen
Verdichtungen kontrastiert. Dies führt zu einer zwischen lichter Leichtigkeit
und dunkler Schwere oszillierenden Dynamik. Bewegung und Ruhe, offene und
geschlossene Formen, Asymmetrie und Ausgeglichenheit werden kombiniert und in
ein Spannungsgefüge gesetzt.
Die Bilder des
Künstlers lassen ganz bewusst viel Raum für die Fantasie des Betrachters. Es
kommt nicht unbedingt darauf an, was er darstellt, sondern auch darauf, was er
nicht zeigt. Die freien Flächen, die Leerzeichen bilden, fordern auf, gefüllt
zu werden. Leerzeichen sind demnach nicht sinnlos, sondern Sinnbild und
Platzhalter, sie ermutigen, zwischen den Zeilen zu lesen. Perez Bilder geben keine
Botschaft vor, ganz im Sinne von Umberto Ecos Offenem Kunstwerk, das vielfältige Lesarten und die Partizipation
des Rezipienten zulässt. Daher verwundert es nicht, dass die hier ausgestellten
Werke auch keine Titel besitzen.
Der Weg
führt uns weiter in den Flur ...
Thomas
Ankum,
geboren in Luzern, studierte an der Königlichen Akademie für Bildende Künste in
Den Haag. Dort lebt und arbeitet er heute.
Inside Out – auf deutsch: von
innen nach außen. Dieses verbindende Element im Titel der vier ausgestellten
kleinformatigen Arbeiten zeigt sich auch auf Bildebene: es ist der Blick durch
ein Fenster in einen Außenraum, der allen Werken gemein ist.
Wenn Thomas Ankum Museen besucht, dann ist
er oft von deren schöner Architektur ergriffen. Sein Blick wandert durch die
Räume und bleibt dabei oft an Fenstern haften. Manchmal sind diese verhängt,
manchmal aber auch offen, um eine Aussicht nach draußen zu ermöglichen, die
wunderschön sein kann – sofern man sie wahrnimmt. Der Künstler begann
Fotografien von diesen Eindrücken zu machen, diese zu sammeln, um dann mit
Hilfe des Polymer Intaglio Drucks
Bilder davon anzufertigen. Das Resultat? Meist schöner als das Original selbst.
Durch die Einschränkung der verwendeten Farben Blau, Gelb, Magenta und Schwarz,
vermischt mit transparenter Tinte, wurde ihm die Möglichkeit gegeben, das Bild
zu beeinflussen. Die Bilder haben eine malerische Erscheinung, bestechen
dennoch durch ihre Genauigkeit und mittels ihrer poetischen Aura.
Die Fensterrahmen sorgen für eine
Kadrierung innerhalb der Arbeiten, die zu Bildern im Bild führen. Im Franz Marc Museum wird beispielsweise
ein Fensterbild zum Kunstbild. Der Fensterrahmen dabei zum Bilderrahmen, die
reale Natur zur gemalten Landschaft. Ein spielerischer, selbstreflexiver Wink
an die Kunst.
Durch den Bildausschnitt wird der Blick des
Betrachters, der sich an der Schwelle zwischen Außen und Innen befindet,
gelenkt und eine Beziehung zwischen beiden Ebenen hergestellt.
Und es endet
im großen Ausstellungsraum ...
Die in Wiesbaden geborene und in Braunschweig lebende Künstlerin Susanne Reimnitz, dürfte vielen von
Ihnen bereits aus früheren Ausstellungen in der Galerie Grashey bekannt sein. Ursprünglich ist sie zwischen Malerei
und Zeichnung beheimatet. Ihre Bilder sind meist geprägt durch lichthaltige Vernetzungen,
schwebende Überlagerungen und sich durchdringende Farbflächen. Warum nun die
Collage?
Um einen Anfang mit einem neuen Medium zu begründen, kommt
notwendigerweise viel zusammen: Beobachtungen, wiederkehrende Experimente in
der Richtung, Freude am formalen Spiel und der herausfordernden Befragung der
alten Wege.
Collage reizt Susanne Reimnitz deswegen, weil dieses Medium selbst
sich dadurch auszeichnet, dass „vieles neu zusammenkommt“. So fordern die
Materialschnitte klare Begrenzungen, stärker als im Prozesshaften von Malerei
und Zeichnung angelegt. Durch Schneiden oder Reißen legen sich neue Formen nahe
und die mögliche Bruchhaftigkeit der Kombination erzeugt ein erfrischend
ungewohntes Spiel der Elemente. Der Prozess des Verschiebens vorgeschnittener
Teile erlaubt in besonderem Maße Studien der Komposition, so die Künstlerin.
Indem Susanne Reimnitz Zeitschriftenmaterial verarbeitet, ergibt
sich zudem eine neue Frage an das Zulassen von gegenständlichen Aspekten: Nimmt
man Gegenständliches in das formale Gefüge hinein – und wenn ja, welches? Was
spielt sich daraus zurück?
Wir lassen diese Fragen offen im Raum stehen.
Normalerweise unterscheiden sich die Werke Thomas Wöhrmanns stilistisch stark von denen seiner Partnerin Susanne
Reimnitz. Hier in der Galerie setzt sie nicht nur die Hängung in ein näheres
Verhältnis, sondern auch das gemeinsame Medium der Collage. Max Ernst definierte
diese folgendermaßen:
Collage-Technik ist die
systematische Ausbeutung des zufälligen oder künstlich provozierten Zusammentreffens
von zwei oder mehr wesensfremden Realitäten auf einer augenscheinlich dazu
ungeeigneten Ebene – und der Funke Poesie, welcher bei der Annäherung dieser
Realitäten überspringt.[1]
In Thomas Wöhrmanns Collagen gehen die einzelnen Teile durch die
konstruktive Schichtung ein Spiel mit dem „Davor“ und dem „Dahinter“ ein. Absurde,
vielleicht sogar surreale Kombinationen führen zu Irritations- und
Überraschungsmomenten, lassen optische Täuschungen anklingen. Durch die zahlreichen
abgerundeten Formen, wirken diese Arrangements aber nicht bedrückend, eher
ausgeglichen und stimmig.
Büsche am Rand einer Straße, Ziegelsteine, Wolken, dann gestreifte
Bahnen und an Astwerk erinnernde Linien – bei Thomas Wöhrmann treffen Realitäten
zusammen. Auf einer papierenen Ebene, die kaum mehr als solche zu erkennen ist.
Der Funke Poesie, der überspringt? Vermutlich kann dieser in jedem Betrachter
neu ausgehandelt werden.
„Nulla dies sine linea – Kein Tag ohne
Linie“, diese Sentenz notierte Paul Klee 1938 in sein Oeuvre-Verzeichnis. Die
Linie ist auch in den Arbeiten Gabriela
Morschetts ein zentrales Element. Die Künstlerin lebt und arbeitet in
Müllheim bei Freiburg.
Liniengeflechte breiten sich auf ihren
Papieren aus. An mancher Stelle verlaufen die Linien, die an Nervenbahnen
erinnern, isoliert, an anderer Stelle hingegen verdichten sie sich zu einem
Linienknäuel, um sich anschließend wieder aufzulösen. Zwischen diesen: einzelne
Farbinseln, in zartem Gelb, sattem Grün oder changierendem Rot. Tief in den schwarzen
Dunkelfeldern scheint es zu pulsieren, je länger wir diese fokussieren. An
dieser Stelle möchte ich gerne die Künstlerin selbst zitieren:
Ich gehe nicht
von einer apriorischen Bildidee aus, es gibt allenfalls eine diffuse
Vorstellung, und die wird während des Zeichnens klarer und konkreter. Eine
Zeichnung zu fertigen, ist ein Prozess. Sie entwickelt sich, weil ich in
ständiger Kommunikation mit ihr bin, dann lebt sie. Die Zeichnung entfaltet so
ihr Eigenleben.[2]
Die Bilder scheinen durch Oppositionen
geprägt zu sein: harte Liniengefüge in Schwarz stehen Farbverläufen gegenüber. Leichtigkeit
kontrastiert mit Schwere, Zögerlichkeit mit Dynamik, Komplexität mit
Einfachheit, Auseinanderdriften steht Zusammenfügen gegenüber. Und dennoch
überwiegt der Eindruck einer inneren Balance. So zeigt sich auch in diesen
Arbeiten Gabriela Morschetts Grundidee, dass hinter jedem Chaos eine höhere
Ordnung steht.
Zu den
Linienliebhabern zählt auch der Pariser Künstler Christophe Pradal. Er studierte am Pariser Centre Saint-Charles
Bildhauerei und im Anschluss daran Malerei an der Académie de Port-Royal.
Bereits 2013
stellte Pradal in der Galerie Grashey
aus. Der Schriftsteller Jochen Kelter, der damals die Vernissage eröffnete,
lobte die außerordentliche Sinnlichkeit, die von Pradals Werken ausgehe; lobte
ihn als zutiefst aufrichtigen Maler. Es sind abstrakte Zeichen- und
Farbkompositionen, die ihren Ausgangspunkt, ihren Nukleus in einem Farbkleks,
einem Punkt, einem Strich, einer Linie haben mögen. Pradal erprobt in jedem
Anfang den Gestus des Malens und lässt sich von seinem Schwung, seiner Dynamik
führen, bis ein Bild nach seiner Meinung fertiggestellt ist[3],
so Kelter.
In den hier
ausgestellten Arbeiten ist die Linie in vielfältiger Form verarbeitet, es wird
ein Wechselspiel von Linie und Farbe inszeniert. Die Auswahl der Arbeiten
zeigt, dass sich Pradal auf nichts reduzieren lässt, er viele Facetten
offenbart. Auf einigen Arbeiten wachsen indigoblaue Linien zu einem gitterförmigen
Gebilde zusammen, auf anderen bringen die Linien schuppenartige, zellenähnliche
Formen hervor oder dienen als Begrenzung von monochromen Farbflächen. In zwei
der ausgestellten Exponate hingegen, ist die Linie der alleinige Hauptakteur:
dominant, dunkel und mit starkem Ausdruck präsent.
„Vorsicht Linie!“ – Mit diesen Worten wird
man begrüßt, wenn man die Homepage der in Köln lebenden Künstlerin Dagmar Lutz besucht. Die Linie
durchzieht ihr Schaffen, egal ob in Rauminstallationen oder in Wandarbeiten,
wie sie hier in der Galerie Grashey ausgestellt
sind.
Die Schichtung von Material ist eines ihrer
Arbeitsprinzipien, die sie mit reduzierten, minimalistischen Formen ausführt. In
den ausgestellten Werken sind Grafitlinien und Grafitstrukturen auf zwei oder
drei hintereinander liegenden, durchscheinenden Seidenpapierflächen dargestellt,
die unterschiedliche Grautöne hervorbringen. Ein minimales Raumspiel entsteht,
das sich mit dem Verschieben der Papierlagen verstärkt: dieser kleinste Raum
mit Seidenpapierschichten und zwischen Bruchteilen von Millimetern wird
manchmal auf den einzelnen Papierebenen mit jeweils eigenen, sich gegenseitig
ergänzenden Linienbereichen gestaltet. Ein anderes Mal verlaufen die
Grafitstrukturen der vorderen und hinteren Papierflächen identisch, jedoch sind
die Lagen leicht gegeneinander verschoben.
Dagmar Lutz greift auch in Oberflächen ein,
indem sie beispielsweise das Papier faltet und damit Linien entstehen lässt,
die keinen Zeichenstift benötigen.
Dynamische Abfolgen aus Wiederholen,
Verschieben und Variieren lassen musikalische Räume und Prinzipien anklingen,
die an die Minimal Music erinnern.
Die Linien in den tiefen Rahmen scheinen zu
schweben, dem Betrachter entgegenzustreben und in den Raum zu drängen. Kein
Glas hindert sie daran.
Nun möchte ich Sie nicht weiter auf die
Folter spannen und sie herzlich dazu einladen, die Wertpapiere selbst zu
begutachten.
Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit und
einen schönen Abend!
[1] Ketterer
Kunst: Collage, in: http://www.kettererkunst.de/lexikon/collage.php
(zuletzt besucht: 31.01.2017).
[2] Gabriela Morschett: Katalog
anlässlich der Ausstellung »Unendlich«, Müllheim
2015, S. 72.
[3] Jochen
Kelter: Einführungsrede zur Ausstellung »Christophe Pradal. Arbeiten auf Papier«, Konstanz 2013.
| |
Ausstellungseröffnung Dienstag, 15. November 2016, 19 –-21 Uhr
| | Nicole
Bold, geb. 1969 in Überlingen, studierte von 1990-96 bei Prof.
Grau und Prof. Chevalier
an der
Staatlichen Akademie der Bildenden Künste
Stuttgart. Als
Meisterschülerin bei
Prof. Chevalier schloss
sie 1998 ihr
Studium ab. Mitglied im Künstlerbund
Baden-Württemberg
seit 2016. Sie lebt seit 2007 in Mittelbiberach.
Kathrin Wächter, geb.1970
in Detmold, studierte 1990-94 Malerei in Dortmund und
Kamp-Lintfort bei Andreas Durrer, Greet Helsen u.a.; 1995/96 Kurse im Bereich
Druckgrafik an der Schule für Gestaltung Basel. Seit 2000 Projekte im Bereich Kunst am Bau, seit 1994
freischaffend tätig.
Sie lebt seit
2006 in Lörrach.
Finissage: Samstag, 17. Dezember 2015, 12 – 16 Uhr | |
Nicole Bold Zuerst war es windstill, 2016,
Öl/Lwd., 130 x 170
cm | | Kathrin Wächter o.T., 2016, Tusche, Bitumen, Acryl/Lwd., 50 x 60 cm | | Laudatio Dr. Ute Hübner
Mit den
Arbeiten von Nicole Bold und Kathrin Wächter begegnen uns hier in den Räumen
der Galerie Grashey zwei künstlerische Positionen, in denen auf ganz
unterschiedliche Weise dem Betrachter nicht nur durchgearbeitete Farbigkeit
sondern auch sehr individuell geschaffene Farbmaterialität vor Augen geführt wird.
Die Bilder dieser Ausstellung leben aus auf- und abschwellenden Farbwerten, die
übereinander / ineinander / miteinander
wirken. Was nicht zuletzt dazu führt, dass einige dieser Bilder, aufgrund der ihnen
innewohnenden Kraft, einen großen Leerraum um sich herum benötigen. Andere wiederum
harmonieren durchaus miteinander, vertragen sich besser oder zeigen dem
Betrachter gerade in der Konfrontation plötzlich völlig neue Seiten: andere
Farben und Linien treten in den Vordergrund, Farbtöne verändern sich.
Dennoch „gebärden“
sich die jeweiligen Werke außergewöhnlich eigenwillig.
Mehrschichtige
Übermalungen steigern die Fülle der sichtbaren oder auch nur ahnbaren
Einzelheiten und fordern auf, diesen nachzuspüren.
Schauen
wir zunächst auf die Arbeiten der Künstlerin Nicole Bold:
Unser
Blick wird in diesem Raum eingefangen von der Großzügigkeit ihrer Kompositionen.
Nicole Bold Erinnerte Wirklichkeit, 2016, Acryl, Oel/Lwd., 130 x 170 cm
In
ihren Bildräumen streifen wir mit den Augen an sinnlichen Farbakkorden entlang,
verlieren uns in den Bewegungslinien einzelner Pinselstriche oder Farbläufe,
werden von unergründbarem Licht, von der schleierartigen Weichheit einzelner
Flächen aufgefangen und immer wieder aufs Neue hineingezogen in das nahezu
kaleidoskopartige Gewebe aus Farben und Formen, wie es sich in den Bildern
„Erinnerte Wirklichkeit“ oder „Der Fluß trägt den Sommer davon“, beide aus
diesem Jahr, zeigt.
Man
hat zunächst den Eindruck scheinbar willkürlich auf die Leinwand gesetzter
Farben - starker Farben wie Grün, leuchtendes
Gelb oder Blau im kraftvollen Gegeneinander, kontrastiert durch Weiß und
Schwarz. Nicole Bold verwendet viel Zeit
auf die Herstellung ihrer Farben. Um
genau diesen Farbton, oder einen besonderen Glanz auf der Bildfläche zu
erreichen vermischt sie ausgewählte Farbpigmente mit Harzöl oder setzt Asphaltlack
ein.
Die
Farben dehnen sich in unterschiedlicher Weise, mal schablonenartig, mal
unregelmäßig aus, drängen vorwärts, stehen unvermittelt nebeneinander, hell
neben dunkel, überlagern andere Farbpartien, bilden Kontraste oder auch
chromatische Brechungen.
Je
länger wir schauen, desto mehr verteilt sich unsere Aufmerksamkeit auf die
Flächen, die im steten optischen Hin und Her beunruhigend und gleichzeitig maßvoll wirken. Aufgrund von verstärkter
Farbintensität oder flächiger Ausdehnung stechen vereinzelte Inseln als Orientierungspunkte hervor,
denn die Bilder von Nicole Bold haben kein Zentrum und keinen perspektivischen
Fixpunkt, sie scheinen vielmehr in Bewegung begriffen zu sein.
Zwischen
pastosem Farbauftrag und zarter Lasur ergibt sich in der jeweiligen
Oberflächenstruktur ein Auf- und Absickern von Lichtwerten.
Nicole Bold Es ist trotzdem kalt, 2015, Eitempera und Oel/Lwd., 155 x 190 cm
So
auch im Bild „Es ist trotzdem kalt“, das im Nebenraum hängt.
Die
Farbpalette setzt sich dort mehrheitlich aus unterschiedlich grünen, zartgelben
bis titanweißen, kreidigen Tönen zusammen, ist daher gedeckter und weniger
bunt. Ein bizarres Liniengeflecht legt sich über die Bildfläche und sorgt auch
hier für Spannung und ein Ineinandergreifen grafischer und malerischer
Elemente.
Verwischungen
und Unschärfen nehmen bestehenden Farbpartien ihr Gewicht und vermitteln dem
Bild im Zusammenwirken mit den Zwischentönen der reich differenzierten
Farbpalette etwas Schwereloses, aber auch Ungeklärtes.
Kaum
haben wir begonnen, uns auf die Eigenschaften der Bilder näher einzulassen,
erheben sich Fragen nach Gegenständlichkeit und Abstraktion, nach Raum und
Zeit, nach Beständigkeit und Veränderung. Die Bilder wollen keine konturierten
Antworten liefern. Sie bevorzugen das Flüchtige, lieben die Andeutung und sie tun das mit
allen sinnlichen Möglichkeiten, welche die Malerei bieten kann. Das macht den bizarren Charakter oder
vielleicht auch die Anziehungskraft dieser Werke aus, die im ambivalenten
Verhältnis zwischen Aufscheinen und Verhüllen, zwischen Innen- und Außenwelt oszillieren.
So
artikulieren sich in den Bildern von Nicole Bild Sinneseindrücke von
Naturatmosphären, die in unterschiedlichen Graden der Abstraktion und bisweilen
in latent surrealen Zusammenhängen präsentiert werden. Natur- und Landschaftsbeobachtungen
stoßen immer wieder neue Arbeiten an, zeigen sich als grenzenlos schöpferisches
Potential und sorgen bei uns intuitiv für entsprechende Assoziationen.
Diese
Bilder entstehen in langen Malprozessen: Schicht um Schicht legen sich Farben
übereinander, verdichten sich zu bestimmten oder unbestimmten Formen.
Es
zeigen sich Momentaufnahmen von Übermalungen. Verdichtungen an der einen sind
mit nur zaghaften Farbaufträgen an anderer Stelle zu einer Art landschaftlicher
Textur verwoben. Orte mit erhöhter Pigmentkonzentration auf der Leinwand oder
Linienverläufe mit feinerem Pinselstrich ausgeführt markieren Stellen, an denen
die Künstlerin mal länger, mal kürzer verweilte. Aus einer Balance von
Gesteuertem und Zufall entstehen Farbflüsse, Farbläufe - das Lineare fließt, im
wahrsten Sinne des Wortes, ein in die Malerei, kreuzt und quert sie.
Im
Rhythmus von bewegteren und stilleren Partien, von kräftigen Akzenten und
verhaltener Spur sind die Leinwände Dokumente des Innehaltens, der
Konzentration, der sichtbaren Bedenkzeit vor dem nächsten Schritt, aber auch Erkundungen auf dem Feld malerischer
Grundlagen und malerischer Emotionen.
Denn
tatsächlich geht es um ein ständiges Suchen und Eintauchen in das, was
Landschaft, was Natur zu speichern vermag. Somit sind die Bilder von Nicole
Bold grundiert von ganz konkreten Erfahrungen des Sehens und Erlebens, die sich
als tief- und hintergründige, aber auch geheimnisvolle Sedimentschichten in
ihren Bildern erhalten.
Das
Thema Überlagerungen und Schichtungen greift Nicole Bold in einer neu
begonnenen Werkgruppe auf. Dabei setzt sie nun kleinformatige Glasscheiben als
Bildträger ein. Der Farbauftrag erfolgt beidseitig, mehrere Bildträger werden übereinander
oder besser gesagt hintereinander geschichtet und so eröffnet sie ihrer Malerei
die dritte Dimension, spielt auch hier mit dem Verhältnis von Fläche und Raum. Zwischen
den Glasscheiben gelagerte Transparente verunklären durch ihren milchigen Ton
den ursprünglichen Farbwert und steigern die Wirkung der nun eher zur Auflösung
tendierenden Materie. Zart, zögernd, erobernd, dann bestimmt und voller
Erstaunen darüber, wie sich diese eher zarten Setzungen gegenseitig
durchdringen, führt Nicole Bold ihren Pinsel. Die beharrliche Sparsamkeit der
Mittel fordert die ungeteilte Aufmerksamkeit ihrer selbst und des Gegenübers. Doch
im Wissen um ihre malerischen Möglichkeiten ist ihr diese Form der Beschränkung
Freude und künstlerische Notwendigkeit.
In der Nachbarschaft zu den Bildern
von Nicole Bold manifestieren sich die Werke von Kathrin Wächter in einem weiten
Spektrum zwischen hell durchlichteten, schwarz-weißen und eher pastellig zurückgenommenen
Farbwerten.
Kathrin Wächter Kokon, 2012, Mischtechnik/Lwd., 100 x 140 cm
Stufungen
von Schwarzgrau, diverse Weißtönungen, gestische Malspuren fügen sich zu
offenen Bildräumen.
Wir
sehen Farbflächen, wie in dieser Komposition, die an hellere anstoßen, von
andersfarbigen Spuren gezeichnet, oder durch bewegte Farbgesten belebt werden.
In
dem Nebeneinander von Farbflächen, deren räumlicher Überlagerung, vereinzelt
auch transparenter Überschneidung vermeidet die Künstlerin jede konstruierte
Tiefenräumlichkeit oder gar Perspektive.
Die
unbestimmten Formungen aus unterschiedlichen Materialien mit malerischen
Mitteln sind das eigentliche Element ihrer Bilder.
Sie arbeitet
mit Leinwand, Papier, Pigmenten, Kreiden, Erden, Lacken, Bitumen, Wachs und
unterschiedlichen Bindemitteln. Manche Arbeiten werden zusätzlich collagiert.
Die
Oberflächen der Bilder sind alles andere als glatt und deckend. Auffällig sind
auch hier die schichtweise aufgetragenen Farben, die sandvermischt oder
ölig-wässrig eingesetzt werden. Im letzteren Fall bringt die Künstlerin
diese Farben auf die am Boden liegende Leinwand in Schüttbewegung auf, dabei
kann der Rand des Gefäßes auch schon mal die Malschicht kerben. Dann greift sie
wieder mit dem Pinsel ein, weitet die Farbflächen aus, deckt andere Partien zu
oder kratzt diese wieder ab. Das immer wiederkehrende und offensichtliche
Schwanken zwischen Verfestigung und Auflösung, zwischen Bewahren und Loslassen
charakterisiert den Vorgang der Bildwerdung.
Für
Kathrin Wächter ist der Malprozess an sich, die Art und Weise beim Einrichten
des Malgrunds, der Farbwahl, des Verhältnisses von gemalter und durch Zufall
entstehender Fläche, ganz wesentlich.
„Dabei ist es wichtig“, wie sie selber sagt, „dass der Malprozess offen
und lebendig bleibt. Aus der Arbeit heraus können Themen entstehen, die ich
dann aufgreife (…).“
Ein Beispiel dafür ist die Reihe der „Kokons“, mit der die Künstlerin
2012 begonnen hat.
Diese künstlerische Auseinandersetzung ist geprägt durch die kontinuierliche
Beschäftigung mit diesem Thema. Das erste Bild aus dem Werkzyklus
hängt im Eingangsraum. Es folgen weitere, wie diese „Kokons“ aus dem Jahr
2014:
Ein dunkler,
nahezu schwarzer, sandener Untergrund wird mehrfach aufgebrochen, von schwebenden
Gespinsten, Kapseln, die vielleicht etwas Lebendiges umhüllen.
Kathrin Wächter Kokons, 2014, Mischtechnik/Lwd., 100 x 140 cm
Dass der
Kokon naturnahe Assoziationen zum Lebensursprung weckt, also einen gleichsam
erzählerischen Aspekt bietet, ist
naheliegend. Wichtiger aber, für unseren Zusammenhang ist die fast körperlose
Energie, die in diesen Arbeiten steckt. Gedanken des Werdens und Wachsens, der
Entwicklung und des Fortgangs stehen bei Kathrin Wächter auch wieder Motive des
Verhüllens, des Überdeckens und zugleich des Geheimnisvollen gegenüber. Weitere
Arbeiten zu diesem Motivkreis werden variationsreich realisiert. Die Bilder
durchlaufen verschiedene Stadien, in denen ebenso neue Farbklänge aufscheinen.
Das Kolorit
zeigt sich bei den hier für diese Ausstellung bewusst ausgewählten Arbeiten von
einer eher zurückhaltenden Seite. Es gibt durchaus Arbeiten von Kathrin
Wächter, die in eine expressive, sehr viel intensivere Farbigkeit gehen.
Das hängt ab
von jeweiligen Werkphasen in Verbindung mit Material und ihrem Interesse an Techniken und Umsetzung.
Bei einer
weiteren Werkgruppe der hier ausgestellten Arbeiten ist der taktile Reiz
besonders auffällig, erneut hervorgerufen durch das Farbmaterial, das von der
Künstlerin in vielgestaltiger Textur auf den Bildträger gebracht wird.
Die kleineren,
nahezu schwarz-weißen Arbeiten erscheinen gleichsam geologisch gewachsener
Reliefs. Die kontraststarken Leinwände - von Kathrin Wächter neben Tusche und
Acryl auch mit Bitumen bearbeitet - wechseln die optische Qualität und changieren
zwischen stumpfen sowie glänzenden Oberflächen und immaterielle Bildmitteln wie
Licht und Schatten.
Das stellenweise
palimpsestartige Schichten lässt ihre Bilder zu einer Erinnerungsmembran
werden. Erinnerungen an was? An Gesehenes, an Erlebtes, an Geschichten, an das
Fließen von Zeit.
Mit den kleinformatigen
quadratisch angelegten Malereien in diesem Raum schafft Kathrin Wächter für
sich ein weiteres Areal ihrer Handlungsmöglichkeiten.
Ihr
Augenmerk gilt der Intimität des auf engem Raum konzentrierten Malvorgangs. Auf
den acht Tafeln passiert eine Menge:
die
Kompositionen sind dynamisch, Leere steht neben Verdichtungen, Hell neben
Dunkel. Die Skala reicht vom zarten, unterbrochenen Farbauftrag bis zur
deckenden, in ihrer Bewegtheit dekorativen Struktur. Der reizvollen Sensitivität
des Linearen steht die nuancierte Verwendung der Farbe gegenüber. Das Fließende
bleibt im Gedächtnis, jede Handlung hinterlässt unwiderruflich eine Spur,
besitzt Gültigkeit.
Das
Bewegungsmoment dieser Bilder korrespondiert mit der Bewegung des Betrachters,
der sich gleichsam in ihnen bewegt. Die Bilder haben fragmentarischen Charakter.
In der künstlerischen Fortführung dieser Werkreihe ergeben sich jedoch für ihn Anknüpfungen,
Kontraste, oder auch ein Wiederfinden und Aufnehmen des Fadens in den Oberflächenzeichnungen
und somit die Möglichkeit des Wiederanknüpfens und des Weiterführens von Bild
zu Bild.
Dr. Ute Hübner | |
Nicole Bold Der Fluss trägt den Sommer davon, 2016, Acryl, Oel/Lwd., 130 x 170 cm
| |
Kathrin Wächter 2016, o.T, Oeltempera, Oelkreide/Lwd., 80 x 60 cm | | Nicole Bold Solange die Sonne noch scheint, 2016, Oel/Lwd., 100 x 80 cm |
|  Nicole Bold Beginnend, 2016, Oel/Lwd. 110 x 140 cm
| | Kathrin Wächter Stürmisch, 2013, Mischtechnik(Lwd., 100 x 140 cm | | Nicole Bold Flüchtig vorhanden, 2016, Acryl, Graphit, Wachs, Oel/Lwd., 110 x 140 cm | |
| Kathrin Wächter, 8 x o.T., 2016, Bitumen, Acryl/ Lwd., 30 x 40 cm |
|
| | Laudatio von Anna-Lena Bruns, Kunstwissenschaftlerin
"maßvoll" Ines
Doleschal in der Galerie Grashey, Konstanz 20. September 2016, 19.00 Uhr Liebe
Ursula, liebe Ines und liebe Freundinnen und Freunde der Galerie Grashey auch
ich möchte Sie heute Abend ganz herzlich zur Eröffnung der Ausstellung "maßvoll" begrüßen und freue mich,
dass Sie so zahlreich erschienen sind. Ines
Doleschal wird 1972 in Waiblingen bei Stuttgart geboren und lebt heute mit
ihrem Mann und drei Kindern in Berlin. Nach einem Studium der Kunstgeschichte
und Anglistik in Tübingen, belegte die Künstlerin einen Pre-Degree Course "Art and Art History" am Goldsmiths'
College in London. An der Kunstakademie Münster folgte ein Studium der Malerei
und Kunsterziehung und schließlich das Postgraduiertenstudium "Art in Context" an der UdK Berlin.
Seit 1998 ist sie in diversen Einzel- und Gruppenausstellungen u.a. in Münster,
Berlin, Frankfurt, Tübingen, München, Dessau und Rom vertreten und erhielt zahlreiche Stipendien. Ines
Doleschals Dialog mit dem Raum eröffnet sich in ihren Malereien durch die
Bauten von Berlin, Budapest, Stuttgart, Wien, Dessau oder Scharnhausen das
konstruktive Formenvokabular zeigt dabei immer eine Auswahl, eine bewusste
Reduktion auf den frei gestalteten Ausschnitt. Niemals malt sie vollständige
Gebäude oder Innenräume und verbaut somit bewusst die Möglichkeit des
unzweifelhaften Erkennens. Vermeintliches Déjà-vu und vager Anklang Ines
Doleschal konzipiert Räume, die auf das Wirkliche verweisen, sich der Realität
jedoch nie verpflichten. Die charakteristische Formsprache vermag den
Betrachter zwar an Bekanntes erinnern, gewährt jedoch gleichzeitig die
Freiheit, sich nicht festlegen zu müssen. Zentrales
Element ist jeweils die Farbe auch wenn die Inspiration betongrau oder
andersfarbig gehalten ist. Wenn Sie ein bestimmter Ort fesselt, hält sie ihre
Impressionen zunächst mit dem Bleistift fest: "Eine gelungene Tiefgarageneinfahrt fasziniert mich mehr als die
Hochglanzfassade eines preisgekrönten Architekten. Zeichnen kann und will ich
nur Ausgewähltes: Absonderliches, Abseitiges, auch Misslungenes oder bereits
wieder verblasstes", sagt sie. Im Atelier werden aus den Skizzen
schliesslich Perspektivkonstruktionen, die das Gerüst für die in mehreren
Schichten aufgetragene Acrylfarbe auf Papier, Leinwand oder Karton bilden. Ich
freue mich, hier heute in der Galerie eine Vielzahl an Werken aus
verschiedensten Serien versammelt zu sehen insgesamt handelt es sich um einen
Schaffenszeitraum aus nahezu einem Jahrzehnt: Das älteste Werk "o.T. (Stadthaus III)" von 2007 im
Nebenraum steht somit der jüngsten Arbeit "No. 17" aus der Serie "Faltungen" entgegen, deren Acrylauftrag praktisch noch im
Trocknungsprozess begriffen ist. Wobei
der Begriff entgegen ist er doch mit der Referenz nach grundlegender
Andersartigkeit durchtränkt an dieser Stelle nicht ganz passend gewählt ist.
Denn immer schon gilt Ines Doleschals Hauptinteresse der architekturbezogenen
Malerei: urbane Strukturen, moderne Bauten aus den letzten 50 Jahren und
andersartige Orte, die sich allgemeinen Idealen der Ästhetik entziehen die
Künstlerin macht sich während ihrer Reisen auf die Suche nach ihnen. Aus
leuchtenden Farben erbaut, geben die glatten und überaus dynamisch anmutenden
Oberflächen der "Faltungen"
keine Anhaltspunkte über Größenverhältnisse oder
Raumorientierungen.Oszillierend zwischen Räumlichkeit und Komposition der
planen Fläche, stellen die gefalteten Raumkörper folglich keinen bestimmten Ort
mehr da, sondern sind rein utopische Konzeptionen der Künstlerin. Die Suche
nach der kühnen Geste, nach formaler Reibung und doch sinnvollem Zusammenhalt
ist dabei ein Hauptimpuls der Künstlerin. Weniger wird jedoch ein stabiles
Ganzes konzipiert, sondern vielmehr eine fragmentarische Montage geschaffen,
deren Dynamik sowohl im ersten Werk dieser Serie der "Faltung No. 1"
, als auch in der aktuellsten Arbeit "Faltung No. 17"
vorherrscht. Generell
handelt es sich hier nicht um Übersetzungen eigener Befindlichkeiten ins
Äußere, nicht um Projektionen des Selbst auf die Leinwand, sondern vielmehr um
ein Einrichten, Umbauen, Konstruieren von Linien und Formen. Es ist ein
konstruktiv-formaler Prozess welcher Ines Doleschals Bedürfnis nach Ordnung und
Struktur deutlich widerspiegelt. In diesem Kontext kam mir ein Satz Gottfried
Boehms in den Sinn:"Der Maler
übersetzt keine innere Vorstellung ins Äußere der Farben, projiziert sie nicht
auf den Schirm der Leinwand, sondern er arbeitet zwischen den Flecken, Linien
und Formen, richtet sie ein, baut sie um, ist so sehr Auktor wie Medium seines
Tuns." Dieses
wesentliche Verfahren der Kunst das Zusammensetzen von Formelementen ist
auch ein ebensolches Charakteristikum der Architektur. Beide Felder bedingen
sich gegenseitig, denn die Architektur ist immer zugleich Bau und Bild. Die
Praxis des architektonischen Entwerfens ist ein Prozess der Bildproduktion:
Skizzen, technische Zeichnungen, perspektivische Ansichten, Aufrisse,
computergenerierte Aufnahmen sie alle sind Instrumente der Bildlichkeit. Zeitgleich
zu den "Faltungen" entsteht
die Serie "Hommage an HS".
Beide Serien changieren zwischen Farbfeldmalerei, architektonischer Komposition
und freier Formwahl. Im undefinierten Raum der Bildgründe wirken die
zusammengesetzten Flächen fast wie Fremdkörper. Beititel
wie "Haus Kandinsky",
"Haus Klee" oder "Haus Feininger" verraten dem
Betrachter jedoch neben der charakteristischen Formensprache den deutlichen
Bezug zum Bauhaus.Denn die Künstlerin fühlt sich diesem Konzept sehr nahe: Auch
ihr geht es um "den Willen
zur guten Form, die Suche nach klaren Strukturen, den Prozess des Reinigens von
künstlerischem Schwulst, dem Weniger ist Mehr." Ausgangspunkt
dieser Serie auf Papier ist die Auseinandersetzung der Künstlerin mit den
Projekten der Werkstatt für Wandmalerei am Bauhaus in Dessau unter der Leitung
von HinnerkScheper. Ines Doleschal, die sich selbst in erster Linie als
Farbmalerin versteht, findet in den ungemein progressiven Farbkonzepten des
Jungmeisters die sich bei weitem nicht ausschließlich auf die
klassischerweise mit dem Bauhaus assoziierten Primärfarben und unbunten Töne
reduzieren einen deutlichen Appell zum Mut für Farbe. Die reiche Farbpalette
Schepers wird von Doleschal anhand originaler Farbpläne und eigener
Impressionen der Bauhausräumlichkeiten schließlich zu frei erfundenen Formen
kombiniert. Im
Gegensatz zu den "Faltungen"
oder der "Hommage an HS",
bei denen die Position des Betrachters destabilisiert wird und es kaum noch
Referenzen auf die Wirklichkeit gibt, lassen sich beim Ludwig Múzeum Budapest (schon allein durch den Titel) und in "o.T. (Stadthaus III)"
durchaus Anspielungen auf reale Architekturen ausmachen. Bei Letzterem handelt
es sich übrigens um das Stadthaus Scharnhauser Park des Stuttgarter Architekten
Jürgen Maier H. in Ostfildern. In
beiden Malereien herrscht eine räumliche Ungewissheit vor, welche getragen ist
von einer architektonischen Dysfunktionalität, die spätere formale
Entwicklungen bereits andeutet.Um für Irritation zu sorgen und diesen
dysfunktionalen Charakter zu unterstreichen, werden die Arbeiten während des
Malprozesses mehrmals gedreht Zeugen davon sind beispielsweise die
verlaufenden Farbbahnen und die sich plötzlich am Boden befindlichen
Oberlichter. Ebendiese Verwirrungen verstärken zudem die skulpturale
Tendenz der Werke. Das
Diaphane, das Durchscheinende, ist dabei ebenso elementar für die Wahrnehmung
des Raumes wie auch dessen Opazität. Im Gegensatz zur völligen Transparenz
verunklaren, verschleiern, streuen die durchscheinenden Farbflächen Licht und
damit Räume wie auch den Blick des Betrachters. Grenzen verschwimmen,
Texturen werden weich und eine dynamisierte Raumflucht vermag den Blick in die
Tiefen des so widersprüchlichen Raumes hineinzuziehen. In
der vergleichenden Betrachtung gerade im Hinblick auf die Großformate in
diesem Raum und der Hommage an HS bzw. auch den Faltungen im
Vorraum wird deutlich, dass mit der Zeit ein formaler Wandel stattgefunden
hat: Das Verlangen der Künstlerin nach visueller Homogenisierung hat sich
intensiviert. Die
zum Teil aquarelligeWolkigkeit und das Konzentrat auf eine konkrete Architektur
ist in der Serie "Hommage an HS"
der völligen und oftmals rechtwinkligen Abstraktion gewichen. Die dynamisch
wirkenden Flächen stehen für sich und gehen kaum noch feste Verbindungen
untereinander ein. Gelöst und doch sorgfältig arrangiert, ergeben sie Raum und
negieren ihn gleichzeitig. Ganz in diesem Sinne
abschließen möchte ich nun mit einem Zitat von Dorothée Bauerle-Willert
aus einem Katalogtext über die Künstlerin von 2011, das mir in diesem Kontext sehr
passend erschien: "Gefundene Räume, erfundene Räume: in der
luziden Malerei von Ines Doleschal hört der architektonisch gebaute Raum auf,
eine Gewissheit zu sein: Der Raum ist ein Zweifel." Meine Damen und Herren,
ich wünsche Ihnen nun einen anregenden und schönen Abend Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!
©Anna-Lena Bruns | | Pressemitteilung zur Ausstellung von Ines
Doleschal
Eröffnung,
Dienstag 20. September 2016, 19 -21 Uhr,
Finissage,
Samstag, 22. Oktober 2016, 12 16 Uhr
Zur
Einführung spricht Anna-Lena Bruns, MA, Kunstwissenschaftlerin
maßvoll Malerei und Arbeiten auf Papier von
Ines Doleschal
maßvoll
Ines Doleschals erste Einzelausstellung in der Galerie Grashey versammelt
Arbeiten aus einem knappen Jahrzehnt. Das künstlerische Ansinnen, Raum und
Architektur in allen Facetten zu untersuchen, wird durch jede der Arbeiten der
Berliner Künstlerin mit süddeutschen Wurzeln anschaulich: Das Verhältnis von
Raum zur Fläche, von Binnenstruktur zum Rand, von Farbe zur Form, von
Transparenz zur Opazität und schließlich von Spannung und Dynamik zur inneren
Ausgewogenheit diese und mehr Kategorien erwägt die Künstlerin mit sensiblem
Auge und maßvoller Hand.
Ines
Doleschals Arbeiten von 2007-2010 auf Leinwand und Karton ist gemein, dass sie
alle aus Skizzen inspiriert sind, die sie unterwegs an markanten urbanen Orten
und vor Architekturen in zumeist europäischen Metropolen angefertigt hat.
Diese Zeichnungen übersetzte die Künstlerin im Atelier in kraftvoll gemalte
Raumgebilde und kondensierte im Malprozess Charakteristika der baulichen Struktur,
ohne den Wiedererkennungseffekt einzuplanen oder auf ein
funktional-analytisches Abbild Wert zu legen. Die abstrakten, bisweilen auch
absurden Innenräume und Raumaufsichten der Werke Stadthaus und Ludwig
Múzeum Budapest nehmen den Betrachter mit, ja ziehen ihn geradezu hinein
in die Bildtiefe und führen ihn entlang einer dynamisierten Raumflucht in ein
räumlich Ungewisses, das nicht selten die architektonischen Grundbedingungen
auszuhebeln scheint.
Während
vorgefundene Gebäude und der städtische Außenraum Anreger für Ines Doleschals
Malerei bis 2010 sind, ließ sie sich seit 2011 in Faltungen mehr und mehr auf einen eigenständigen Zugriff auf
Farbe und Form ohne Wirklichkeitsbezug ein. Hier ist die Suche nach der kühnen
Geste, nach formaler Reibung und doch sinnvollem Zusammenhalt ein Hauptimpuls
als glaube diese Kunst an die Versprechen der (Bauhaus-)Moderne, gute Form
in jeder künstlerischen, aber auch in jeder alltäglichen schöpferischen Gestalt
auszubilden und allgegenwärtig zu machen.
Zwischen
Fund und Erfindung ist schließlich die Serie Hommage an HS anzusiedeln. Auf etwa 20 Blättern befasst sich die
Künstlerin mit den Farbkonzepten der Werkstatt für Wandmalerei des Meisters
Hinnerk Scheper (HS) am Bauhaus Dessau. Unter Schepers Leitung wurde eine
enorme Vielfalt von Farbkonzepten nicht nur für die Interieurs des Bauhauses
und der Meisterhäuser in Dessau ausgeführt, die mitnichten nur den Grund- und
Nichtfarben verpflichtet sind. Vielmehr entwarfen Scheper und seine Studenten
Farbpläne für progressiv gesinnte Auftraggeber von Villen, Museen und
medizinischen Institutionen weit über Dessau hinaus. Die farbliche Kombinatorik
ist dabei geradezu eklatant. Dort, wo die Scheperschen Farben erhalten und
verbürgt sind, meint man, einen visuellen Appell für mehr Mut zur Farbe angesichts
des heute vorherrschenden Einerleis von Weiß und Betongrau abzulesen. Auch die
Blätter von Ines Doleschal vermitteln diesen Farbreichtum, umso mehr, als das
Weiß des Papiergrundes mitarbeitet und die farbigen Raumgestalten geradezu
auratisiert.
Die
malerische Reverenz der Künstlerin an diesen Bauhausmeister steht vielleicht
exemplarisch für ihr gesamtes Werk: Es ist in allen Facetten immer auch ein
Aufruf an die Gestalter unserer urbanen Wirklichkeit, mehr Beherztheit und
weniger Pragmatismus, mehr Sinn für Utopisches und weniger gesetzte Banalität
walten zu lassen. | |
| Eingangsraum der Galerie. Im Bild v.l.n.r. Faltungen No. 8 (Lichtgrau), 2012, Acryl/Nessel, 140 x 100 cm; Faltungen No. 6 (Kornblumenblau), 2012, Acryl/Nessel, 35 x 26 cm, Faltungen No. 16 (Hellblau), 2016, Acryl/Nessel, 60 x 50 cm | | Biografie: Ines Doleschal, geb. 1972 in Waiblingen, lebt und arbeitet seit 2001 in Berlin. 1992-95: Kunstgeschichte- und Anglistikstudium an der Uni Tübingen, 1995-96: Pre-Degree Course Art and Art History, Goldsmiths' College London, 1996-2001: Studium der Malerei und Kunsterziehung bei Elly Strik und Udo Scheel an der Kunstakademie Münster, Englischstudium an der Uni Münster; 2001-04: Postgraduiertenstudium Art in Context an der Universität der Künste Berlin. Stipendien: 1999: Kunstakademie Münster, Arbeitsaufenthalt in Paris, 2004: 2. Preis des künstlerischen Wettbewerbs des Kulturamts Neukölln, 2007: Stipendium der Agnes Straub und Käthe Dorsch-Stiftung Berlin, 2009: Stipendium des Kunstvereins Frankfurt Oder, 2010 Arbeitsstipendium im Künstlerhaus Lukas, gefördert durch das Land Mecklenburg-Vorpommern. Ausstellungen (Auswahl): 1999: Förderpreisausstellung, Städtische Ausstellungshalle, Münster, 2000: Wait Your Turn, Torraum der Kunstakademie Münster, 2001: Klassenausstellung Prof. Scheel, Kunstverein Bielefeld, Ich und der Andere, Rathaus Mössingen, 2003: bleiben und gehen, ARD-Hauptstadtstudio Berlin, 2006: Eine ganze Stunde, Medizinisches Institut der Universität Basel, 2007: ++++PLUSZ++++, Galerie delta35, Berlin (mit Beatrix Szörényi), Kapitalistische Freundschaft, Collegium Hungaricum Berlin, labyrinthisch, Galerie Greulich, Frankfurt Main, Das kleine Format, Studioausstellung, Galerie Epikur, Wuppertal, 2008: Kunst in Tübingen, Stadtmuseum Tübingen, Inside/Outside, Galerie im Saalbau Neukölln, Berlin (mit Sascha Donsbach), 2009: Plotting the City, Galerie Greulich, Frankfurt Main aufgezeichnet, Kunstverein Frankfurt Oder, The Way Out, Galerie Epikur, Wuppertal (mit Simone Haack und Christoph Jakob), stadtHausRAUM, Städtische Galerie Ostfildern (mit Cécile Dupaquier), 2010: void, Friedman Galerie und Projekt, Berlin (mit Cécile Dupaquier), Folly - Orte zum Verweilen, Projekt für eine Außeninstallation in Wustrau/Ruppiner Land, Grenzenlos.Vielfältig.Eins, Galerie Berlin Art Projects, Berlin, 2011: ganz woanders, Galerie Greulich, Frankfurt Main, motiv:architektur, Künstlerverein Walkmühle e.V., Wiesbaden, Konstruktion Dekonstruktion, Projektraum Alte Feuerwache Berlin-Friedrichshain, 2012: Raum ermessen, Städtische Galerie Pforzheim (mit Gaby Taplick und Cécile Dupaquier), 2013: Faltungen, Galerie Greulich, Frankfurt Main, 7+1, Galerie Jordan/Seydoux, Berlin, 2014: Heimspiel Mitte, Ausstellung des Frauenmuseum Berlin e.V., Galerie weißer elefant, Berlin, moving space, rk Galerie für zeitgenössische Kunst, Berlin (mit Elgin Willigerodt), Sites and Cities, Galerie Michael Heufelder, München, 2015: relocating structures, Schwartzsche Villa, Berlin (mit Bram Braam), Anonyme Zeichner* 2015, Galerie Nord I Kunstverein Tiergarten, Berlin; artQ13 Rom, sowie Galerie Geyso 20, Braunschweig, 2016: hues and glues, Galerie Greulich, Frankfurt Main, Einzelausstellung, exTRakt, Anhaltischer Kunstverein Dessau (mit Elgin Willigerodt), URBAN, Kommunale Galerie Berlin, Berlin, Gegenwartsdynamiken, GEDOK Galerie, Berlin | | Aus der Serie Faltungen | Faltungen No. 17 (Neapelgelb), 2016, Acryl auf Nessel, 69 x 89 cm | | Aus der Serie Verlangen nach Form | Wien für alle, 2010, Acryl auf Leinwand, 24 x 32 cm | | Aus der Serie Behausungen/Architektur | Architektur No. 7, (Stadthaus) 2007/2010, Acryl auf Karton, 24 x 32 cm, gerahmt | | Architektur No. 15, (Museum Georg Schäfer) 2010, Acryl auf Karton, 24 x 32 cm, gerahmt | | Architektur No. 16, (Hadid, Wien), 2010, Acryl auf Karton, 24 x 32 cm, gerahmt |
| | Bilder, die uns sehen lassen
–
Eröffnungsrede anlässlich der
Ausstellung „Oldenlandia umbellata imit.“ von Thomas Bechingerin in der Galerie
Ursula Grashey
Marie Namislow
Liebe
Ursula Grashey, lieber Thomas Bechinger, liebe Freunde der Galerie,
ich
freue mich heute Abend die neue Ausstellung „Oldenlandia umbellata imit.“ von
Thomas Bechinger zu eröffnen. Der Titel gibt zumindest für Nicht-Lateiner und
Nicht-Botaniker zunächst Rätsel auf und auch der Blick auf die Einladungskarte
hat laut Ursula Grashey für Erstaunen gesorgt. Die Erwartungen, die mit dem
Bild auf der Karte geschürt wurden, nämlich, dass Thomas Bechinger nicht mehr
malt, sondern nun fotografiert, haben sich zum Glück nicht bestätigt.
Es gibt
dennoch einen Link zu seinen Malereien. Die Fotografie ist auf dem Weg ins
Atelier entstanden und der lateinische Pflanzenname referiert auf die
abgebildete Pflanze. Diese wiederum diente in Indien zur Herstellung roter
Pigmente, wodurch die Brücke zur Farbe auf den Blättern auf der
Fotografie und natürlich zu Thomas Bechingers Malerei geschlagen wird.
Für Thomas
Bechinger ist diese Ausstellung ein Heimspiel. Zum 6. Mal stellt der 1960 in
Konstanz geborene Künstler nun schon in der Galerie Grashey aus. 1992, vor 24
Jahren, hatte er hier sein Debüt, also im zweiten Jahr des Bestehens der
Galerie.
Nach
seinem Abitur verließ Thomas Bechinger Konstanz und es zog ihn zum Studium
zunächst nach München an die Akademie der Bildenden Künste, an das Royal
College of Art in London und schließlich an die Kunstakademie Düsseldorf.
Mittlerweile ist Thomas Bechinger selbst lehrend tätig. Nach einer Gastprofessur
an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg (2004) und einer Professur für
Malerei und Druckgrafik an der Universität Siegen (2004-2010), hat er seit 2010
die Professur für Malerei und Glasgestaltung an der Akademie der Bildenden
Künste Stuttgart inne. Die Lehrtätigkeit, so sagt er im Gespräch, steht dabei
nicht in Konkurrenz zum eigenen Schaffen, beides geht miteinander und es gibt
wechselseitige Durchdringungen.
Dass die
Lehre die eigene Produktion nicht einschränkt, sehen wir nicht nur hier an den
neuen Arbeiten, sondern auch in seiner Vita. Dort lesen wir von einer Vielzahl
von Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland,
darunter Ausstellungen im Kunstverein Hamburg, Singen, Konstanz und weiteren,
im Mies van der Rohe Haus Berlin oder dem Lenbach Haus München. Seine Arbeit
wird unter anderem in Galerien in Warschau und Istanbul vertreten und eben hier
in Konstanz und genau darum soll es jetzt gehen.
Wie
zeigen Bilder? Diese Frage wurde in der Kunstgeschichte immer wieder gestellt. Während
zentralperspektivische Bilder seit der Renaissance als Fenster zur Welt betrachtet
wurden, hat sich dieses Verständnis spätestens seit dem 19. Jahrhundert mit den
künstlerischen Strömungen des Impressionismus und Expressionismus gewandelt. Auch
die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum binokularen Sehen von Herman von
Helmholtz trugen Ihren Teil dazu bei. Der Maler Paul Cézanne profitierte
maßgeblich von dessen Studien über das Sehen.[1]Der
Fokus in der Kunst ging weg vom Dargestellten „Was“ und hin zur
Darstellungsweise, zum „Wie“ des Bildes. Dabei wurde die Materialität von
Bildern wichtiger. Die Malerei wurde selbstreflexiver. Farben traten auf
monochromen, also einfarbigen, Leinwänden im 20sten Jahrhundert als Akteure auf
die Bildfläche. Hier sei beispielsweise aufdie Arbeiten des russischen
Künstlers Kasimir Malewitsch oder des Franzosen Yves Klein verwiesen.
Der
Kunstwissenschaftler Gottfried Boehm hat das Zeigen der Bilder auf folgende allgemeine
Formel gebracht: Bilder zeigen etwas und zugleich sich selbst.[2]Ähnlich
verhält es sich wenn ich meinen Arm hebe um mit meinem Finger auf etwas zu
zeigen. Mein Arm zeigt sich im Akt des Zeigens und zeigt gleichzeitig auf etwas
anderes. Bei einem figurativen Bildsujet leuchtet dieser Befund direkt ein. Wenn
Leonardo da Vinci ein Portrait der Mona Lisa malt, dann zeigt er diese Dame,
die mit ihrem viel sagenden Lächeln noch heute die Menschen begeistert. Dies
ist das etwas, welches das Bild zeigt. Das Sichzeigen des Bildes bezieht sich wiederum
auf dessen Materialität, also im Falle der Mona Lisa auf Ölfarbe auf Leinwand
und den besonderen Farbauftrag. Dieser äußert sich zum Beispiel an Stellen im
Bild, an denen der Pinselduktus deutlich hervortritt.
Es
stellt sich nun die Frage was bei nicht figürlichen Malereien,wie denen von
Thomas Bechinger, für den Aspekt des Zeigens gilt? Die Antwort auf die Frage
nach dem was gezeigt wird und dem was sich zeigt ist in diesem Fall die
gleiche: Farbe. In Bechingers Bildern fungiert die Farbe zugleich als Material
und Sujet. Er versteht seine Arbeiten daher auch nicht als abstrakt oder
gegenstandslos, denn, so sagte der Künstler im Gespräch, da sei doch etwas, da
gehe es um etwas. Überhaupt wehrt er sich gegen feste Kategorisierungen und
Labels und tritt für eine direkte Erfahrung der Kunst ein, ohne sich hinter
kunsthistorischen Floskeln zu verstecken. Versuchen wir also uns seinen
Arbeiten zu nähern.
Farben
werden bei Thomas Bechinger zu eigenständigen Akteuren. Er interessiert sich
sowohl für deren Konsistenz, also für die Pigmente und deren Effekte im Prozess
des Malens, als auch für die Wirkungen und Konnotationen ihrer Tonwerte. Erdige
Töne, die von blass Rosa über Ocker und rot Töne reichen, stehen im Kontrast zu
kühleren grün und blau Tönen. Es sind dies Farben, die auf den ersten Blick
nicht rein wirken. Vielmehr handelt es sich um Mischfarben, die durch den
Farbauftrag in vielen Schichten, zwischen Opazität und Transparenz changieren. Ihre
Mattigkeit und Weichheit verdanken die Farben der Tatsache, dass Thomas
Bechinger keine Grundierung verwendet. So können die Pigmente direkt mit dem stofflichen
Untergrund reagieren.
Die Farben,
meist bestehend aus Pigmenten auf Eisenoxyd Basis, die man von Fassadenfarben
aus dem Stadtbild kennt, sind nicht eingängig, sondern sie fordern uns und
unsere Sehgewohnheiten heraus. Blasse rosa Töne bekommen in Bechingers Malerei
die Möglichkeit ungeachtet gängiger Konnotationen zu wirken und ihren Raum zu
beanspruchen. In den mehrfarbigen Bildern potenzieren sich die verschiedenen
Farben wechselseitig und gewinnen so an Prägnanz.Ein Rosa, das wir zunächst als
blass charakterisieren würden, entfaltet im Kontrast mit einem Ocker Ton wie in
der Arbeit „Ohne Titel (2014/16)“, in diesem Raum, eine geradezu strahlende
Wirkung. In der kleinformatigen Arbeit „Ohne Titel (2013/14)“, im Eingangsraum
setzt Thomas Bechinger auf den Komplementär-Effekt von rost-rot und blau-grün
Tönen. Die Farben, die wir in Thomas Bechingers Arbeiten erfahren, bergen eine
gewisse Sperrigkeit. Sie verwehren sich gegen eindeutige Aussagen. Die
Bildtitel liefern außerdem keine Interpretationshilfen, sondern beschränken
sich auf die technischen Daten. So heißen alle Arbeiten „Ohne Titel“ und werden
lediglich durch ihr Entstehungsjahr unterschieden.
Auch die
im Akt des Malens entstehenden Kompositionen verwehren sich gegen
Eindeutigkeiten. Bechinger bietet unseren Augen keine klaren Verhältnisse oder
Symmetrien an. Was symmetrisch ist, finden wir gemeinhin schön. Diesen Effekt
kennen wir von Models und schönen Gesichtern im Allgemeinen. Aber darum geht es
dem Künstler nicht. Gefällige Bildkonstruktionen kommen für ihn nicht in Frage.
So laufen auch seine Arbeiten nie Gefahr dekorativ zu sein. Vielmehr geht es
darum, dass sich im Bild etwas transformiert, dass es einen Umschlag gibt, so
wie er das formuliert. Farbe auf Nessel macht noch kein Bild. Nein, es sind die
Entscheidungen des Künstlers und der besondere Umgang mit dem Material, die aus
diesen Arbeiten hier Bilder machen.
Schicht
um Schicht entstehen im künstlerischen Prozess Farbfelder und -Flächen auf
klein- und großformatigen Leinwänden, die uns als Betrachter zum genauen
Hinsehen auffordern. Beim Herantreten an seine Malereien nehmen wir diese
Schichten wahr, die dem präzisen Farbauftrag Thomas Bechingers geschuldet sind.
Auch geometrische Figuren wie Dreiecke werden in seinen Arbeiten sichtbar, oder
neuerdings runde Formen, doch auch sie folgen keiner Vorgabe eines präzisen
Zirkels. Wir erkennen Spuren eines künstlerischen Prozesses, der als Erinnerung
aufscheint, sich jedoch nie endgültig erschließt.
Durch
die Überlagerungen der Farbe gewinnen seine Bilder zusätzlich eine räumliche
Qualität, auf die bereits mehrfach hingewiesen wurde. Hell-dunkel Kontraste
heben gemalte Zwischenräume als solche stärker hervor und erhöhen diesen
räumlichen Effekt noch. Dies können wir anhand der bereits angesprochenen
Arbeit im Eingangsraum „Ohne Titel (2013/14)“ beispielsweise nachvollziehen. Dabei
geben diese Arbeiten, die sich durch Konsequenz und Notwendigkeit gleichermaßen
auszeichnen, nie vor etwas anderes zu sein als sie sind: Farbe auf Leinwand,
bzw. Nessel.
Das
freie Spiel des Materials trifft in Bechingers Arbeiten auf den malerischen Akt
eines Künstlers, der genau weiß was er tut. Thomas Bechinger malt, damit die
Bilder in der Welt sind und letztlich gesehen werden. In diesem Sinne wünsche ich
Ihnen allen jetzt einen schönen Abend mit diesen Bildern, die uns sehen lassen.
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Einladung
zur Ausstellungseröffnung
Dienstag,
15. März 2016, 19 – 21 Uhr
Anna
Lehmann-Brauns Fotografie
Anna
Lehmann-Brauns, geb. 1968 in Berlin, lebt und arbeitet in Berlin. Studium der
Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, Meisterschülerin
von Joachim Brohm, Gastprofessur an der Universität für Angewandte Kunst
Wien, 2010
Ostern: vom 24.03-29.03. bleibt die Galerie
geschlossen
Kunst um 18
Uhr, Führung mit Apéro Donnerstag, 21.
April
Finissage:
Samstag, 14. Mai 2016, 12 – 16 Uhr
| | | | BEE, Piemont, 2012, C-Print auf Alu, 80 x 115 cm | | Dorothea Cremer-Schacht, Projektgruppe Fotografie am Bodensee: Einführung
Anna Lehmann-Brauns
Anna Lehmann-Brauns’ Fotografien lösen Empfindungen aus, doch entziehen
sich diese Empfindungen unserem Zugriff. Darum hegen ihre Bilder ein Geheimnis,
in das ich in den nächsten zehn Minuten eindringen möchte.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, guten
Abend und herzlich Willkommen zur Ausstellung mit Fotografien von Anna
Lehmann-Brauns. Die Künstlerin zeigt uns vornehmlich Räume urbanen Lebens aus
neuerer Zeit. Die Motive entstammen Bars, Hotels, Diskotheken, Bowlingbahnen,
Büros, Vorzimmern, Kinofoyers oder Produktionsstätten. Mal sehen wir diese Orte
in der Totalen, mal als Ausschnitt, mal hinter Vorhängen angedeutet, bis hin
zur Reduzierung auf eine Ecke oder Wand. Das Mobiliar und die
Einrichtungsgegenstände sind spärlich; Menschen fehlen gänzlich. Eine kühle,
distanzierte Atmosphäre geht von diesen Bildern aus.
Vermutlich ist es das Licht, das die Bilder leblos und trist wirken und uns
melancholisch werden lässt. Alles scheint aus der Zeit gefallen, alles still zu
stehen. Die Bilder wirken künstlich, unwirklich, unvertraut, teils absurd. Sind
das reale Räume oder Bühnen bzw. Kulissen auf die wir blicken? Alles gleicht
mehr einer subjektiven Zustandsbeschreibung, denn einer objektiven
Wirklichkeitsabbildung - unterstrichen noch durch die gemäldehafte Anmutung der
Fotografien.
Gedanken der Verlassenheit und Einsamkeit, der Leere und Vergänglichkeit,
der Sehnsucht und Erinnerung breiten sich aus und lassen uns unweigerlich
sinnieren, ob der Geschichten, die in diesen Bildern liegen. Wir sind bemüht
die dargestellten Szenerien zu verlebendigen, möchten sie mit Menschen füllen,
doch es gelingt nicht. Die Bilder sperren sich. Menschen scheinen abwesend,
weil die dargestellten Orte sie abweisen. Lehmann-Brauns‘ Fotografien erinnern
an den Maler Edward Hopper (1882-1967); scheinen von der Atmosphäre seines
Oeuvres inspiriert, sind sozusagen, Hopper-Bilder ohne Menschen, wenn das denn
ginge.
Meine Damen und Herren, es ist nicht verwunderlich, dass Personen auf den
Bildern fehlen. Lehmann-Brauns fotografiert keine Menschen. Sie hat es Mitte
der 1990-er Jahre, in der Anfangsphase ihrer Ausbildung an der Hochschule für
Grafik und Buchkunst in Leipzig zwar getan. Und das durchaus mit Leidenschaft.
Nicht zuletzt waren seinerzeit Portraitgrößen wie Nan Goldin und Rineke
Dijkstra mit ihrem ungeschönten Blick und einer neuen Form der Pose Bestandteil
der dortigen Lehre und überhaupt war es das Portrait, das Lehmann-Brauns‘
Faszination zum Fotografieren auslöste. Doch sie entschied sich dagegen. Die
Gründe dafür sind ihre Schüchternheit und Höflichkeit, wie sie in einem
Interview mit Matthias Harder, dem Leiter des Helmut-Newton-Museums in Berlin,
erläuterte. Denn letztlich spürte sie, dass sie die Menschen nicht über jene
Schwelle ziehen konnte, von der aus sie etwas von sich entäußerten, dass sie
eigentlich für sich bewahren wollten.
Anna Lehmann-Brauns lebt in Berlin und ist dort 1968 geboren. Ihre Werke
wurden bereits vielfach geehrt und ausgestellt. 2010 hatte sie eine
Gastprofessur an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Ihr letzter
Katalog erschien 2015.
Die Auseinandersetzung mit Räumen begann sie noch als Studentin. Die
Leipziger Schule, an der sie studierte, gilt als eine der wichtigsten
Ausbildungsstätten für bildende Künstler in ganz Europa. Ihren Abschluss machte
sie dort bei Prof. Joachim Brohm mit Fotografien von Miniaturmöbeln in
puppenstubengroßen Räumen, die sie selbst gebaut hatte.
Lehmann-Brauns‘ Arbeitsweisekann
man als klassisch bezeichnen. Zu ihremWerkzeug gehören die Mittelformatkamera,
das Stativ und der Analogfilm. Die große Kamera mit Negativen von bis zu 6 x 9 Zentimetern
ermöglicht scharfgezeichnete Fotografien und das Stativ die sorgfältige Wahl
des Aufnahme-Standortes und den durchdachten Aufbau des Bildes. Lehmann-Brauns
fotografiert viel bei Nacht, was teilweise lange Belichtungszeiten erforderlich
macht; 11 Minuten war bisher die längste, so die Künstlerin. Das Licht spielt
eine zentrale Rolle. Ob Lehmann-Braunsausschließlich das am Aufnahmeort
vorhandene Licht verwendet oder die Beleuchtung selbst setzt und anordnet, ist
von der jeweiligen Serie abhängig. Abgesehen von der Beschneidung der
Ausschnitte bei der Vergrößerung, werden die Aufnahmen nicht verändert. Zu
ihrer handwerklich geprägten Arbeitsweise gesellt sich eine bildnerische
Inspiration. Mit hell erleuchteten Bildteilen im Kontrast zur dunklen Umgebung,
mit opulentem Rot, Türkis, Braun oder Lila und mit bestechend klarer
Komposition verleiht sie diesen Räumlichkeiten einen Glanz, der ihnen in
Wirklichkeit lange abhandengekommen ist. Lehmann-Brauns verfolgt eine
sinnlich-emotionale Ausdrucksweise, bis hinein in die Titel ihrer Serien wie
„He’s gone“ oder „Miss you“.
Vor der Technik liegt jedoch die Motivwahl. Hier erkennen wir verschiedene
Wege. Wie wir schon hörten, arbeitet sie seit dem Studium mit selbst erfundenen
und arrangierten Räumen in Spielzeuggröße, die durch die Fotografie täuschend
echt erscheinen. Aus diesen Zyklen sind zwar keine Motive ausgestellt; in ihre
Nähe rücken aber ihre Filmset-Aufnahmen aus den Babelsberger Studios, also
Räume, die eigens als Drehorte von Spielfilmen erstellt wurden. Ein Beispiel
dafür ist das Bild mit einer Bar. Anders hingegen sind die Bilder gemacht, die
Schrank und Tür eines Herrenzimmers zeigen oder eine Telefonzelle in Budapest,
eine ihrer wenigen Außenaufnahmen. Diese Motive hat sie bei ihren vielen
Streifzügen durch Berlin und anderen Städten Deutschlands und Europas aufgespürt,
wobei die Suche nach geeigneten Räumen durchaus zeitaufwändig ist. Bis auf die
Beseitigung einiger Störenfriede wie Aschenbecher und Zimmerpflanzen, hält sie
die Orte wie vorgefunden fest. Das gilt auch für die jüngste Werkgruppe, die
eine Fabrik in Polen ins Visier nimmt. Allerdings rückt sie diesmal die im Raum
versammelten Objekte stärker in den Fokus, wie es das Bild mit dem roten
Nilpferd oder dem Leoparden verdeutlicht. Die bunten Figuren, teils noch
unfertig, sind aus Styropor und Fiberglas. Sie werden für Kinderspielplätze auf
der ganzen Welt produziert. Insgesamt sind in der Galerie Bildbeispiele aus
vier Werkgruppen der jüngeren Schaffenszeit vereint.
Meine Damen und Herren, eine Fotografie von einem Filmset mit deutlich
sichtbarem Freiraum im vorderen Bildteil oder einer Scheinwerferbatterie an der
Decke, die eine Raum im Raum Situation wiedergibt, sollte doch eine gänzlich
andere, eine verfremdende Wirkung entfalten, im Vergleich zu der Aufnahme einer
realen Bar oder Swimmingpools. Dass diese formal unterschiedlichen Bilder bei
Lehmann-Brauns die gleiche Wirkung entfalten, gibt uns einen Hinweis auf das
Geheimnis, das in ihnen steckt. Sie zeigen nicht so sehr das, was da ist,
sondern etwas jenseits des Realen. Sie bewegen sich im Imaginären, im
Imaginierten.
Doch das Sichtbarmachen des nicht Offensichtlichen, galt einst als die
Domäne der Malerei. Ihr ging es beispielsweise um das Symbolische, um eine
Wahrheit hinter den Dingen. Der Fotografie wurde dagegen abgesprochen, je Kunst
sein zu können, da sie lediglich fähig sei, die Oberfläche abzubilden.
Fotografie und Malerei hatten stets ein spannungsreiches Verhältnis.
Sicherlich nicht ohne Grund wurde die Malerei abstrakt, zu einer Zeit, als sich
die Fotografie anschickte hinsichtlich der Genauigkeit der Wirklichkeitsdarstellung
neue Maßstäbe zu setzen. Man könnte fast sagen, die Malerei flüchtete in die
Abstraktion. Doch genau diese Exaktheit in der Abbildung wurde den Fotografen
zum Verhängnis, wenn sie versuchten, ihre Disziplin im Kanon der Künste zu
verankern. Wie kann etwas Kunst sein, wenn es ohne menschliches Zutun
geschieht?
Auf diese Frage haben die Fotografen unterschiedliche Antworten gegeben.
Zum Beispiel die Piktorialisten in dem Versuch, gegen Ende des 19. Jahrhunderts
den Fotografien die sogenannte „malerische Unschärfe“ technisch hinzuzufügen.
Lange Zeit als Kitsch verrufen, wird diese Ausrichtung an der Malerei
mittlerweile wertgeschätzt wie 2012 in der Konstanzer-Wessenberg-Galerie die
Ausstellung "Lichtmaler" verdeutlichte. Die Anerkennung als eigenständiges
künstlerisches Medium gelang der Fotografie erst nach weiteren Versuchen in den
1980-er Jahren. Wichtige Impulse dazu lieferten um 1950 die Vertreter der subjektiven fotografie, deren abstrakte
und experimentelle Bildsprache beispielsweise Lichtspiegelungen im Wasser auf
Schwarzweißmuster reduzierte, Aufnahmen, die den Überlinger Siegfried
Lauterwasser weit über Deutschland hinaus bekannt machten.
Lehmann-Brauns geht nochmals einen anderen Weg. Ihre Fotografien sind durch
und durch abbildhaft und doch zugleich malerisch. Das ist etwas Besonderes.
Ihre Bilder erzählen nichts über die Welt, dennoch haben sie eine Geschichte.
Diese Geschichte ist Ihre Geschichte, meine Damen und Herren, sie entfaltet
sich, wenn sie die Bilder betrachten. Ich hoffe, Ihnen gefällt diese
Geschichte. Es ist an Ihnen!
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Pressemitteilung
zur Ausstellung Anna Lehmann-Brauns
Anna Lehmann-Brauns, geboren 1968 in Berlin.
Absolventin der Meisterklasse von Joachim Brohm, Hochschule für Grafik und
Buchkunst, Leipzig. Lebt und arbeitet in Berlin. Gastprofessur an der
Universität für Angewandte Kunst Wien, 2010.
Ausgewählte
Ausstellungen: 2011:Galerie Greulich, Frankfurt a.M., Morgen Contemporary,
Berlin; 2012: LSD Galerie Berlin, Kunstvilla Bregenz; 2013: Galerie Springer,
Berlin, 2014: 100plus Hohlstraße, Zürich; 2015: Deutsches Architekturmuseum,
Frankfurt a.M.
Ausgewählte
Stipendien und Preise: Schloss Balmoral, Anerkennungspreis Europäischer
Architekturfotografie-Preis, Stipendiatin Heinrich Böll Stiftung, BRITA
Kunstpreis 1.Preis, Art Prize Hospiz, Kunstquartier Arlberg, Fotopreis Haus am
Kleistpark, Berlin.
Dies ist
die erste Einzelausstellung mit Fotografien der Berliner Fotografin Anna
Lehmann-Brauns in der Galerie Grashey.
„Dunkle
Flure, Durchgänge, Hintertreppen scheinen darauf zu warten, dass jemand sie
benutzt, scheinen ein Geheimnis bereitzuhalten, ein helles Licht in einer Tür,
einen rötlichen Schein, doch niemand kommt, um nachzusehen. Leere Schwimmbäder
mit einer makellos glatten Wasseroberfläche, lange ist hier niemand mehr geschwommen,
nur das Seerosenmuster an der Wand spiegelt sich im Wasser. Auf der Bowlingbahn
stehen alle Kegel bereit, aber keine Kugel berührt die Bahn, noch nicht einmal
die Diskokugel an der Decke dreht sich. Leere Garderobenständer, das
Schlüsselbord einer Hotelrezeption ohne einen einzigen Schlüssel, leere
Wartesäle und Restaurants – wir blicken in menschenleere Räume, die darauf zu
warten scheinen, dass jemand sie betritt und mit Leben füllt, aber keiner
kommt, schon lange nicht mehr. Anna Lehmann-Brauns findet und erfindet Räume,
in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint, die wie Inseln in einer
sich immer schneller bewegenden Gesellschaft wirken, vergessen von der
funktionalen Dynamik der äußeren Welt.
Räume konstituieren sich immer auch über eine Erfahrung von Zeit, selten wird
einem das so deutlich wie in den Bildern von Anna Lehmann-Brauns vor Augen
geführt. Beim Betrachten fließen fiktive und reale Zeit ineinander, die Räume
dehnen sich aus, ihre Leere und die Komposition von Geometrien und Symmetrien
erzeugen einen Eindruck von Dauer, von Permanenz, der die Zeit anzuhalten
scheint. Der Stillstand der Zeit öffnet die Bilder zugleich auf einem Empfinden
der Zeitlosigkeit und der Irrealität. Bewegung kommt in den Bildern nur als ein
illusionistisches Moment, als eine Spiegelung auf glänzendem Boden oder
spiegelglattem Wasser vor, die eine Bewegtheit suggeriert, die nie eintritt.“ Zitat
Miriam Dreysse, Erinnerung und Melancholie, Lehmann-Brauns theatrale Räume.
| | | Anna Lehmann-Brauns und Ursula Grashey | | Telefonzelle, Budapest, 2012, C-Print auf Alu, Ed. 6, 40 x 32 cm | | Farbtöpfe, Polen, 2015, C-Print auf Alu, weiß gerahmt mit Schattenfuge, Ed. 6, 40 x 40 cm | | Leopard, Polen, 2013, C-Print auf Alu, weiß gerahmt mit Schattenfuge, Ed. 6,
100 x 100 cm | | Nilpferd, Polen, 2013, C-Print auf Alu, weiß gerahmt mit Schattenfuge, Ed. 6,
100 x 100 cm | | Vorhang, Filmset, C-Print auf Alu, Ed. 6,
60 x 60 cm | | | | | | |
Einladung zur Ausstellungseröffnung
Dienstag, 26. Januar 2016, 19 21 Uhr
Thomas Anschütz und Helmut Metzner Fotografie und Arbeiten auf Papier
Einführung: Künstlergespräch
Thomas Anschütz, geb. 1954 in Sinn (Hessen), 1975-81 Studium an der Akademie in Kassel und an der HfbK Hamburg. Von 1981-91 lebt Thomas Anschütz in New York. Seit 1991 in Berlin und Strausberg.
Helmut Metzner, geb. 1946 in Sigmaringen, 1971-76 Studium an der Hochschule der bildenden Künste, Berlin. Meisterschüler von Prof. Kaufmann. Lebt seit 1961 in Berlin.
Finissage: Samstag, 5. März 2016, 12 16 Uhr
Fasnacht: vom 4. 10. Februar bleibt die Galerie geschlossen
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Einladungsbild zur Ausstellungseröffnung, gestaltet am Computer von beiden Künstlern. |
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Pressemitteilung
zur Ausstellung Thomas Anschütz und Helmut Metzner
Thomas Anschütz, geb.
1954 in Sinn (Hessen), 1975-81 Studium an der Akademie in Kassel und an der
HfbK Hamburg. Von 1981-91 lebte Thomas Anschütz in New York. Seit 1991 in
Berlin und Strausberg. Ausstellungen:(Auswahl) 1981 Fine Art Photography Exposition
NYC; 1984 Bibliothèque Nationale Paris, , 1999 Staatliche Kunsthalle
Baden-Baden; 2002 Stadtmuseum Münster; 2004 Museum of Fine Arts Houston, USA.
Die zum zweiten Mal in der Galerie Grashey
ausgestellten Fotografien sind Kompositionen aus digitalen wie analogen
Quellen, aus eigenen und Fremdaufnahmen.
Fotografien aus der Library of Congress, der
NASA oder Aufnahmen, die vom Vater des Künstlers stammen, bilden die Quelle für
die zahlreichen Bildschichten, die sich mit eigenen Aufnahmen von Thomas
Anschütz zum endgültigen Werk schichten.
Das Ziel der Arbeit des Künstlers ist es, die
einzelnen Bildebenen zu einem Akkord zu verschmelzen, der einen Wohlklang
bildet.
Durch die Mischung der visuellen Ursprungselemente,
ihrer im Werk latent spürbaren eigenen Geschichte, Technik und Bedeutung
entsteht ein neues Bild, dessen Strukturen dem Phänomen der Interferenz
vergleichbar miteinander schwingen. Sie erzeugen einen neuen Klang, eine Aura
von hohem ästhetischem Anspruch, der sich in den dargestellten subtilen
Formenwelten offenbart.
Helmut Metzner, 1946 in Sigmaringen geboren, lebt seit 1961 in
Berlin. 1971-1976 studierte er an der Hochschule der bildenden Künste in
Berlin, er ist Meisterschüler von Prof. Kaufmann. 1977 hatte Metzner ein
einjähriges Stipendiat in New York. Seine Werke wurden bereits in einer großen
Anzahl von Ausstellungen in Berlin, Genf, Hamburg, Köln, München und
Stockholm gezeigt.2007 erhielt Metzner
den Auftrag für ein Wandbild (240 x 620 cm ) in der durch einen Brand zerstörten
und wieder aufgebauten Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Weimar.
Metzner zeigt in der 6.Ausstellung in der Galerie
Grashey ausschließlich kleinere neue Papierarbeiten, die klar anknüpfen an die
collagehaften, abstrahierenden Bilder der vorangegangenen Zeit! Gewachsen, und
in einigen Arbeiten sogar sehr zentral, wird ein gegenständlicher Ansatz
erkennbar, so dass quasi erzählerische Momentaufnahmen dargestellt werden!
Helmut Metzner spricht selber von den romantischen Bildern, was auch durch
die Titelgebung bestätigt wird!
Sturm , Haus am Wasser , oder Königin zeugen
von einer Darstellungslust ,die abstrahierende Impulse erst in der zweiten oder
dritten Übermalung sucht !Erwähnt werden soll auch die erweiterte
Farbgebung der Bilder .Auf meist dunklem Grund zeigt sich jetzt ein freies
Spiel unterschiedlicher Farbigkeit .Neben matter Tiefe erzeugen metallisch
leuchtende Linienstrukturen eine Lebendigkeit, die einen spannungsvollen
Kontrast zu den geometrischen Haltepunkten in den Bildern bilden!
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| Thomas Anschütz | |
ELCUR, Pigmentdruck/Büttenpapier, 2014, 50x110 cm, |
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FONOR, Pigmentdruck/Büttenpapier, 2012, 20x15 cm |
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Helmut Metzner | | | o.T., Mischtechnik auf Papier, 2015, 58x43 cm | | | Galgano V, Mischtechnik auf Papier, 2015, 58x43 cm |
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Pressemitteilung zur Ausstellung von Sabine
Krusche und Ede Mayer
Eröffnung, Dienstag 10. November, 2015, 19 -21
Uhr
Zur Einführung spricht Lena Brohammer
Finissage, Samstag, 19. Dezember 2015, 12 16
Uhr
Sabine
Krusche, geb. 1962 in Coburg, 1984-87 Studium der Bildhauerei
an der Hochschule für Kunst und Musik in Bremen, 1987-89 Bildhauerei an der
Kunstakademie Düsseldorf, seit 2001 Lehrbeauftragte an der Städtischen
Jugendkunstschule in Tuttlingen.
Den Schwerpunkt ihres
künstlerischen Schaffens legt Sabine Krusche auf die keramischen Arbeiten,
deren Existenz im handwerklichen Kalkül beginnt. Die konkrete Erfahrung mit dem
Material, das direkte Schaffen und Experimentieren mit dem Ton ist eine der
Grundvoraussetzungen, die für die Künstlerin erfüllt sein müssen. Einfühlsam
betreibt sie die Formung der Objekte aus der modellierbaren Materie, bis diese
die angemessene, die als richtig erkannte Form und Oberflächenbeschaffenheit
annehmen. Nicht nur die jeweils hervorgebrachte Form, sondern auch der
Arbeitsprozess, der Sabine Krusche zu dieser Form hinführt, ist Bestandteil
ihrer künstlerischen Konzeption. (Zitat Dr. Ute Hübner)
Neu ist Sabine Krusches
Beschäftigung mit Drahtobjekten. Die luftig, schwebenden Objekte sind ein
spannender Gegenpol zu den Keramiken. Wie sehr sie sich mit Graphik
beschäftigt, zeigt der Lichtkasten in Eigenbau, gefüllt mit unzähligen winzigen
Grafiken. Sie bestechen durch ihre Vielfalt trotz des kleinen Grundformats
eines Diarahmens.
Ede
Mayer , geb. 1952 in Friedrichshafen, 1971-77 Studium der
Bildhauerei und Malerei an der Kunstakademie Stuttgart, 1974-77 Studium der
Kunstwissenschaften an der Universität Stuttgart. Seit 1996 Lehrauftrag am
Suso-Gymnasium in Konstanz.
Ede Mayer fängt mit
malerischen Mitteln die Atmosphäre von Städten, Plätzen, Landschaften ein. Ihre
wie flüchtig erscheinenden Kompositionen erfassen das Ganze mit einem mit
großer Leichtigkeit geführten Pinsel. Detailtreue ist nicht beabsichtigt. Ihre Bilder sind Umsetzungen in
farbliche und räumliche Stimmungen. Auffallend ist die reduzierte Farbskala.
(Dr. Ute Hübner)
In dieser Ausstellung
zeigt Ede Mayer aktuelle Bilder zum Thema Interieurs. Charakteristisch sind
ihre fragmentarischen Innenansichten, die der Betrachter zu Ende denken kann.
Neu in Ede Mayers Malerei sind die grafisch anmutenden Konturen, mit denen sie
Gegenstände über farbigen Hintergründen darstellt.
| | Einführung in die Ausstellung von Lena Brohammer |
Herzlich willkommen
zur gemeinsamen Ausstellung von Ede Mayer und Sabine Krusche. Beide sind in und um Konstanz
genauso wie überregional wohl bekannt und haben sowohl einzeln als auch schon
gemeinsam
ausgestellt. Hier in der Galerie Grashey sind ihre Werke nun zum zweiten Mal gemeinsam zu sehen.
Jeder der beiden
Künstlerinnen wurde hier in der Galerie ein Bereich überlassen, um ihn einzunehmen und zu
beleben. Dies tun sie jeweils auf sehr individuelle Weise. Zum einen durch organische Formen, in
den Mittelpunkt tretende Rot-, Grün- und Blautöne, und Drähte die den Blick wie Linien führen und
ihm den Weg zu weisen scheinen. Zum anderen durch
weiche Farbflächen, die ineinander fließen und die eine räumliche Tiefe
schaffen, die als Grundlage
dient, für teilweise konkrete, teilweise aber auch ins unkonkrete abgleitende Pinselzeichnungen.
Hier im vorderen Raum
sehen sie die Werke Sabine Krusches, die nicht nur, wie man es gewohnt ist, die Wände bevölkern,
sondern zusätzlich über unseren Köpfen befestigt und frei stehend, den Raum
in seiner
Dreidimensionalität einnehmen. Titel wie Zellkulturen, Kerne und Ganglion laden
ein zu einem Rundgang durch
die organischen Formen der Biologie.
Ganz unterschiedlich
muten die zu sehenden Werke an. Keramikformen, Drahtgebilde und Tuschezeichnungen.
Sowohl in Material als auch Erscheinung unterscheiden sie sich stark. Geeint
werden sie durch ihre
organischen, fließenden Formen, warme Farben und ihren gemeinsamen biologischen
Ursprung. In den von der Biologie inspirierten Werken konkretisiert sich Natur
als Gefühl in liquider
Grenzenlosigkeit. Die Sammlung von mit
Tusche bemalten Dias lässt jedes für sich, unabhängig von den anderen, eine
Zellkultur zum Leben
erwachen. Der Betrachter schaut wie durch ein Mikroskop und erlebt Zellformen entstehen
und wachsen. Sabine Krusche macht, für das menschliche Auge eigentlich unsichtbares,
sichtbar und damit wahrnehmbar und erkennbar.
Neben diesen
filigranen Malereien sind aus Keramik geformte Zellen und Kerne zu sehen. Sie
sind aus elementaren Formen
gebildet und von weichen Konturen bestimmt. Glänzende Häute umschließen
sie, die gleichzeitig
Fragilität wie schützende Kraft vermitteln. In Gruppen an der Wand hängend angeordnet oder sich
im Pendant ergänzend, liegt ihre Identität im Kollektiv. Die dunkle Keramiksäule, die den
Titel Kernstruktur träg , ist von einer durchbrochenen Oberfläche
geprägt. Diese lässt den
Betrachter hinein und auch hindurchblicken. Gegensätze werden in diesem
Andeuten
von Innen und Außen,
offen und geschlossen thematisiert.
Als in sich
geschlossenes, vernetztes Ganzes präsentieren sich über unsere Köpfen Sabine
Krusches Ganglien. Das Oval
bildet ihre Grundform, nachgezeichnet von feinen Drähten, die sich immer wieder überkreuzen. Sie
bilden Anhäufungen von Nervenzellen und Synapsen. Wohingegen der ebenfalls aus Draht gefertigte
Schweif in seiner Flussform Bewegung impliziert. Seine einzelnen Drähte kommen
so für eine Weile
zusammen, werden gebündelt, um sich zum Ende hin wieder zu trennen.
In eine völlig andere
Welt tritt man im hinteren Raum, wo die Gemälde von Ede Mayer zu sehen sind. Von organischen
Formen weg, treten wir hinein in von geometrischen Formen geprägte Interieuransichten.
Räume spielen von
jeher eine zentrale Rolle in Ede Mayers Arbeiten, sind ein immer wiederkehrendes
Sujet. Ihre Ausstellungen trugen Titel wie „Stadt Land Fluss“ und „Innen und Außen“. Schon sie
verweisen auf unterschiedlichste Arten von Räumen und deren jeweilige Situationen. Oft von
urbaner Architektur geprägt, führt uns die Künstlerin dieses Mal vor allem in Räume hinein.
Aus konkreten
Bezügen, wie Fotos, Collagen und Skizzen, die zurücktreten, sich gar auflösen, entstehen ihre Werke
die zu eigenständigen Entitäten werden, die nur noch punktuell auf ihren
Ursprung verweisen.
Gegenständlichkeit wird durch schwarze Pinselzeichnungen angedeutet, aber durch den von
fließende Farbübergängen, Verwischungen und Unschärfe geprägten Untergrund sofort wieder
aufgelöst. Formen sind so erkennbar, aber nicht wirklich greifbar. In den hier
zu sehenden Bildern ist
die Entwicklung hin zu einem immer gegenstandsloseren Malen erkennbar. Sind bei den ersten Stücken
noch Stühle und Tische klar benennbar, sind es im späteren Verlauf nur noch Andeutungen derer.
Oft stellen ihre
Bilder Zitate dar. Ausschnitte und Fragmente von Räumen oder Gebäuden,
verweisen auf bekanntes, kehren
immer wieder. Dabei treffen geometrische Formen auf mehrfarbige Flächen.
Farbflächen von
eisigem Blau, warmem Gelb, hin und wieder ergänzt durch ein zartes Rosa. Sie gehen ineinander über
und lassen Raumtiefe entstehen, schaffen Perspektiven die den Betrachter in
den Raum
hineinziehen. Wie hier zu sehen
ist, haben ihre Bilder einen stark installativen Charakter. Einzeln entstanden, bilden sie doch eine
Einheit, die aber nicht festgeschrieben, sondern wandelbar ist. So endet der Entstehungsprozess
nicht mit dem getrockneten Bild, sondern sie verändern und erneuern sich in unterschiedlichen
Kombinationen immer wieder, laden zum Spiel ein. Das Installieren wird bei Ede Mayer zum Prozess.
Ihre Raumwelten sind
immer leer, keine Menschen bevölkern sie. Dadurch gibt sie dem Betrachter die Möglichkeit die
Räume mit eigenen Gedanken, Vorstellungen und Erinnerungen zu füllen und
selbst in das Bild zu
treten. Auch der Raum zwischen den als Installation gehängten Bildern lässt Leerstellen, die
gefüllt werden wollen. So lassen die Werke Raum für neue, immer andere, individuelle
Narrative.
Ich möchte Sie nun
einladen diese Leerstellen zu erkunden, sie zu füllen und die Räume zu
bevölkern, um so ganz neue Geschichten entstehen zu lassen.
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Einladung zur Ausstellungseröffnung
Jan Peter Thorbecke
Zwischen Himmel und Erde –
neue Bilder und Zeichnungen | |
Dienstag, 19. Mai 2015, 19 – 21 Uhr
Zur Einführung spricht Anna-Lena Bruns, MA, Kunstwissenschaftlerin
| | Kurzbiografie Jan Peter Thorbecke Nach dem Abitur in Konstanz Ausbildung zum
Verlagsbuchhändler und mehrere Jahre als solcher tätig. Anschließend Studium der
Freien Malerei an der Kunstakademie Stuttgart und an der Kunsthochschule
Hamburg. Daneben Studium der Kunstpädagogik und der Geschichte an der
Universität Hamburg.
Wichtige künstlerische Lehrer waren für ihn
der »magische Realist« Rudolf Hausner, der »Informelle« KRH Sonderborg, der
»Konkrete« Max Bill und der Kunsttheoretiker Bazon Brock.
Von 1973 bis 1993 freier Maler, Lehrer für
Kunst und Geschichte, Museumspädagoge am Hessischen Landesmuseum in Darmstadt.
Anschließend bis 2003 freier Maler und
Graphiker in Brüssel.
Von 2003 bis 2012 wieder in Darmstadt.
Seitdem in Konstanz mit Atelier in
Kreuzlingen/Schweiz.
Ausstellungen in Deutschland, Belgien und
Frankreich.
| | Finissage, Samstag, 25. Juli 2015, 12 – 16 Uhr Pfingsten, 27. - 29. Mai 2015 geschlossen | | Einführung in die Ausstellung von Anna-Lena Bruns, MA, Kunstwissenschaftlerin |
Jan Peter Thorbecke
Zwischen Himmel und Erde – Neue Bilder und Zeichnungen
Liebe Ursula, lieber Jan Peter, liebe Freundinnen und
Freunde der Galerie – ich darf Sie heute Abend ganz herzlich zur Ausstellung „Zwischen Himmel und Erde“ von Jan Peter Thorbecke
begrüßen. Der Titel, so merke ich an dieser Stelle vorausdeutend an, weist auf
eine elementare Charakteristik der künstlerischen Arbeit Thorbeckes hin – doch
dazu an späterer Stelle ein wenig mehr.
Denn obgleich der Künstler im Konstanzer Raum wahrlich nicht
unbekannt ist, möchte ich zunächst einige Worte über sein Leben verlieren:
Jan Peter Thorbecke wird 1942 in
Leipzig geboren und verbringt seine ersten Jahre in Lindau und Konstanz. Schon
früh ist er von den schönen Künsten fasziniert: Seine Liebe zur Literatur zeigt
sich nach dem Abitur durch eine Ausbildung zum Verlagsbuchhändler, diejenige
zur bildenden Kunst im anschließenden Studium der Freien Malerei an der Kunstakademie
Stuttgart und der Kunsthochschule Hamburg. Auch das Didaktische kommt dabei mit
dem Parallelstudium der Geschichte und Erziehungswissenschaften nicht zu kurz.
Zwanzig Jahre lang arbeitet er im
Anschluss als freier Maler, Lehrer für Kunst und Geschichte sowie
Museumspädagoge im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt. Zehn Jahre als Maler,
Aquarellist, Druckgraphiker und Zeichner folgen darauf in Brüssel und heute –
genauer gesagt seit 2012 – lebt und arbeitet der Künstler wieder in Konstanz und
seinem Atelier in Kreuzlingen.
Seit 1988 stellt Thorbecke seine
Arbeiten in zahlreichen Ausstellungen im deutschen und französischen Raum aus,
einen erheblichen Anteil machten dabei seine Grafik- und Druckarbeiten aus.
Erst seit fünf Jahren widmet er sich der verstärkt abstrakten Malerei und
Zeichnung – seine jüngsten Werke aus diesen Bereichen dürfen wir nun heute Abend
in der Galerie betrachten.
Im Kontext der Literatur – und
somit einem Bereich, der Jan Peter überaus vertraut ist – ließe sich seine
Malerei mit dem Stilbegriff der Antithese
gleichsetzen, welcher (Sie erinnern sich sicher noch dunkel an Ihren
Deutschunterricht) elegant Spannungen und Zwiespälte zum Ausdruck bringen kann.
Denn: Tauchen wir in die
Bildwelten des Malers ein, vermag unser Auge oftmals Widerstreitendes wahrzunehmen: Wärme und Kälte, Weiches und
Kantiges, Ruhe und Bewegung, Form und Abstraktion, Impulsivität und Muster –
Assoziationen, die sich in den farbenprächtigen Malereien und Zeichnungen nicht
unbedingt in einem Nacheinander, sondern vielmehr in einem Zugleich ausdrücken.
An dieser Stelle lässt sich nun auch der Titel der Ausstellung „Zwischen Himmel und Erde“ einordnen,
dessen rhetorische Gegensätzlichkeit sich in den hier hängenden Arbeiten
visuell widerspiegelt.
In den Malereien und Zeichnungen ist in meinen Augen besonders die Gestaltwerdung und Auflösung des Gegenständlichen
ein zentrales Thema: Ganz im Sinne von panta rei – alles fließt – sind die
Malereien während des Betrachtungsvorganges in stetiger Veränderung begriffen
und der Betrachter somit zur aktiven formalen Dechiffrierung aufgefordert. Die
farbintensiven Flecken und Formen vermögen sich dabei ebenso zu Landschaften, Gestalten
oder Räumen verdichten, wie sie sich auch wieder auflösen und sich mitunter auf
den zweiten Blick oder am nächsten Tag zu etwas ganz anderem manifestieren.
Die Titel der Werke dürfen
dabei als Angebot verstanden werden; als bloßes Angebot schon allein deshalb,
weil sich die, den Arbeiten inhärente, Freiheit der Form per definitionem gar
nicht in eine einzige Richtung drängen ließe.
In dieser Arbeit lässt sich beispielsweise – so legt es der Titel „Am Strand“ nahe – eine in überwiegend
warme Farben gehaltene Strandlandschaft mit Meer erkennen. Ebenso ließe sich
eine sommerliche Provence-Landschaft mit einem kleinen ockerfarbenen Haus in
die Malerei hineinlesen, deren wilde Vegetation einen Eindruck von
Tiefenperspektive generiert.
Somit vermag der Künstler letztlich mit der Darstellung eines zunächst strukturellen,
farbigen Gefüges die Form im Zustand des
Werdens sichtbar zu machen. Dieser Zwiespalt aus Figürlichkeit und
Gegenstandslosigkeit, das Spannungsfeld
von Formauflösung und Formwerdung bildet den Reichtum dieser künstlerischen
Arbeiten.
Eine Eigenschaft, welche übrigens auch zahlreiche Werke des
informellen Künstlers KRH Sonderborg
kennzeichnet, der sicher vielen von Ihnen als einer der einflussreichsten deutschen
Nachkriegskünstler ein Begriff ist. In Jan Peters Leben und Œuvre spielt Sonderborg
eine bedeutende Rolle und dazu gibt es natürlich – wie zu so vielen einschneidenden
Momenten im Leben – eine kleine Anekdote:
Zum Malereistudium gehört immer auch die Grundlehre, in der vor allem
naturgetreue Akademiemalerei gelehrt wird. Wer den Blick schweifen lässt, den wird
vielleicht eine leise Ahnung beschleichen, warum Thorbecke sich für dieses exakte
naturalistische Metier nie so ganz erwärmen konnte. Es kam also wie es kommen
musste und Jan Peter – noch dazu überzeugter 68er, der bevorzugt auf dem Boden
malte – wurde vom Professor aus dem Kurs geworfen.
Sonderborg nun, damals Professor für Malerei in Stuttgart, nahm ihn schließlich
auf und bekräftigte den jungen Künstler darin, sich individuell zu entfalten. Neben
weiteren künstlerischen Einflüssen hat Thorbecke besonders diese, mit der Zeit
zur Freundschaft gewordene, Beziehung zu Sonderborg bekräftigt und inspiriert.
In ihr ist sein Hang zur informellen Kunst, sprich einer Kunst nach dem Prinzip
der Formlosigkeit und somit in Abgrenzung zur geometrischen Abstraktion,
gewachsen und gediehen.
Wenn wir die Bilder hier gemeinsam betrachten, dann ist sicherlich ein
weiterer Punkt ganz besonders auffällig: Ihre intensive Farbigkeit. Die Malereien sind Organismen von Farbe,
durch welche hindurch sich die Flucht der Perspektive, die Konturen, Geraden
und Kurven als Kraftlinien in einem vibrierenden Raum konstituieren – und sich eben
auch wieder auflösen.
Ausgebildet in den Bereichen der Farblehre- und theorie interessieren
den Künstler dabei besonders die emotionalen und formalen Konvergenzen der
verschiedenen Acrylfarben, ihre Nuancen und Wirkungen. „Die Farbe bringt mich zum Malen“, sagt er selbst und das glauben
wir ihm hinsichtlich der vielfältigen Techniken der Auseinandersetzung mit der Farbe nur zu gerne:
Wir sehen sensitive Farbverläufe – diese ganz besonders bei den
aquarellierten Bereichen der Zeichnungen –, opake und transparentere Zonen, variierende
Trocknungsspuren, verschiedene Farbtemperaturen oder sich überlagernde
Farbaufträge. Wir sehen einen kräftigen Pinselduktus, reine oder infiltrierte
Farbe, komplementäre Bereiche und fruchtbare Vermählungen verschiedener
Farbtöne. All diese Techniken sprechen unsere Fantasie an und ebenso unseren Drang, gedanklich Ordnung in vermeintliches Chaos zu bringen. Ebendiese
Eigenschaften ermöglichen es uns, im Werk „Am
Fenster“ eine Interieur-Szene zu entdecken, eine Pflanze auf dem
Fensterbrett und vielleicht sogar eine in ein gelbes Kleid gewandete
Frauenfigur mit langen, brünetten Haaren, die vor einem Spiegel steht.
Wenn wir uns nun zum Abschluss den
Zeichnungen Thorbeckes zuwenden, fällt auf, dass diese aufgrund
ihrer vom weißen Bildgrund dominierten Reduktion auf ganz andere Weise zu
wirken vermögen, als die flächenfüllenden Malereien. Dennoch ist auch ihnen unverkennbar
der Widerstreit zwischen Formauflösung
und potentieller Werdung eingeschrieben. Vielleicht mag der Betrachter Kinder
auf einem Spielplatz im Sonnenschein sehen oder die bunte Unterwasserwelt
artenvielfältiger Riffe oder gar Szenen wie sie in den Kriegsgebieten dieser
Welt anzutreffen sind – ihnen allen gemeinsam die soeben angesprochene
Voraussetzung von Fantasie und Freiheit.
Der Bildgrund wird zumeist durch
den Aquarellauftrag gebildet, die Buntstift-, Ölkreide oder
Kugelschreiber-Zeichnungen formen ihr Bildgefüge schließlich in Reaktion
darauf. Wütend und wild ist ihr deckender Auftrag – ganz im Gegensatz zur
Malerei – und verrät den inneren Aufruhr des Künstlers im Vorgang der
Bildwerdung. Besonders die Verwendung des Kugelschreibers hat einen aggressiven
Impetus inne, verletzt die harte Spitze doch mitunter den papierenen Grund und
gräbt sich auf diese Weise im wahrsten Sinne des Wortes in das Material ein.
Tatsächlich sind die Anlässe
seiner gegenstandslos erscheinenden Malereien und Zeichnungen stets in der Figürlichkeit zu finden – Visuelle Eindrücke und Layouts aus
Boulevard-Zeitungen, Zeitschriften, Schlagzeilen, Familienfotografien oder aus
der Natur werden von Thorbecke im Geiste unbewusst verarbeitet, kombiniert und
schließlich ohne ein bestimmtes Thema im Kopf auf die Leinwand gebannt. Wenn
man so möchte, regiert an dieser Stelle die Hand des Künstlers. Intuitiv vermag sie dem Konglomerat aus
Eindrücken Form – oder eben auch Nicht-Form – zu geben. Sinnlich, nicht
intendiert, spontan, direkt – Adjektive, die eine ungemein ehrliche und
erfrischende Art und Weise der Kunstproduktion beschreiben und an künstlerische
Herangehensweisen von Kindern erinnern.
Und was sagt Thorbecke zum Vergleich mit naiver oder gar der
Kindermalerei? Er sagt: „Picasso hat sich ein Leben lang bemüht,
wieder wie ein Kind zu malen.“
Dem, meine Damen und Herren, ist wahrlich nichts mehr
hinzuzufügen und deshalb entlasse ich Sie nun in einen angenehmen Abend mit den
Werken Thorbeckes und empfehle Ihnen, sich dabei ganz auf ihre Fantasie zu
verlassen.
Ich bedanke mich ganz
herzlich für Ihre Aufmerksamkeit!
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| | Pressemitteilung zur Ausstellung mit Arvid Boecker Neue Bilder: „Surfaced from his dive“
Eröffnung Dienstag, 17. März 2015, 19 – 21 Uhr
Zur Einführung spricht Anna-Lena Bruns, MA, Kunstwissenschaftlerin
Finissage, Samstag, 9. Mai, 12 – 16 Uhr
Ostern, 02. 04. bis 10.04 2015 geschlossen
Zum fünften Mal (nach 2004, 2006, 2009 und 2011) zeigt Arvid Boecker neue Bilder in der Galerie Grashey.
Arvid Boecker, 1964 in Wuppertal geboren, studierte 1984-86 Chemie an der FU Berlin und in Wuppertal, dann von 1987-89 Kunstgeschichte an der Universität Trier. 1989-94 folgte ein Studium der Bildenden Künste an der HfbK Saarbrücken.
1990 erhielt Boecker den Förderpreis der Saar Ferngas, 1994 den Förderpreis der Stadt Groß-Gerau und den 2. Kunstpreis der Stadt Landau. 1994-96 verbrachte Boecker jeweils ein Jahr in London und in den Niederlanden. 2005 arbeitete er in Kilmuir, Isle of Skye/Großbritannien und 2006 in La Ciotat, Frankreich.
Galerien in Hannover, München, Warschau, New York und Wien zeigten seine Werke. Außerdem gab es Ausstellungsbeteiligungen im Saarländischen Museum Saarbrücken, im Van-der-Heydt-Museum Wuppertal, ebenso in der Städtischen Galerie Stuttgart, im Kunstverein Trier und im Kunstverein Schloß Plön (Auswahl).
2004/2005 fand Boeckers Einzelausstellung im Kunstverein Heidelberg großen Anklang. 2007 folgten Ausstellungen im Museum Schloß Fellenberg und in der Galerie Robert Drees, Hannover. 2010 zeigte Boecker seine Malerei in der Villa Goecke, Krefeld.
Seine Werke befinden sich in Privatsammlungen und öffentlichen Museen.
Arvid Boeckers Malerei erfindet sich immer wieder neu. So zeigt er auch in dieser Ausstellung, wie er immer wieder neue Ideen in seiner feinen Malerei umsetzt.
„Eine ungemein spannende Mischung aus konstruktivem Konzept und informeller Malerei bestimmt Arvid Boeckers künstlerische Arbeit. Schicht um Schicht die Farbmaterie auf- und partiell auch immer wieder abtragend, gräbt sich der Künstler ein in die sorgfältig geschichteten Farbfelder seiner Arbeiten. Dabei entsteht ein rhythmisches Geflecht an Farbharmonien und Oberflächenstrukturen, das in seiner Lebendigkeit und Strahlkraft das Auge des Betrachters fasziniert. Da ist Ruhe und Bewegung zugleich. Eine energetische Spannung zwischen scheinbar dissonanten Tönen wie Rot, Pink und Orange, die sich mit ihrer starken Präsenz so deutlich in den Vordergrund spielen, dass die zarten Grau-, Blau- und Weißwerte, ja selbst die gebrochenen Grün- und Brauntöne der Randbereiche eindeutig in den Hintergrund zurück treten… Aus dem wohlüberlegt ausbalancieren Spiel mit dem Davor und Dahinter der Farben ergibt sich, allein aus der Fläche heraus, ein dichtes und stimmiges räumliches Bildkonstrukt.“ (Zitat Kristina Hoge, Kat. Arvid Boecker „dance“ 2014, S.28) | | Anna-Lena Bruns, Arvid Boecker und Ursula Grashey | | Eingangsraum (mit Galeristin) | | im grossen Raum, o.T., 2014, 50 x 40 cm | | kleiner Raum, o.T., 2015, 20 x 15 cm | | o.T., 2014, 100 x 100 cm | | o.T., 2014, 100 x 100 cm | |
Eröffnungsrede zur Ausstellung
„Arvid Boecker –
Surfaced from his dive“ von Anna-Lena Bruns
Liebe Ursula Grashey, lieber Arvid Boecker und natürlich liebe
Freundinnen und Freunde der Galerie - ich möchte Sie heute Abend ganz herzlich
zur Eröffnung der Ausstellung „Surfaced from
his dive“ begrüßen und freue mich, dass Sie so zahlreich erschienen sind.
Arvid Boecker wird 1964 in Wuppertal geboren und studiert ab
1987 zunächst zwei Jahre Kunstgeschichte an der Universität Trier, um sichim
Anschlussmit seinem Studium an der Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken
ganz der angewandten Kunst zuzuwenden. Deutsche Förderpreise und
Arbeitsaufenthalte in Großbritannien, den Niederlanden, Schottland und Frankreich
sowie zahlreiche Einzelausstellungen in Wien, New York und dem gesamten
Bundesgebiet folgen. Heute lebt und arbeitet Boecker in seiner Wahlheimat
Heidelberg.
Der poetische Titel der aktuellenund mittlerweile sechsten Ausstellung
Boeckers hier in der Galerie – „Surfaced from
his dive“ – lässt sich bewusst mit ganz verschiedenen Assoziationen belegen.
Elementar ist an dieser Stelle jedoch besonders die Bedeutung des Auf- bzw.
Abtauchens: Wir haben es hinsichtlich dieser Kunstwerke mit überaus subtilen Arbeiten
zu tun, in die der Betrachter förmlich
eintauchen kann, die sich erst in der näheren und ausdauernden Betrachtung ganz
eröffnen, die oftmals erst nach und nach Einblicke in ihr Inneres zu gewähren
vermögen.
Wie sich einem Taucher die Unterwasserwelt mit der Erkundung
verschiedener Tiefen ganz unterschiedlich präsentieren kann, so verhält es sich
auch mit Boeckers aktuellen Arbeiten: Mit Pinsel, Spachtel und besonders der Silikonrakel, dieman
gemeinhin aus dem Siebdruck kennt, trägt der Künstler Ölfarben unterschiedlicher
Couleur in mehreren Schichten lasierend auf die Leinwand auf. Leiten lässt er
sich dabei gleichermaßen von Intuition und ästhetischem Empfinden – ganz
besonders jedoch von der Zeit.
Zeit, welche die Ölfarbe zum
Trocknen benötigt und besonders Zeit, die Veränderungen des vorangegangenen
Auftrages auf sich wirken zu lassen. Boecker folgt dabei dem Prinzip des pictor
observans, demjenigen des beobachtenden Malers: Immer wieder überprüft er die
Aufträge, begutachtet ihr dialektisches Zusammenspiel, ihre reaktiven Wirkungen
und konstruktiven Synthesen, nimmt Stellung, schichtet neu, verändert. Nicht
selten gehen dabei Wochen ins Land. Wochen, in denen eine deutliche Nähe, ja fast
schon Intimität zum jeweiligen Werk entsteht. Manchesmal steht der Künstler gar
nachts um vier auf, weil die Farbe nun ausreichend getrocknet ist und widmet
sich dem nächsten Farbauftrag – solange bis das Werk abgeschlossen ist und er sich
dem Nächsten zuwenden kann.
In den Schichtungen der einzelnen
Farbaufträge ergeben sich auf diese Weise gleichermaßen opake als auch
transparent erscheinende Bereiche, Durchblicke auf tieferliegende Schichten und
Symbiosen der Farben. Die Farbflächen sind somit selten in ausschließlicher
Monochromie begriffen – vielmehr scheinen durch den speziellen Auftrag der
Ölfarbe Bereiche aus dem Bildgrund auf, sorgen die liquiden Farben für die
formale Auflösung der oftmals geometrisch erscheinenden Kompositionen.
Boeckers Malereien sind mit Zahlen
betitelt, um sowohl die Möglichkeit zur unvoreingenommenen Betrachtung zu
geben, als auch auf den seriellen und aufeinander aufbauenden Charakter der
Werke, ihre fortwährende Entwicklungslinie zu verweisen. Besonders gut lässt
sich diese formale und farbliche Entwicklung an den rechteckigen Werken #981
bis #1005 nachvollziehen:
Die formale Grundidee, welche
sich wie ein roter Faden durch frühere Werkserien zieht, hat Boecker hier
zugunsten eines eher an der Intuition orientierten Malens aufgegeben. „Elementar ist das Experiment“, sagt der
Künstler, „das Werk entsteht im
intuitiven Prozess.“ Dennoch sehen wir in allen Werken geometrische Grundstrukturen,
die sich von Werk zu Werk ausdifferenzieren und sich durch in der Entwicklung
begriffene Farbwahlen zeigen.
Der erdige Braunton von #993 in
Kombination mit einem von ockrigen Tönen durchzogenen Weiß und einem
himmelblauen Anklang findet sich im Folgewerk wieder. Die geometrisch-dynamischen Formen variieren,
sind mitunter in der Auflösung begriffen und werden dennoch zu visuell
aufgeladen Kraftfeldern kalkulierter und zufälliger Struktur.
Im Folgewerk leuchtet ein satter
Orangeton, welcher durch seine verlaufenden Farbbahnen erneut zwischen Dichte
und Auflösung changiert. Bei genauerem Hinschauen ist zudem eine subtile Gitterstruktur
zu erkennen, die sich auch in den
vorangehenden Werken wiederfindet. Das leuchtende Orange kann in Kombination
mit dem infiltrierten Weiß des Bildgrundes erneut als Vorausdeutung auf das
nächste Werk ausgelegt werden, in welchem Boecker die erdigen und naturnahen
Töne zugunsten eines flächenfüllenden Oranges und Pinktones ersetzt.
Deutlich wird hier die Eröffnung
eines ästhetischen Raumes, der es erlaubt, die Eigenschaften der Farben zu
reflektieren, ihr Verhältnis zum Licht zu diskutieren und ihre gegenseitigen
Wirkungen aufeinander aufzuzeigen.
Allen Werken ist dabei eine wohlüberlegte
Balance von Anspannung und Ruhe, Dynamik und Stillstand sowie Organisation und
Intuition gemein. In fluktuierende Hierarchie gegliedert, sind die Malereien
von Grund auf in der Veränderung begriffen. Je nach Blickpunkt und Intention
wird der Betrachter zu einem meditativen Versenken eingeladen oder erfährt durch
die bildimmanenten Bewegungen und Durchblicke auf tiefere FarbschichtenMomente
des aktivierenden Wahrnehmens.
Boeckers mal mehr mal weniger eindeutige Quader, Rechtecke
und Quadrate erschaffen plastische Räumlichkeit. Die Formen wirken in der Mehrdimensionalität
angeordnet, treten mal vor oder zurück und ermöglichen durch den variierenden
Farbauftrag gleichermaßen eine solitäre Wahrnehmung ihrer selbst, als auch eine
gleichzeitige gegenseitige formale Durchdringung. Das schafft Spannung,
Dynamik, Faszination. Und ergibt schlussendlich ein Bild voller Wandlungen, das
durchaus Assoziationen an natürliche Formen wecken kann – man denke an den
Eindruck von Kulturlandschaften und Feldern aus der Vogelperspektive oder auch
den Anschein architektonischer Konstrukte. „Ich
gehe mit offenen Augen durch die Welt und lasse michebenso von anderen
Künstlern, als auch von der Natur inspirieren – sicherlich finden meine
Eindrücke der Umwelt mehr oder minder bewusst einen Eingang in meine Malerei“,
sagt der Künstler diesbezüglich.
Boeckers ganz aktuelle Arbeiten – ebenfalls im Format
50x40cm – zeichnen sich jedoch durch eine neuartige Klarheit aus: Die
uneindeutigen Strukturen ihrer Vorgänger erfahren besonders in den vier Werken #1007,
#1010, #1015 sowie #1016 eine stärkere Konzentration auf definierte und
deckende Formen. Wie ‚frisch‘ die Werke tatsächlich sind, werden Sie vielleicht
schon errochen haben– tatsächlich ist die Farbe an einigen Bereichen noch nicht
ganz getrocknet.
Boeckers Arbeiten lassen sich
nicht unbedingt in die wirkmächtigen Sphären der konkreten oder konstruktiven
Malerei einordnen, obgleich selbstverständlich deutliche Anklänge vorhanden sind. Die Besonderheit,
welche Boecker seinen Gemälden meiner Meinung nach einprägt, ist besonders diejenige
der Kraft der Farbe in Kombination mit einer ihr eingeschriebenen Dynamik der Form.
Die Farbe generiert hier diese
Form, ist folglich nicht ausschließlich Mittel, sondern vielmehr Gegenstand des
Werkes. Schon Malevich pochte zu Beginn des letzten Jahrhunderts auf die unbedingte
Unabhängigkeit der Farbe, forderte gar eine „reine Farbmalerei“. Amüsanterweise
klingen besonders in #1007 gewollte oder ungewollte Reminiszenzen an Malevichs
„Schwarzes Quadrat auf weißem Grund“
von 1915 an – obgleich es sich bei Boecker eher um ein „Weißes Rechteck auf schwarzem Grund“ handelt.
Den Begriff der Farbmalerei
jedenfalls, wendet auch Boecker auf seine Malerei an: Wir sehen Farbmalereien,
die Strukturen offenbaren, anhand derer der Einfluss von Licht und Schatten
genauso gewahr werden kann wie ihre Schichtungen, ihre Interaktionen, die verzahnten
Verflechtungen, ihr Nebeneinander, Übereinander und Untereinander. Besonders
bei den neuesten Arbeiten hat sich die Farbmalerei zu einer Farbfeldmalerei
transformiert, die trotz ihrer Klarheit durchaus zu Recht an den Abstrakten
Expressionismus beispielsweise eines Mark Rothkos erinnert: Wohlweislich ohne
den religiösen Anstrich des Transzendentalen, dafür jedoch durchaus mit der
Möglichkeit des kontemplativen Versenkens.
Und besonders durch die Wahl klassischer Ölfarbe, schreibt
sich Boecker bewusst in den Kontext traditioneller Malerei ein. Durch diese
Wahl in Kombination mit seiner abstrakten Bildformulierung klingendeutliche
Reminiszenzen an lang vergangene Kunstepochen an. Tatsächlich schufen Künstler,
lange Jahre bevor das 20. Jahrhundert die Abstraktion mit ihrem fundamentalen
Anspruch auf Revolution und Welterneuerung zur Kunstform erklärte, Bilder ohne
erkennbaren Gegenstand.
Denken Sie an Caspar David Friedrichs „Mönch am Meer“ von
1810 oder an die farbintensiven Seestücke William Turners – mutige Bildwerke,
in die wir heute ohne Mühe die Geburt von Farbfeldmalerei und abstrakter Kunst
hineinzulesen vermögen. Abstraktion in dem Sinne, als dass die Farben und
Linien in diesen Werken mitunter davon ablassen, Natur oder Objekte
darzustellen, sondern vielmehr allein für sich wahrgenommen werden können.
Farbe, Form, Komposition und die damit verbundene Bewegung realisieren sich als
eigenständiger Rhythmus.
Und an dieser Stelle lässt sich ganz wunderbar der Bogen zu
Boeckers sensitiven und intimen Arbeiten schlagen und sich vielleicht gar zu
der These versteigen, dass seine Malereien – trotz der abstrakten Formulierung
und gerade aufgrund des sehr persönlichen Herstellungsverfahrens – deutliche Anklänge
an die gefühlsbetonte Tradition der Romantik aufzuweisen scheint.
In diesem Sinne, meine Damen und Herren, tauchen Sie in Ruhe
und am besten aus nächster Nähe in Arvid Boeckers Malereien ein – ich wünsche Ihnen einen anregenden und schönen
Abend! Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
| | | | | | | | | Ausstellungsverzeichnis | |
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Willi Siber
Skulpturen, Objekte
Vernissage Dienstag, 20. Januar 2015, 19 -21 Uhr
Zur Einführung spricht Anna-Lena
Bruns, MA, Kunstwissenschaftlerin
Finissage, Samstag, 7. März 2015, 12 16 Uhr
Fasnacht, 12.-18.02.2015 geschlossen
| | | Einladungskarte | | 14 teilige Wandinstallation im Eingangsraum der Galerie, 2015, Multiplex/Chromlack | | Wandobjekt, 2015, Stahl/Chromlack, 50x29x24 cm | | Stehende, 2014, Stahl/Chromlack, 220x35x40 cm
Im Hintergrund: Wandobjekt, 2014, Stahl/Epoxy, 30x47x15 cm | | Wandobjekt, 2014, Stahl/Lack, 31x50x9 cm | | Arbeiten mit Kunstharz im Atelier | | |
Willi
Siber Skulpturen und Objekte
Liebe
Ursula Grashey, lieber Willi Siber, liebe Freundinnen und Freunde der Galerie -
ich möchte Sie heute Abend ganz herzlich zur Eröffnung der Ausstellung Willi Siber Skulpturen und Objekte
begrüßen.
Nach einer langen Reihe von
Ausstellungen mit vornehmlich klassischen Tafelbildern, gehen wir mit Willi
Sibers Wand- und Bodenskulpturen diesmal tief in den Raum hinein dürfen
folglich Kunstwerke auf uns wirken lassen, die uns in die Zwei- und
Dreidimensionalität entführen, die ein filigranes Vexierspiel mit dem Licht
eingehen, die gar der Farbe an sich eine neue Dimension zu verleihen scheinen.
Die aktuelle Ausstellung ist
bereits die 8. Ausstellung Sibers in der Galerie Grashey. Seine frühen
Positionen präsentierte er hier erstmalig 1992. Es ist schön zu sehen, dass
Sie, Herr Siber, trotz des internationalen Erfolges auch immer Ihren Wurzeln
verhaftet geblieben sind.
Geboren wird der
Baden-Württemberger 1949 in Eberhardzell bei Biberach und studierte an der
Universität Stuttgart Kunstwissenschaften und an der Staatlichen Akademie der
Bildenden Künste Bildhauerei. Heute lebt er als freischaffender Künstler im beschaulich-oberschwäbischen
Dietenwengen mit dem Atelier direkt im Garten.
Seit rund 30 Jahren stellt
Siber national sowie international in zahlreichen Museen, Galerien und auf
Kunstmessen aus. Allein bis April dieses Jahres werden seine aktuellen abstrakten
Objekte und Installationen in San Francisco, Brüssel sowie auf der art
Karlsruhe und der art Cologne zu sehen sein. Galerien und Privatsammlungen in
Amsterdam, Wien, New York, Hong Kong, Sydney und Zürich sind weitere Orte
seiner künstlerischen Positionen.
Willi Siber ist gleichzeitig forschender
Maler und malender Forscher. Und in erster Linie ein Mann des ausgiebigen künstlerischen
Experiments, ein Tüftler und Handwerker. Seine Ideen entspringen dem
alltäglichen Leben, sind inspiriert vom stetigen und aufmerksamen Beobachten
seiner Umwelt. Hat er eine Idee der Ausführung für würdig befunden, wird diese
im Kopf vorformuliert, theoretisch umschritten und ihre praktische Ausführung
schließlich über längere Zeit erprobt. Über den Weg der Ratio vergehen Monate
des Experimentierens solange bis sich Theorie und Praxis schließlich perfekt
zu decken vermögen. Seine Kunst ist dabei immer von Gegensätzen geprägt: Dichte
und Auflösung, Leichtigkeit und Schwere, vermeintliche Eindeutigkeit und
tatsächliche Uneindeutigkeit.
Eine erste flüchtige Assoziation,
die sich bei den Tafelobjekten Sibers aufdrängt, ist diejenige zu den
Nagel-Arbeiten Günther Ueckers Siber jedoch
modifiziert den Werkstoff Nagel auf ganz eigenständige Weise. Durch den
Zufall bedeckt, übergossen und umhüllt von pigmentiertem Epoxidharz wird das
Rudimentäre des schlichten Nagels zugunsten einer Transformation in Richtung
einer gewissen Biomorphität abgemildert. Wie durch ein Mikroskop betrachtet,
fühlt sich der Besucher an lang vergessene Strukturen aus dem
Biologieunterricht erinnert: Kleinste farbenfrohe Mikroben im stetigen
Formfluss begriffen, scheinen sich zu tummeln, diffundieren, teilen sich. Im
Gegenteil zu Uecker verwendet Siber die Nägel jedoch nicht als Ausdrucksmittel,
sondern vielmehr als Mittel zum Zweck: In Kombination mit dem Kunstharz
eröffnen sie in Form zweier Bildebenen eine räumliche Dimension, die sich durch die durchlässige Fläche
in der Mitte einerseits separieren und gleichzeitig verbinden. Und auch hier
eröffnet sich dem Betrachter ein für Siber so typischer Irritationsmoment: Die
scheinbare Filigranität und Zerbrechlichkeit der farbigen Kunstharzstrukturen
geht direkt einher mit ihrer tatsächlichen und durch die Nägel zusätzlich
verstärkten Festigkeit.
Seine Wand- und
Bodenarbeiten aus Stahl, die mit mehrlagigem Chromlack überzogen sind,
muten durch ihre vielfältigen Einfaltungen wie Objekte aus den Weiten des
Weltalls an. Ihre Spiegelungen lassen aus den Formen und Farben der Umgebung
ein abstraktes, kaleidoskopisches und sich stetig veränderndes Muster werden.
Die ihnen inhärente Uneindeutigkeit ergibt sich zusätzlich aus weiteren
irritierenden Momenten: Die Konsistenz erinnert den Betrachter zunächst an
glänzendes Plastik oder Gummi und ruft gerade durch die Dissonanz des formbar
erscheinenden Materials und seiner tatsächlichen Härte eine gewisse Irritation
hervor. Trotz des eigentlichen Gewichtes des Materials suggerieren sie zudem eine
verspielte Leichtigkeit, ihre Faltungen wirken auf den ersten Blick
zufallsgeneriert, bilden jedoch ausbalancierte und rhythmische Formen voller
Ästhetik.
Tatsächlich vermag der
Betrachter die Komplexität des Herstellungsprozesses ohne entsprechendes Hintergrundwissen
nicht zu erahnen: Siber lässt zunächst vier Millimeter dicken, gehärteten Stahl
aus dem Kranbau in verschieden lange Abschnitte zerteilen ein überaus
kraftaufwändiger Vorgang wenn man bedenkt, dass dieser spezielle Stahl
unzählige Tonnen an Gewicht aushalten muss. Aus hunderten Zuschnitten wählt der
Künstler über einen längeren Prozess hinweg diejenigen Elemente aus, die seiner
mentalen Vorstellung des geplanten Objektes am nächsten kommen und verschweißt
diese einzelnen Stahlrohrsegmente unter gezielt formalästhetischen
Gesichtspunkten. Einem Prozess der Dekonstruktion folgt also ein künstlerischer
Akt der Konstruktion.
Um im Anschluss eine perfekte
Oberfläche zu erhalten, müssen die groben Schnittnarben in mehrfachen
Durchgängen abgeschliffen werden übrigens ein Vorgang, der zum Teil zwei
Personen eine ganze Woche lang beschäftigen kann. Im Anschluss wird die
Installation mit einer fünffachen Chromlackschicht überzogen und zuletzt mit
einem Klarlack genebelt.
Die mehrlagige Farbschicht
erzeugt hier eine außergewöhnliche innerbildliche Tiefenräumlichkeit, welche
sich auch besonders an der wandfüllenden Installation im ersten Raum
illustrieren lässt. Formale Gestaltung und die dynamische Anordnung auf der
Wand eröffnen zunächst erneut Assoziationen an einen biomorphen Formenkanon. Auch
hier setzt Siber auf die Kraft und Sinnlichkeit von Material, Form und Farbe
die er übrigens selbst anrührt. Exquisites Multiplex-Holz und farbintensiver
Chromlack treffen hier aufeinander. Wie auch bei Sibers Stahlarbeiten, wird die
Oberfläche des Holzes mit mehreren Lagen pigmentiertem Chromlack besprüht und
schließlich versiegelt Schichtungen und Überlagerungen sind folglich auch
hier zentrales Anliegen.
Diese ergeben eine feucht
glänzende, überaus glatte und illusionistisch spiegelnde Textur, welche das
Licht reflektiert, absorbiert und im Gegensatz zu herkömmlicher abgeschlossener
Farbe eine faszinierende Tiefenwirkung erzeugt. Bei der Betrachtung der
monochromen Farbflächen aus nächster Nähe ergibt sich ein deutlich
transzendenter Eindruck, der durch die Farbränder an den Seiten zusätzlich
verstärkt wird.
Die von Siber verwendeten
alltäglichen Materialien wie Holz, Nägel, Lack oder Stahl erinnern dabei an die
Arte Povera der 70er Jahre. Siber gelingt in meinen Augen an dieser Stelle jedoch
ein besonderer Coup: Er kombiniert die poveren Werkstoffe mit monochromen
Farbflächen, die sowohl an die Minimal Art eines Donald Judd erinnern, als auch Anklänge
an die transzendente Farbfeldmalerei Mark Rothkos beinhalten. So schafft
Siber einerseits eine Symbiose der sich zunächst widersprechenden stilistischen
Positionen und verflicht diese andererseits mit der stringenten Verwendung der industriellen
Hightech-Rohstoffe Epoxidharz und Chromlack. Tradition und modernste
Materialien finden auf diese Weise zu einer neuartigen und solitären Metamorphose.
Elementar ist dabei immer, dass
Willi Sibers Wandobjekte und Bodenarbeiten die Frage nach der möglichen und
unmöglichen Eindeutigkeit eines Kunstwerkes aufrufen. Eine zentrale und
jahrhundertealte Grundfrage in der Kunsthemisphäre, die letztlich zwingend
offen bleiben muss und sich an keiner Stelle des Werkes oder des dialektischen
Prozesses zwischen Bild und Betrachter mit Eindeutigkeit beantworten lässt. Sui
generis ist das Kunstwerk an sich voller Mehrdeutigkeit. Und diese verstehe ich
beileibe nicht als Hindernis vielmehr wird an
dieser Stelle ein Schlaglicht auf die ungeheure Potenz von Kunstwerken
geworfen. Auf ihre Vieldeutigkeit ebenso wie auf ihre Offenheit. In Regress auf
seine eigenen Arbeiten und in diesem
Kontext überaus passend sagte Willi Siber einmal: Allen Arbeiten muss ein Restgeheimnis innewohnen, keine Offenbarung.
Ganz bewusst also verzichtet der Künstler auf formale, materielle und räumliche
Eindeutigkeit nicht umsonst sind seine Werke bewusst neutral betitelt und
gibt dem Betrachter somit die Möglichkeit,
Unvermutetes im vermeintlich Bekannten zu entdecken.
Anlässlich der ersten
Bauhaus-Ausstellung 1923 in Weimar schrieb Paul Klee über die Mehrdeutigkeit
von Kunstwerken einst ganz ähnlich: Der
Gegenstand erweitert sich über seine Entscheidung hinaus durch unser Wissen um
sein Inneres. Durch das Wissen, daß das Ding mehr ist, als seine Außenseite zu
erkennen ergibt.[1]
In diesem Sinne, meine Damen
und Herren, tauchen sie mit Hilfe der vielgestaltigen Arbeiten Sibers ein in das
Innere von Farbe, Form, Licht und Raum. Ich bedanke mich für Ihre
Aufmerksamkeit und wünsche einen anregenden Abend vielen Dank!
[1]
Imdahl, Max (Hrsg.): Wie eindeutig ist ein Kunstwerk, Ostfildern 1990, S. 125.
|
| Vita Willi Siber | 1949 | in Eberhardzell geboren | 1970-74 | Universität Stuttgart, Studium der Kunstwissenschaften - Staatsexamen | 1970-76 | Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Fachklasse Bildhauerei bei Prof. Baumann - Staatsexamen | 1979 | Atelierbezug in Reutlingen und Dietenwengen |
| Seit 1990 internationale Ausstellungstätigkeiten und regelmäßige Teilnahme an Kunstmessen |
Mitglied im Deutschen Künstlerbund Mitglied im Künstlerbund Baden-Württemberg Mitglied bei XYLON Internationale Vereinigung der Holzschneider
| | Einzelausstellungen | | 2011- weber gallery, Hongkong
- SAKAMOTOcontemporary, Berlin (mit Bodo Korsig)
- Galerie Braunbehrens, München (K)
- GAlerie Uli Hrobsky, Wien, Österreich
- Städtische Galerie "Fähre", Bad Saulgau (K)
2010- Galerie Anderwereld, Groningen, Niederlande (mit Eric Oldenhof)
- Rauminstallation, Galerie LandskronSchneidzik, Nürnberg
- neue Arbeiten, Galerie Art House, Bregenz, Österreich
- neue Arbeiten, Galerie BMB, Amsterdam, Niederlande
- neue Arbeiten, Galerie Angelika Harthan, Stuttgart
- Plastische Arbeiten, Galerie Landskron/Schneidzik, Nürnberg
| 2009- feinherb, Galerie Benden & Klimczak, Köln
- Neue Arbeiten, Conny Dietzschold Gallery, Sydney, Australien
- augen weiden, Städtische Galerie Ravensburg
- augen weiden, Galerie art felchlin, Zürich, Schweiz
- augen weiden, Galerieverein Leonberg
- Bildtafeln, Galerie Grashey, Konstanz
- wandundboden (mit Hanns Schimanski), Kunstverein Konstanz
- neue Arbeiten, Galerie DomArte, Rucphen/Roosendaal, Niederlande
2008- wandundboden (mit Hanns Schimanski), Kunstverein Reutlingen
- Neue Arbeiten, Conny Dietzschold Gallery, Sydney, Australien
- Neue Arbeiten, Galerie Carla Renggli, Zug, Schweiz
- Neue Arbeiten, Galerie Werner Wohlhüter, Leibertingen-Thalheim
- Neue Arbeiten, Galerie Axel Holm, Ulm
- Neue Arbeiten, Galerie Pfaff, Nürnberg
| 2007- Neue Arbeiten, Galerie ART Felchlin, Schyz, Zürich, Schweiz
- Projekt Therme, Galerie Grashey, Konstanz
- "Salto fatale", Galerie Angelika Harthan, Stuttgart
- Art Sommer, Galerie Maulberger, München (mit Zangs und Linssen)
- Objekte und Skulpturen, Galerie Rasmus, Tonder, Dänemark (mit Albert Merz)
- Installationen und Objekte, Palais Liechtenstein, Feldkirch, Österreich (mit Albert Merz)
2006- Neue Arbeiten, Conny Dietzschold Gallerie, AUS-Sydney
- Neue Arbeiten (mit Jupp Linssen), Caldwell Snyder Gallery, USA-San Francisco
- ART Karlsruhe (Skulpturenplatz), Galerie Schloss Mochental
- Werksbesichtigung, Villa Merkel, Esslingen
- art summer und open art, Galerie Maulberger, München
- Arbeiten arbeiten, Galerie Schloss Mochental, Ehingen/Donau (K)
- Neue Arbeiten, Galerie Art house, A-Bregenz
- Neue Arbeiten (mit Jupp Linssen), Galerie Christine Phal, F-Paris (K)
- art cologne, Galerie Benden & Klimczak
| 2005- Neue Arbeiten, Galerie Dom'Arte, NL-Rucphen/Roosendaal
- ART Karlsruhe (Einzelkoje), Galerie Ulrike Hrobsky
- Neue Arbeiten, Galerie Carla Renggli, CH-Zug
- Neue Arbeiten, Galerie Ursula Grashey, Konstanz
- Arbeiten arbeiten, Galerie Benden & Klimczak, Viersen
2004- Doppelspiel, Galerie Angelika Harthan, Stuttgart
- Neue Arbeiten, Galerie Inga Kondeyne, Berlin
- Doppelspiel, Galerie BMB, Amsterdam
- Neue Arbeiten, Galerie Maulberger, München
2003- Bodenlos, Städtische Galerie Tuttlingen (K)
- ART Frankfurt (one man show), Galerie Angelika Harthan
- Bodenlos, Galerie Art Felchlin, Zürich
- farbe fassen, Galerie Ulrike Hrobsky, A-Wien (K)
- farbe fassen, Galerie BMB, NL-Amsterdam (K)
- Vom Feinsten, Galerie Ursula Grashey, Konstanz
| 2002- Die Schwerkraft des Lichts - Galerie Angelika Harthan, Stuttgart
- holz bewegen, Städtische Galerie im Fruchtkasten, Ochsenhausen (K)
2001- Raum Nahrung - Städische Galerie im Prediger, Schwäbisch-Gmünd
- Lose enge - ART House Alber, A-Bregenz
- www warten, wittern, weilen - Galerie Grashey, Konstanz
2000- Nie nebenbei - Galerie Werner Wohlhüter, Leibertingen-Thalheim
- Ungesichert spröde - Galerie Benden & Klimczak, Köln
- Entschieden deshalb - Marquardt Ausstellungen, München
- Auffallend still - Galerie Inga Kondeyne, Berlin
- Unbedingt dinglos - Kunstverein Würzburg
- SW-04 - Galerie 89, CH-Aarwangen
- LAND UNTER - Galerie BMB, Amsterdam
- daneben eben - Kunstverein Weingarten
| 1999- Im Splitterlicht - Galerie Borkowski, Hannover
- Holzobjekte - Galerie ART House Alber, A-Dornbirn
- Blickfallen - Galerie Benden & Klimczak, Viersen
- Zeichnungen und Objekte - Neues Schloß, Kisslegg (K)
- STILLE - Galerie Wullkopf, Lindau
1998- Exakte Phantasie - Städtisches Kunstmuseum, Singen (K)
- Tumult der Stille - Galerie Grashey, Konstanz
- Barbarisch schön - Galerie Angelika Harthan, Stuttgart (K)
- Kalkulierte Anarchie - Kunstverein Eislingen
- KUNST 98 Zürich (Einzelkoje) - Galerie Grashey (K)
1997- Exakte Phantasie - Galerie Wullkopf, Darmstadt (K)
- Exakte Phantasie - Kunstverein Zofingen, CH (K)
1996- Es wohnt ein Zauber inne - Kunstverein Rastatt, Pagodenburg
- Exakte Phantasie, Städtisches Kunstmuseum Spendhaus, Reutlingen (K)
| 1995- Zeitfuge Moll - Galerie Grashey, Konstanz
- KUNST 95 Zürich (Einzelkoje) - Galerie Wullkopf (K)
1994- Neue Arbeiten - Galerie Keim, Stuttgart
1993- Plastik, Objekte, Bilder - Galerie Wullkopf, Darmstadt
- Skulpturen und Bilder - Galerie Schloß Mochental
- ART Frankfurt (Einzelkoje) - Galerie Wullkopf (K)
1992- Körper und Platten - Kunstverein Esslingen
- Arbeiten auf Papier - Galerie Grashey, Konstanz
1991- Objekte und Bilder - Galerie Keim, Stuttgart
- Mono-Körper und Bildplatten - Kunstverein Pforzheim
| 1990- Holzplastik und Bilder - Städtische Galerie Ostfildern (K)
- Neue Arbeiten - Galerie Wullkopf, Darmstadt
1989- Malerei, Plastik, Objekte - Galerie Schloß Mochental (K)
1988- Skulpturen in Holz - Kunsthof Galerie Schrade, Lindau
- Neue Arbeiten - Galerie Györfi, Herrenberg
1987- Arbeiten in Holz - Städtische Galerie Bad Waldsee
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Dienstag, 18. November 2014, 19 – 21 Uhr Zur Einführung spricht Anna-Lena Bruns MA, Kunstwissenschaftlerin Finissage, Samstag, 20. Dezember 2014, 12 – 16 Uhr | |
Pressemitteilung
zur Ausstellung mit elf Künstler und Künstlerinnen
Titel
„Papierkunst“
Thomas
Ankum,
geb. 1961 in Luzern, studierte von 1982-1987 an der Königlichen
Akademie der Bildenden Künste in Den Haag, dort ist er seit 2011
Dozent. Thomas Ankum lebt und arbeitet in Den Haag.
Thomas
Bechinger,
geboren 1960 in Konstanz, lebt in München. 1981-88 studierte er an
der Akademie der Bildenden Künste München, dem Royal College of
Art, London und der Kunstakademie Düsseldorf. Seit 2010 hat Thomas
Bechinger eine Professur an der Staatlichen Akademie der Bildenden
Künste Stuttgart.
Barbara
Ehrmann,
1962 in Ravensburg geboren, studierte an der Staatlichen Akademie der
Bildenden Künste Stuttgart bei den Professoren K.H. Seemann, W.
Gäfgen und S. Michou. 1995-96
Stipendium an der Cité Internationale des Arts, Paris.
Barbara Ehrmann lebt und arbeitet in Ravensburg.
Michael
Goldberg
wurde 1924 in New York City geboren, wo er an der Art Students League
studierte (1938-1942). Der 2. Weltkrieg unterbrach seine Ausbildung,
Michael Goldberg diente als Fallschirmjäger in Nordafrika und Burma.
Nach seiner Rückkehr nach New York setze er sein Studium fort, Jose
de Creeft und Hans Hofmann waren seine Lehrer. Vor allem Hofmann aber
auch Matta und Arshile Gorky beeinflussten seine Entwicklung.
Letztlich war es aber Willem de Koonig mit seinen explodierenden
Farben, der Goldbergs Werk am meisten prägte. Seine Werke finden
sich in den Sammlungen der Albright-Knox Art Gallery, Buffalo, New
York; Baltimore Museum of Art; Chrysler Museum of Art, Norfolk,
Virginia; De Cordova and Dana Museum, Lincoln, Massachusetts; dem
Walker Art Center, Minneapolis, und an vielen anderen Orten. Am
30.12.2007 verstarb Michael Goldberg in New York
Christofer
Kochs,
geb. 1969 in Osnabrück, lebt und arbeitet in Augsburg. 1992-1996
studierte Kochs an der Akademie der Bildenden Künste in München.
1996 Meisterschüler bei Prof. Berger, studentische Assistenz in der
Lithografiewerkstatt der Akademie in München bei Prof. Karl Imhof.
2000-2003 Lehrauftrag für Lithografie an der Fachhochschule
Augsburg, 2007 Lehraufträge an der Universität Dortmund und und
der Alanus Hochschule Bonn.
Ede
Mayer,
geb. 1952 in Friedrichshafen, erhielt ihre künstlerische Ausbildung
an der Akademie der bildenden Künste in Stuttgart (1971-77).
Außerdem studierte sie Kunstwissenschaft an der Universität
Stuttgart (1974-77). Für einige Jahre lebte sie in Göttingen
(1990-1995). Seit 1996 hat Ede Mayer einen Lehrauftrag am
Suso-Gymnasium in Konstanz.
Helmut
Metzner,
1946 in Sigmaringen geboren, lebt seit seinem 15. Lebensjahr in
Berlin. 1971-1976 studierte er an der Hochschule der bildenden Künste
in Berlin, er ist Meisterschüler von Prof. Kaufmann. 1977
konnte Metzner ein einjähriges Stipendiat in New York verbringen.
2007 erhielt Metzner den Auftrag für ein Wandbild (240 x 620 cm ) in
der durch einen Brand zerstörten und wieder aufgebauten
Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Weimar.
Gabriela
Morschett,
1955 in Stettin geboren, studierte an der Freien Hochschule für
Bildende Kunst in Freiburg i.Br., lebt und arbeitet in Müllheim bei
Freiburg.
Vera
Rothamel, geb. 1957 in Luzern,
studierte 1981-85 Visuelle Kommunikation in der Fachklasse
Experimentelle Grafik bei Prof. Helmut Lortz an der Hochschule der
Künste Berlin, 1982 – 1986 Studium Maltechnik bei Prof. Miroslav
Hurda, 1985 Abschluss als Meisterschülerin. Seit 1995 lebt und
arbeitet Vera Rothamel in Zürich.
Dorothee
Rocke, geb.
1949 in Kiel, 1974-80
Studium der Bildenden Künste Universität Mainz. Sie hatte 1981
eine Gastdozentur für Malerei an der Universität Middlebury,
Vermont, 1988-92 einen Lehrauftrag für Malerei an der Universität
Mainz, 1990-91 einen Lehrauftrag für Freie Gestaltung an der
Fachhochschule Aachen und 1997 eine Gastprofessur für Zeichnung
an der FH Hamburg (Pentiment). Dorothee Rocke lebt und arbeitet in
Frankfurt am Main.
Jan
Thorbecke,
geb. 1942 in Leipzig, kam noch im Krieg an den Bodensee. Nach dem
Abitur verbrachte er fünf Jahre als Verlagsbuchhändler in
süddeutschen Verlagen. Anschließend studierte er freie Malerei an
der Kunstakademie Stuttgart und an der Kunsthochschule Hamburg,
daneben Kunstpädagogik und Geschichte an der Universität Hamburg.
Wichtige künstlerische Lehrer waren für ihn der „ magische
Realist“ Rudolf Hausner, der „ Informelle“ KRH Sonderborg, der
„ Konkrete“ Max Bill und der Kunsttheoretiker Bazon Brock. 1973 –
1993 arbeitete Thorbecke als freier Maler, Lehrer für Kunst und
Geschichte und Museumspädagoge in Darmstadt am Hessischen
Landesmuseum. 1993 bis 2003 lebt er als freier Maler und Graphiker in
Brüssel. Seit 2012 lebt und arbeitet Jan Thorbecke in Konstanz.
| | | | Impressionen, links 3 x Ede Mayer, rechts 4 x Vera Rothamel | | | | Impressionen, links 3 x Barbara Ehrmann, rechts 4 x Helmut Metzner | | | Zur Einführung sprach Anna-Lena Bruns MA, Kunstwissenschaftlerin | | | |
Papierkunst
- Kunst auf Papier in der Galerie Grashey
Liebe Ursula Grashey, liebe anwesenden Künstlerinnen und
Künstler,liebe Freundinnen und Freunde der Galerie - ich möchte Sie heute
Abend ganz herzlich zur Eröffnung der Ausstellung Papierkunst begrüßen.
Ich habe heute die Ehre, Ihnen eine ganz besondere, eine
etwas andere Ausstellung vorstellen zu dürfen: Elf Künstlerinnen und Künstler
stehen diesmal mit ihren Kunstwerken in einem einzigartigen Dialog und
bespielen das Medium Papier dabei auf vielfältigste Art und Weise: Wir dürfen
Radierungen, Drucke, Zeichnungen und Collagen bestaunen, ausgeführt mit Acryl,
Wasserfarbe, Tusche, Tinte, Öltempera oder Graphit. Doch so unterschiedlich die
Techniken und Farben auch sind - sie alle einen sich durch die Wahl des
papierenen Trägers.
Und mit dieser Wahl, meine Damen und Herren, befinden sich
die Künstlerinnen und Künstler und mit ihnen die Galerie Grashey absolut am
Puls der Zeit: Zeichnungen Alter Meister, Bücher, Grafiken der Moderne oder
zeitgenössische Kunst auf Papier sind heute mehr denn je im Trend.
In den letzten Jahren ist es geradezu auffällig, wie
intensiv sich große Museen, Ausstellungen und Messeabteilungen auf das Papier
fokussieren. 2011 sind im Berliner Martin-Gropius-Bau in einer großangelegten
Schau Papierzeichnungen aus dem MoMA zu sehen, im selben Jahr präsentiert die
Tate Britain mit Watercolour Aquarelle aus 800 Jahren Papierkunst, 2012 zeigt
das Wiener Museum Albertina impressionistische Papierarbeiten, 2013 widmet die
Kunsthalle Bremen dem Papier eine umfassende Ausstellung
- Sie sehen, die
Liste ist lang und ich möchte Sie auch gar nicht mit weiteren Aufzählungen
langweilen.
Doch eines vielleicht noch: Auch die Preise für begehrte
Papierarbeiten schwingen sich mittlerweile in fulminante Höhen auf - 2010 wurde
ein auf einen Wert von rund 30.000 Euro geschätzter Holzschnitt von Ernst
Ludwig Kirchner überraschend für 105.000 Euro versteigert. Tatsächlich ist
diese Wertsteigerung von 250 Prozent für eine Papierarbeit des deutschen
Expressionismus heute keine Seltenheit mehr. Ein farbfrisches Aquarell von
August Macke wurde bereits 2008 gar für 680.000 Euro verkauft - ich könnte
Ihnen weitere Zahlen nennen, doch viel elementarer ist natürlich die Frage:
Warum Papier?
Ganz lapidar gesprochen, ist der finanzielle Faktor - gerade
für angehende Sammler - ein schlagkräftiges Argument: Hochbegehrte Zeichnungen
oder Drucke renommierter Künstler, wie ich sie soeben angeführt habe, einmal
außen vor gelassen, zeichnen sich Papierarbeiten im Vergleich zu
Leinwandgemälden oder Plastiken oftmals durch entsprechend geringe Preise aus
und können gerade deshalb eine solide Basis für eine Sammlung bilden.
Das Elementarste jedoch ist die Tatsache, dass es sich bei
den Werken um den ersten, oftmals spontan gearteten Ausdruck künstlerischen
Schaffens handelt. Der Betrachter ist dem künstlerischen Gedanken, der
unmittelbaren Emotion der Zeichnung sehr nahe. Viel näher selbstverständlich
als es bei den meisten Gemälde der Fall ist. Eine Zeichnung auf Papier ist kaum
korrigierbar, das technische Können ist hier unmittelbar. Oftmals als Entwurf
angelegt, kann der Betrachter den vorsprachlichen Bildfindungsprozess also ungefiltert
auf sich wirken lassen. Bereits mit wenigen Strichen und Linien vermag die
künstlerische Hand - oftmals spontan und intuitiv geführt - ganze Universen zu
erschaffen.
Und diese Universen, liebe Freundinnen und Freunde der
Galerie, möchte ich Ihnen nun mit einem kurzen Überblick zu den Werken der
Künstlerinnen und Künstler dieser Ausstellung näherbringen.
Thomas Ankums architektonische Ausschnitte
von Museumsbauten, die auf Fotografien des Künstlers basieren, muten in ihrer
Reduktion rätselhaft und zum Teil gar märchenhaft verwunschen an. Eingefrorene Bildausschnitte
fordern den Betrachter - ganz ähnlich übrigens wie die Stuhllehnen von Markus
Weis, an die sich einige von Ihnen sicher erinnern werden - dazu auf, seine
Fantasie walten zu lassen und die Räume, besonders auch aufgrund ihres kleinen
Formates, geistig auszubauen. Das besondere Druckverfahren des Photopolymer
Intaglio Druckes einem speziellen 4-Farbdruck auf Kunststoff - erinnert dabei
optisch an eine Radierung.
Thomas Bechingers Radierungen erinnern in ihrer
Mehrlagigkeit an konstruktivistisch- fotografische Experimente beispielsweise
eines László Moholy-Nagys - in allen sechs Werken dominiert dabei eine
geometrisch angelegte Gitterstruktur. Diese in Kombination mit feinen oder gröber
ausgeführten Linienstrukturen generieren sowohl eine faszinierende
Räumlichkeit, als auch eine deutliche Instabilität. Ganz ähnlich wie auch bei
Vera Rothamel möchte man die schwarzen Strukturen beiseiteschieben oder die
oftmals tiefschwarz gehaltenen quadratischen Elemente verrücken, um einen Blick
auf die dahinterliegenden Strukturen zu erhaschen.
Dorothee Rockes filigrane Graphitzeichnungen,
deren dominante Linienbündel sie mit dem Lineal zeichnet, generieren im Auge
des Betrachters eine auffallende Beweglichkeit - wie Mikadostäbe gar, schweben
die linearen Formen im Raum, drohen beim leisesten Windhauch umzukippen. Das
Lineal dient dabei jedoch nicht der
exakten Generierung von Linien, sondern ist während des Zeichenvorganges stetig
in Bewegung, führt tanzend gleich den Stift und
erschafft dabei einen eigensinnigen Rhythmus. Als Meisterin des
Bleistiftes setzt Rocke ihr liebstes Werkzeug dabei mit variierender Intensität
ein: feine Schraffuren im Bildgrund, wechseln sich mit anthrazitfarbenen Verwischungen
und tiefschwarzen Elementen ab, die den Papierarbeiten eine impulsive
Lebendigkeit und eine faszinierende Ästhetik verleihen.
Barbara Ehrmanns Mischtechniken zeichnen sich
durch eine Besonderheit aus: Die Künstlerin verwendet in ihren Collagearbeiten
Wachs und zeigt mit den Kleinformaten hier mythisch anmutende Raumwelten, die vornehmlich
aus der Serie Tikatoutine stammen. Der Begriff bedeutet in der Sprache der
Tuareg sich der Vergangenheit erinnern und bezieht sich auf die
prähistorischen Felsbilder im Tassili-Nationalpark, dem Unesco-Weltkulturerbe
im Südosten Algeriens, den die passionierte Globetrotterin vor einigen Jahren
besuchte. In warmen Erdtönen gehalten und durch das außergewöhnliche Material
des Wachses zu Halbtransparenten verlebendigt, bannte die Künstlerin ihre
Eindrücke der archaischen Höhlenmalereien auf den Bildträger und erschafft
damit dynamische Figur-Grund-Formationen.
Helmut Metzners Papierarbeiten muten aufgrund
einer ähnlichen Farbgebung - einem ockrigen Gelb und sattem Schwarz - auf den
ersten, flüchtigen Blick recht homogen an, zeigen jedoch im nächsten Augenblick
ihre Vielfältigkeit auf: Zwei der hier zu sehenden Werke sind mit italienischer
kunsthistorischer Typologie unterlegt und mit geometrischen Formen und gezeichneten
Kapitellen versehen, die den Papierarbeiten eine deutliche Räumlichkeit
verleihen und von einem verfallenen Kloster bei Siena inspiriert sind.
Besonders das Werk Galgano ruft mit seinen quadratischen Volumina Erinnerungen
an den russischen Konstruktivismus hervor, kombiniert diese Anklänge jedoch mit
klassischen Zitaten griechischer Tempelarchitektur und schafft somit eine
Symbiose einflussreicher Epochen der Kunstgeschichte.
Gabriela Morschetts abstrakte Bildwelten in Tusche
und Tinte demonstrieren die Dominanz der Linie in Form filigraner Zeichnungen.
In den beiden kleinformatigeren Arbeiten eröffnen die für die Künstlerin
typischen knäuelartigen Liniengespinste eine ganz eigene Dynamik und erschaffen
durch anthrazitfarbene, leichte Linienformationen im Hinter- sowie tiefschwarze
Linienkonstellationen im Vordergrund eine deutliche Lebendigkeit. Fast möchte
man sich als Betrachter der unmöglichen Aufgabe stellen, den Anfangs- und
Endpunkt der Linien ausfindig zu machen und diese von Anfang bis Ende mit dem
Auge nachvollziehen.
Die zwei großformatigeren Tuschezeichnungen sprechen die
Fantasie des Betrachters an: Er ist versucht, in den sowohl filigran, als auch
flächig ausgeführten Linien die Abstraktion zugunsten einer potentiellen
Figürlichkeit auszutauschen. Vielleicht ist an dieser Stelle ein Kopf zu sehen
oder gar ein Flussdelta aus der Vogelperspektive?
Christofer Kochs, geboren 1969 in Osnabrück,
entführt den Betrachter mit seinen Papierarbeiten in eine ganz eigene Bildwelt.
Der Mensch als zentrale Figur wird dabei obgleich einer reduktiven Ausführung
prominent dargestellt. Gesichtslos und zumeist silhouettenartig dargestellt,
bietet er dem Betrachter ein reichhaltiges Identifikationsangebot. Entrückt aus
Raum und Zeit sehen wir hier Papierarbeiten in Mischtechnik, die den einsamen
Menschen im rechten Werk mit an Bambus erinnernden und ineinander verfließenden
Vertikallinien umgeben und auf diese Weise eine mystische und nahezu plastisch
anmutende Atmosphäre zu generieren vermögen. Direkt daneben zeigt Kochs mit
grobem Pinselstrich und Tupftechnik ein mehrlagiges Männerporträt im
Skizzenstil, dessen rudimentär ausgeführtes Gesicht in Kombination mit dem
eingefrorenen Bewegungsmoment Fragen aufwerfen.
Dem amerikanischen abstrakten Expressionismus verpflichtet,
fühlte sich der 1924 in New York geborene und 2007 verstorbene Michael
Goldberg besonders seinem künstlerischen Mentor Willem de Kooning nahe,
dessen farbexplosive Werke des Action Painting ihre individuelle Entsprechung
in Goldbergs Papierarbeiten finden.
Die filigranen Gitterstrukturen, mit Tinte oder Wasserfarbe
gezeichnet, sind in den Außenbereichen durch Zugabe von Wasser in der Auflösung
begriffen und generieren aufgrund ihrer lautstarken und gleichsam formlosen
Ausführung eine deutliche Energetik. Stetig durchsetzt werden sie dabei von
vertikal und horizontal angeordneten breiten Linien, die besonders in der
horizontalen Durchbrechung der wirren Gitterstrukturen an die transzendentalen
Arbeiten eines Mark Rothko erinnern - in dessen Atelier Goldberg übrigens nach
dem Tod Rothkos ab 1962 arbeitete.
Ede Mayer, vielen hier als gebürtige
Friedrichshafenerin ein Begriff, fängt in ihrem großformatigem Triptychon die
herbe Landschaft des Gebirges ein. Bläuliche Akzente transformieren die
Bergstrukturen im Hintergrund zu einem Gletscher während der grobe
Pinselstrich, der von vornherein nicht auf Detailliertheit angelegt ist, die
karge Landschaft treffend verbildlicht. Gerade in der seriellen Hängung
eröffnet die Künstlerin dabei auf Augenhöhe des Betrachters trotz der
reduzierten Darstellung die Schönheit der Alpenlandschaft, sodass der
Betrachter fast meinen könnte, Teil der landschaftlichen Szenerie zu sein.
Die vier weiteren landschaftlichen Darstellungen - ebenfalls
in Serie angelegt - werden besonders durch das außergewöhnliche Format und die
damit einhergehende spezielle Hängung zu einem weiteren Blickfang: Mit
flüchtigem Pinselstrich eröffnet sich dem Betrachter auch hier ein landschaftliches
Sujet, welches bei zwei Werken durch Bildbereiche mit ochsenblutroter und
ockerfarbener Farbwahl sowie der collagierten Abbildung einer Brücke
aufgelockert wird.
Jan Peter Thorbeckes Acrylmalereien sind wahre
Farbexplosionen, deren Intensität die äußere, figürliche Welt zugunsten des
abstrakten, malerischen Eigenwertes in den Hintergrund treten lässt. Die
intuitiv gemalten, feinnervigen oder auch flächigeren Elemente sind
Meditationen von Farblichkeiten - sich gegenseitig kontaminierend, überlagernd,
ineinander verfließend oder gar gegeneinander ankämpfend, analysieren die
Papierarbeiten das Verhältnis der Farben zueinander und gewinnen durch die
variierende Trocknung zusätzliche Lebendigkeit.
Die Apokalyptische Landschaft ist eine Hommage an den
deutschen Komponisten Wolfgang Michael Rihm, der - wie auch Thorbecke - das
subjektive Ausdrucksbedürfnis in den Mittelpunkt seiner Musik stellt. Seine
Kompositionen betitelt er dabei gern mit Metaphern aus der bildenden Kunst wie
beispielsweise Übermalungen - ein Begriff, der auch Thorbeckes Papierarbeiten
überaus treffend charakterisiert.
Kennzeichnend für die Malerei Vera Rothamels ist der
abstrakt-florale Charakter ihrer farbintensiven, gar -explosiven Kompositionen:
Wie auch bei Hans Peter Thorbecke gehen die Farben dabei Symbiosen ein,
verschachteln sich zu feinen Gespinsten netzartiger und rankender Struktur.
Besonders die changierenden Grün- und Weinrottöne, welche Assoziationen an Blüten-
und Blattwerk hervorrufen, in Kombination mit dem ausdrucksstarken, zum Teil
neonartigen Bildgrund machen die abstrakten Öltemperaarbeiten zu einem Blickfang.
Der geschichtete und energetische Farbauftrag sorgt dabei für den Anschein
ruraler Räumlichkeit, der dem Betrachter den Eindruck rhythmischer Tiefe
eröffnet.
Und nun, meine Damen und Herren, möchte ich meinen kleinen
Vortrag mit einem letzten Zitat abschließen. Die großartige Besitzerin der
Münchner Sammlung Goetz, Ingvild Goetz sagte vor einiger Zeit: Ich würde
wieder genauso anfangen wie damals: mit Papierarbeiten. Sie sind nicht
unbedingt teuer, nehmen nicht viel Platz weg und Irrtümer tun nicht so weh.
In diesem Sinne, meine Damen und Herren - schauen Sie sich
um, lassen Sie die großartigen Arbeiten einzeln und im Dialog auf sich wirken
und machen Sie doch nebenbei eine Investition in die Zukunft! Vielen herzlichen
Dank für Ihre Aufmerksamkeit, ich wünsche Ihnen nun einen schönen und
anregenden Abend!
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Pressemitteilung
zur Ausstellung Birgitta ten Berge und Thomas Ankum, Den Haag, in der
Reihe Künstlerpaare anlässlich der Kunstnacht Konstanz-Kreuzlingen
2014
Eröffnung:
27. September 2014, 18 23 Uhr
Finissage:
8. November 2014, 12 16 Uhr
In
der Reihe Künstlerpaare stellen Birgitta
ten Berge und Thomas
Ankum ihre neuesten Werke
aus. Birgitta ten Berge (geb. 1962) hat ihre Ausbildung an der
Königlichen Akademie für Bildende Künste in Den Haag (NL)
absolviert. Ihre jüngsten Arbeiten sind von der Landschaft
inspiriert. Dennoch versteht sie sich nicht als traditionelle
Landschaftsmalerin, sondern als Künstlerin, die Bilder unter
Zuhilfenahme der Landschaft macht.
Bei
Birgitta ten Berges Bildern dienen ihr mehrere Landschaften als
Ausgangspunkt. Indem sie diese in einem Raster auf einer einzigen
großen der ersten Anlage sind die Landschaften naturgetreu
wiedergegeben. Im Bildfläche anordnet, entsteht ein Gefüge aus
geradlinig- rechtwinkligen Flächen. Im folgenden Stadium löst ten
Berge sich von der Realität und stimmt Farbe und Textur der
Einzelbilder aufeinander ab, um zu einer ausgeglichenen Komposition
zu finden. Im Bildganzen sorgt der Wechsel von statischen und
dynamischen Landschaften für ein spannungsreiches Spiel mit Farbe,
Kontrast und Rhythmus.
Thomas
Ankum wurde 1961 in
Luzern, Schweiz, geboren. Von 1982-1987 studierte er an der
Königlichen Akademie der Bildenden Künste in Den Haag. Seit 2011
ist er dort Dozent. Thomas Ankum arbeitet
ebenfalls unter Anwendung von Rastern. Die Struktur seiner Bilder
leitet sich von einem bit-map Raster her, das oft bei Vergrößerungen
zu sehen ist. Inspiriert von Genres aus dem 17. Jahrhundert,
wendet er diese Technik auf Wald- und Berglandschaften sowie
Blumenstillleben an.
Finissage: Samstag, 8. November
2014, 12-16 Uhr
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Blicke in die Galerie
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| Thomas Ankum, Amaryllis, 2014 Acryl auf Leinwand, 155 x 95 cm
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Birgitta ten Berge, o.T., 2014 Öl auf Leinwand, 110 x 130 cm
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Thomas Ankum rechts: Waldrand II, 2014 Acryl auf Leinwand, 175 x 125 cm
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Birgitta ten Berge links: 3 x o.T., 2014 Öl auf Leinwand, je 125 x 35 cm rechts: o.T., 2014 Öl auf Leinwand, 65 x 125 cm
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Ausstellungseröffnung Dienstag, 27. Mai, 2014, 19-21 Uhr |
Zur Einführung spricht die Kunstwissenschaftlerin Anna Bruns, MA
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Finissage: Samstag, 19. Juli 2014, 12-16 Uhr |
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Rede von Anna-Lena Bruns, Kunstwissenschaftlerin (M.A.) zur Ausstellungseröffnung von Markus Weis Ich begrüße Sie heute Abend ganz herzlich zur Eröffnung der Ausstellung „Tempo 3.0“ von Markus Weis. Ich freue mich, heute Abend hier zu sein und Ihnen das künstlerische Schaffen des Künstlers mit einigen Worten und Impressionen näherzubringen. Zum zweiten Mal nun, können wir ganz aktuelle Positionen des Künstlers hier in der Galerie Grashey betrachten. 1965 in Koblenz geboren, lebt und arbeitet Markus Weis heute in seiner Wahlheimat Berlin. Zu Beginn der neunziger Jahre studiert er Literaturwissenschaft, Geschichte und Kulturwissenschaften an der Universität Gießen, lässt jedoch währenddessen auch seine Leidenschaft für die schönen Künste nicht unbeachtet. Während eines einjährigen Stipendiums an der Universität Rom widmet er sich seiner Leidenschaft schließlich intensiv und beschließt mit Haut und Haaren Künstler zu werden. Nach seiner Rückkehr beginnt er an der niederländischen Kunstakademie in Arnheim Malerei zu studieren und setzt sich – wie sich an seinen Werken bestens erkennen lässt - intensiv mit den großen Namen der holländischen Malerei auseinander.Zahlreiche Auszeichnungen, wie z.B. das Arbeitsstipendium der Werner-Hilby-Stiftung in Kleve, das Atelierprogramm des Berliner Senats und das Arbeitsstipendium der Konrad- Adenauer-Stiftung beweisen, dass die bewusste Entscheidung zum Künstlertum die richtige gewesen ist. Neben diversen bundesweiten Einzelausstellungen stellt Markus Weis im Rahmen von Gruppenausstellungen auch in den USA, Großbritannien, Tschechien und den Niederlanden aus. Seit 2012 lehrt er an der Akademie für Malerei in Berlin. Seine Arbeiten, die sich im interdisziplinären Rahmen zwischen Figuration und Abstraktion bewegen, interpretieren das Genre des klassischen Stillleben und die niederländische Barockmalerei um und verorten sie in einem zeitgenössischen Kontext. Auf den ersten Blick können Markus Weis' Werke wie Oasen der meditativen Stille und Klarheit anmuten. Doch schließlich, wenn sich der Betrachter auf einen zweiten Blick einlässt, stoßen die ersten Miasmen an die Oberfläche: abgewandte Gesichter, melancholische Ausschnitte aus unserer alltäglichen Wohnwelt, poetische, ausschnitthafte Momentaufnahmen, wie eingefroren in der Zeit. Trotz ihrer minimalistischen Klarheit werfen die Bilder Fragen auf und bieten dem Betrachter ein tiefgehendes Reflektionsangebot. In ihrer Schlichtheit und stetigen Balance von konzeptioneller Basis und formaler Ausführung laufen die Malereien dabei niemals Gefahr, in das Unverbindliche abzugleiten. Seine Malerei spricht unsere Sinne an. Seine Bilder zeigen eine in der Zeit stillstehende Szenerie auf, poetisch und meditativ wirken sie auf den Betrachter, doch gleichermaßen vermögen sie eine Symbiose mit dynamischen Anklängen einzugehen. Unwillkürlich ergänzt man die fehlenden Bereiche eines Stuhles oder fragt sich, was den Blick des vom Betrachter abgewandten Mannes gefesselt haben könnte. Wie sagte einst der Bauhaus- Künstler Paul Klee so passend: „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.“ Ganz in diesem Sinne liegt die Kraft der Werke nicht nur in ihrer lebensechten Darstellung, sondern vor allem in ihrer potentiellen Unvollständigkeit, die Raum lässt für Imagination. Fünf aktuelle kleinformatige Werke aus der Serie „Tempo 3.0“ sowie einige weitere aus früheren Serien dieser Art bilden den Kern dieser Ausstellung. Ausschließlich handelt es sich dabei um Ausschnitte aus dem menschlichen Interieur – obgleich sie aus unserem wohlbekannten Alltag stammen, erscheinen sie aufgrund ihrer Ausschnitthaftigkeit und Tendenz zum Verborgenen zunächst mysteriös und verlassen. Vielleicht verstreicht ein kurzer Augenblick, bis sich die ungewöhnliche, ausschnitthafte Form auf dem Bild zu einer farbenfrohen mit feinen Ornamenten durchwirkten und realistisch gemalten Stoffbahn materialisiert, die wie zufällig auf einer Stuhllehne drapiert ist. Das Wort Ausschnitt ist dabei wortwörtlich zu verstehen: Dem Betrachter zeigt sich nur ein auf das Wesentliche reduziertes Stück Holz, das sich zum oberen Teil einer Stuhllehne transformiert und im Geiste schließlich gar zu einem vollständigen Stuhl werden kann. Der Künstler selbst sagt: „Nachdem ich zunächst ganze Stuhllehnen malte, begann ich, die Lehnen zu verkürzen, bis nur noch die oberen Spitzen zu sehen waren. Ein Spiel? Der Versuch zu abstrahieren, etwas Freies, nicht an unser Erkennen Gebundenes in die realistische Komposition zu bringen.“ Das intensive Kolorit des seidig schimmernden Stoffes bildet dabei jeweils einen deutlichen Kontrastpunkt zum monochromen und völlig leeren Bildgrund – zwischen schwarz und weiß ist er mal in helleren Grautönen, mal in kräftigem Anthrazit gehalten und eröffnet im Vergleich zum eher tiefenräumlich angelegten Objekt keine Raumdimension, ja nicht einmal die Illusion einer Wand. Es ist der „Versuch, den Kontrast zwischen dem Greifbaren, der nahezu barocken Sinnlichkeit des gemalten Stoffes und der Leere drum herum zu verschärfen.“ Letztendlich eröffnet Markus Weis damit verschiedene Ebenen der Greifbarkeit wenn er einen realistisch anmutenden Schal mit einem auf das Wesentliche reduzierten Stuhl und einem aufgrund seiner Monochromie sehr leer wirkenden Bildgrund kombiniert. Der Titel der Serie „Tempo 3.0“ ist dabei eng mit der speziellen Technik des Auftragens verbunden. Betrachtet man die Werke aus nächster Nähe, löst sich der zunächst realistisch wirkende Eindruck langsam auf und die malerische Gemachtheit offenbart sich – ganz bewusst handelt es sich hier nicht um eine fotorealistische Malerei, deren Basis eine Fotografie ist, sondern um eine reduziert aus dem realen Objekt her entstandene. Hinzu kommt, dass Stoffbahn und Stuhllehne in Alla-Prima-Technik aufgetragen sind – die Acrylfarbe wird konzentriert in nur einem Zuge aufgemalt und der Farbauftrag ist somit endgültig. „Die Serie ist ein Spiel mit Farben“, sagt der Künstler, „es sind leichte Etuden, die bewusst nicht perfekt malerisch angefertigt sind, sondern in ihrer Reduktion leicht und zeitlos erscheinen sollen.“ Ob sie dabei als Solitär, Paar oder in der Serie betrachtet werden ist dem Betrachter überlassen, fest steht jedoch, dass verschiedene Kombinationen durch den veränderten Bildgrund und die unterschiedliche Farbwahl des Schals immer wieder neue Eindrücke zu generieren vermögen. Ihr in sich ruhender Charakter vermag den einen oder anderen übrigens auch an die Traditionen fernöstlicher Meditation zu erinnern. Markus Weis jedenfalls hat diese Thematik immer angezogen. Doch das „Tempo“ der Werke erklärt sich auch aus einer weiteren Eigenart. Ihre Wirkung ist deshalb so stark, weil in den Malereien scheinbare Widersprüche changieren: Trotz der fast schon meditativen Statik in der Komposition, der visuellen Stille, scheint der Stoff weich über die Lehne zu fließen und vermag damit eine fluktuierende Bewegung zu generieren. Fast möchte man nach dem edlen, mit Ornamenten verzierten Stoff greifen, ihn zurechtrücken und dem visuellen Eindruck einen haptischen hinzufügen. „Ich habe in den Niederlanden Malerei studiert. Da liegt es nahe, dass ich von der altniederländischen Malerei beeinflusst bin. Schwer begeistert bin ich etwa von der Kunst des Barockmalers Jan Vermeer und seiner Fähigkeit, eine alltägliche Raumsituation mithilfe der Subtilität seiner Farben zum Leuchten zu bringen, eine fast körperliche Stimmung zu erschaffen und durch Malerei Stille zu erzeugen.“ Diese Stille findet sich ohne Zweifel auch in den weiteren Werken dieser Ausstellung. Im Rahmen der Reihe „Das andere Altarbild“ malt Markus Weis für die Berliner Matthäuskirche drei spezielle Werke, die im Frühjahr dieses Jahres von der Stiftung St. Mätthäus in der Kirche ausgestellt werden. Zwei von ihnen werden hier heute erstmals außerhalb des kirchlichen Rahmens präsentiert. Das Gemälde mit dem so passenden Titel „Strahlen“ erinnert auf den ersten Blick konzeptionell an die Optical-Art der 1960er Jahre, die durch abstrakte Formen und geometrische Farbkonstellationen überraschende optische Effekte erzielt – denn auch hier hat der Betrachter den Eindruck, vor einem Tunnel zu stehen. Dennoch geht es Markus Weis an dieser Stelle weniger um malerische Effekte, sondern vielmehr um eine Metapher für das nicht darstellbare Göttliche. Über 100 Strahlen stehen symbolisch für eine Begegnung mit Gott. In ihrer geometrischen Strenge setzen sie zwar einen interessanten Kontrapunkt zu den anderen Werken der Ausstellung, die Erfahrung besinnlicher Stille ist jedoch auch diesem Werk inhärent. Als einzige figürliche Darstellung zeigt der Künstler mit dem Werk „Verspottung“ eine dem Betrachter abgewandte menschliche Gestalt, deren Gesicht – für den Künstler typisch – im Verborgenen bleibt. Den Kopf gesenkt, die Schultern angezogen, verströmt die Gestalt Melancholie und Resignation. Wohin ist sein Blick gerichtet, fragen wir uns, woher stammt die nur dezent verborgene Wunde in seinem Gesicht? Als Farbe der Spiritualität, des Geistes und der Passionszeit im Kirchenjahr nimmt die Farbe Violett eine bedeutende Rolle in der Bildkomposition ein – in Form eines Umhanges schmiegt sie sich an die Silhouette des Mannes. Der Umhang erinnert dabei in seiner Stofflichkeit nicht nur an die Werke der Tempo-Serie, sondern vor allem an das dritte der Werke für die Berliner Matthäuskirche mit dem Titel „Passion“ - ein großformatiger, violetter Vorhang der 2012 bereits in der Galerie Grashey zu sehen war und dessen meditative Intensität sicher noch einigen von Ihnen in Erinnerung geblieben ist. Auch „Verspottung“ wirkt in seiner Ruhe und Kontemplation ähnlich stilllebenartig wie die Werke der Temposerie. Obgleich die Werke dieser Ausstellung in ihrer Gegenüberstellung von figurativer und abstrakter Malerei auf den ersten Blick optisch sehr unterschiedlich sind, so lässt sich in ihnen doch ein inhaltlicher Zusammenhang erkennen: Sie alle lassen die Zeit auf ihre Art und Weise still stehen, sie alle vermögen der Stille einen visuellen Ausdruck zu geben. In diesem Sinne möchte ich den Kreis mit einem letzten Zitat aus Friedrich Nietzsches „Also sprach Zarathustra“ schließen: „Die größten Ereignisse – das sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden. Die stillsten Worte sind es, welche den Sturm bringen. Gedanken, die mit Taubenfüßen kommen, lenken die Welt.“ Und nun, sehr verehrte Damen und Herren, haben Sie selbst die Gelegenheit, die vielschichtigen Werke von Markus Weis auf sich wirken zu lassen – ich wünsche Ihnen einen schönen und anregenden Abend. Vielen Dank. |
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Biografie Markus Weis
Geboren 1965 in Koblenz, lebt und arbeitet seit 1991 in Berlin
Ausbildung 1994-98: Kunstakademie Arnheim/ Niederlande: Freie Kunst mit Schwerpunkt Malerei 1991-92: Universität Rom/ Italien: Kunstgeschichte, Geschichte 1989-94: Universität Gießen: Fachjournalismus Geschichte, Kunstgeschichte, Neuere Deutsche Literatur, Politikwissenschaft, Philosophie
Stipendien 2011: Projektförderung Raum: Selbst durch: IFA-Institut für Auslandsbeziehungen, Goethe- Institut Prag, Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds sowie Berliner Senat 2004/05: EHF-Arbeitsstipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung 2000/01: Atelierprogramm des Berliner Senats 1997: Arbeitsstipendium der Werner-Hiby-Stiftung, Kleve 1991/92: Auslandsstipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), Universität Rom
Mitgliedschaften, Kuratorien seit 2011: Die Verborgene Kirche, St. Adalbert, Berlin, Künstlerischer Ansprechpartner 2011: Achtung Berlin – New Berlin Film Award, Mitglied der Ökumenischen Jury seit 2008: Raum: Selbst (Kuratorin: Dr. Friederike Hauffe) 2001-2005: Leitung der Ateliergemeinschaft Marienburger Strasse (mit Jeong Moon Choi) seit 2000: Berufsverband Bildender Künstler Berlin. Arbeitsgemeinschaft Bildender Künstler Mittelrhein
Lehrtätigkeit 1996-97: Volkshochschulen Kleve und Goch 1999: Volkshochschule Berlin-Neukölln 1999-2000: Volkshochschule Berlin-Weißensee 2011/12: Carl-von-Ossietzky-Schule, Berlin 2012: Zuckmayer-Schule, Berlin 2012: Lehrauftrag Akademie für Malerei, Berlin
Ausstellungen in Vorbereitung 2013: Stiftung St. Matthäus am Berliner Kulturforum; Mannheimer Kunstverein 2012: Galerie Sachs, München
Einzelausstellungen 2012: Galerie Grashey. Konstanz 2011: Jarmuschek+Partner, Berlin 2008: Städtische Galerie Neunkirchen (Katalog); fiftyfifty Galerie Edition, Düsseldorf; Jarmuschek+Partner, Berlin 2004: Kunstmesse Rheinland-Pfalz, Mainz (Katalog); Kunstverein Emmerich; Berlin Capital Club 2003: Galerie Eva Poll, Berlin; Städtische Galerie für Zeitgenössische Kunst, Saarburg; Kunstverein Trier Galerie Junge Kunst; Landtag Rheinland-Pfalz, Mainz (mit Werner Müller) 2002: Kunstmesse Rheinland-Pfalz, Mainz (Katalog) 2000: Klostergalerie Zehdenick (Katalog)
Gruppenausstellungen (Auswahl) 2011: Raum: Selbst (kuratiert von Friederike Hauffe), Haus der Künste, Brno/ Tschechien (Katalog in Arbeit); EHF Trustee, Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin; Winfield Gallery, Carmel, CA/ USA; Preview Berlin The Emerging Art Fair, Jarmuschek+Partner, Berlin 2010: Preview Berlin The Emerging Art Fair, Jarmuschek+Partner, Berlin; Kunstverein Emmerich; EHF Trustee, Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin 2009: EHF Trustee, Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin 2008: Preview Berlin The Emerging Art Fair, Jarmuschek+Partner, Berlin; Heden, Den Haag (kuratiert von Marten Hendriks / Katalog); Kunstverein Tiergarten/ Galerie Nord, Berlin (kuratiert von Dr. Friederike Hauffe); Künstlerhaus Metternich, Koblenz; Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin; Kuenstlerhaus Metternich, Koblenz 2007: Swab International Art Fair Barcelona, Jarmuschek+Partner, Berlin; Preview Berlin The Emerging Art Fair, Jarmuschek+Partner, Berlin; Year_07 International Art Fair London, Jarmuschek+Partner, Berlin 2006: Jarmuschek+Partner, Berlin; Kunstverein Emmerich; Künstlerhaus Metternich, Koblenz (Katalog) 2005: M3 Kunsthalle Berlin; Berlin Capital Club; AGIL Showroom, Berlin 2004: Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung; Kunstverein Essenheim, Altes Rathaus Ingelheim 2003: Galerie Odermatt & Spatz, Neustadt/ Weinstrasse; Winfield Gallery, Carmel, CA/ USA 2002: WMF Berlin; Galerie Odermatt & Spatz, Neustadt/ Weinstrasse; Galerie im Medienhaus Mainz 2001: Winfield Gallery, Carmel, CA/ USA; Museum Kuenstlerhaus Metternich, Koblenz 2000: Europapreis fuer Malerei, Museum der Kuenste, Oostende/ Belgien (Katalog); Kunstpreis der Sport Toto Rheinland-Pfalz, Koblenz (Katalog); Winfield Gallery, Carmel, CA/ USA; Paris-Berlin, Ateliers Hobrechtstrasse, Berlin; Kuenstlerhaus Metternich, Koblenz 1999: Kunstpreis der Sport Toto Rheinland-Pfalz, Koblenz (Katalog) 1998: De stad nu, Kunstakademie Arnheim/ Niederlande; XOX Ateliers, Kleve 1997: Feuerzungen, Basilika Sankt Peter, Gent/ Belgien 1996: Museum Haus Koekkoek, Kleve 1995: Museum Haus Koekkoek, Kleve |
Christofer Kochs, geb. 1969 in Osnabrück, 1992-96 Studium an der Akademie der Bildenden Künste München, Meisterschüler bei Prof. Berger, studentische Assistenz in der Lithografiewerkstatt der Akademie München, verschiedene Lehraufträge, Preise und Stipendien, Ausstellungen national und international. | | | |
Pressemitteilung zur Ausstellung von Christofer Kochs Faltungen, Zeichnungen, Skulptur
Die Galerie Grashey zeigt zum fünften
Mal aktuelle Werke des Bildhauers, Malers und Zeichners Christofer Kochs. Geboren 1969 in Osnabrück, 1992 – 1994 Studium
an der Akademie der Bildenden Künste München; Meisterschüler bei Prof. Berger,
studentische Assistenz in der Lithografie-Werkstatt der Akademie der Bildenden
Künste bei Prof. Karl Imhof; 2002-2003 Lehrauftrag für Lithografie an der
Fachhochschule Augsburg; Lehrauftrag an der Universität Dortmund/Lehrauftrag an
der Alanus Hochschule Bonn. Preise und Stipendien (Auswahl): 1995 Kronach, Lucas-Cranach-Förderpreis; 1996
München, Böhmlerpreis; München, Erasmus Stipendium; 1998 Karl-Rössing Reisestipendium
der Bayr. Akademie der Schönen Künste, München; 2000 Atelierstipendium des
Bayr. Ministeriums für Forschung, Wissenschaft und Kultur; 2001 und 2004 School
of Arts, Artist in Residence, Sydney. Einzelausstellungen (Auswahl seit 1994): regelmäßig stellt Christofer Kochs auch in der
Galerie Angelika Harthan, Stuttgart, der Galerie Dagmar Rehberg, Mainz, der
Galerie-Atelier Oberländer, Augsburg, und in der Galerie Tobias Schrade, Ulm
aus. Außerdem in verschiedenen Kunstvereinen,
z.B. Reutlingen, Bobingen, Leutkirch. Im Ausland wird er von der Galerie
Hrobsky, Wien, und der Conny Dietschold Gallery, Sydney vertreten. Die Galerie
Art Felchlin stellte ihn in Zürich und Schwyz aus. Außerdem war er auf verschiedenen
Kunstmessen vertreten: Art Frankfurt, Art Karlsruhe, Kunst Zürich und Art
Bodensee, Dornbirn. Arbeiten in öffentlichen Sammlungen: u.a. Bayr. Staatsgemäldesammlung München; Städt.
Kunstsammlung Augsburg; Sammlung der Hypo-Vereinsbank; Willy Brandt Haus,
Berlin; Sammlung BMW München; private Sammlungen im In- und Ausland. „Im Angesicht des Augenblicks“, so
lautet der Titel der aktuellen Broschüre von Christofer Kochs. „Der Augenblick hat für den Künstler
noch eine ganz andere Bedeutung, es ist der Augenblick, in dem sich
entscheidet,...mit welcher der zahlreichen Möglichkeiten er sich dem Thema
„Mensch“ und auch dem „Ich“ nähert, auf welche Weise er die Gegenständlichkeit
neu begreift, welches Material, welche Technik er wählt. Der Augenblick der
Inspiration, der Intuition, der spontan etwas Endgültiges entstehen lässt, das
bei Christofer Kochs nur im Kopf schon seine Form gefunden hat, denn auch seine
mit der Kettensäge gearbeiteten Skulpturen entstehen ohne Vorzeichnung, ohne
Modell, nur aufgrund einer Vorstellung…“. „Bei seinen Bildern arbeitet Christofer
Kochs mit der Linie, er bindet zeichnerische Elemente stark in seine Gestaltung
ein. Auf der anderen Seite verleiht er mit seinen Leinwandfaltungen dem Bild –
oder der Zeichnung – eine reliefhafte Wirkung und geht somit einen Schritt in
Richtung Plastizität. Dieser Eindruck wird verstärkt durch die räumliche
Anordnung von Gegenständen und Landschaftselementen, die seit einiger Zeit bei
Christofer Kochs zunehmend eine Rolle spielen…. Nicht als Individuum dargestellt,
teils ohne Gesicht, teils mit nur angedeuteten Gesichtszügen wird der Mensch
bei Kochs auf das Wesentliche reduziert. Diese Reduktion spiegelt sich auch in
der Form- und Farbgebung wieder…“.
„Manche seiner Skulpturen wirken
statuarisch, hieratisch, viele aber leicht und spielerisch. Wie bei seinen
figürlichen Darstellungen in der Bildkunst fand auch hier eine Entwicklung vom
Fragment, vom Torso hin zur Gesamtfigur statt....Den Bildern entsprechend
findet auch hier eine Auflösung statt, als freie Form, gleichsam einer
Komposition, als Muster oder als Faltenwurf.“ (Zitate: Dr. Mechtild
Müller-Hennig, Broschüre, 2014) |
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Christofer Kochs in der Galerie Grashey, 2014 |
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Christofer Kochs in der Galerie Grashey, 2014 |
| Christofer Kochs in der Galerie Grashey, 2014 | | Christofer Kochs in der Galerie Grashey, 2014 | |
Biografie
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1969 geboren in Osnabrück 1989 Abitur 1990 Assistent in der Lithografiewerkstatt von Jan Prein, Augsburg 1992 Beginn des Studiums an der Akademie der Bildenden Künste München 1994 Beteiligung am Aufbau des Künstlerhauses und Druckwerkstatt "Richard Wagner Hof" 1996 Meisterschüler bei Prof. Berger studentische Assistenz in der Lithografiewerkstatt der Akademie der Bildenden Künste München bei Prof. Karl Imhof 2000-03 Lehrauftrag für Lithografie an der Fachhochschule Augsburg
Preise und Stipendien 1993 Senden, Grafikpreis 1995 Kronach, Lucas-Cranach-Förderpreis Augsburg, Kunstförderpreis der Stadt Augsburg 1996 Marktoberdorf, Förderpreis für Junge Künstler München, Böhmlerpreis München, Erasmus Stipendium 1997 Münster, Stipendium der Aldegrever-Gesellschaft für die Druckwerkstatt Kätelhön 1998 München, Karl-Rössing Reisestipendium der Bayrischen Akademie der Schönen Künste 1999 Magnus-Remy-Preis, Irsee 2000 Bobingen, 1. Preis Kunstverein München,Atelierstipendium des Bayrische Ministeriums für Forschung, Wissenschaft und Kultur 2001 Sydney, School of Arts, Artist in Residence 2004 Sydney, School of Arts, Artist in Residence Einzelausstellungen 1994 Augsburg, Salomo-Haus, Plexus 1995 Seefeld, Galerie Alice Toerring 1997 Augsburg, Neue Galerie im Höhmann-Haus der Städtischen Kunstsammlungen, Kurz vorm vergessen Berlin, Galerie Reinke, Innenpläne 1998 Frankfurt am Main, Galerie Titan, Verstärker 1999 Augsburg, Atelier-Galerie Oberländer, Speicher Kötzting, Galerie im Woferlhof, Speicher Berlin, Galerie Reinke, Speicher München, Verein für Originalradierung 2000 Stuttgart, Galerie Angelika Harthan Wuppertal, Galerie Epikur Frankfurt, Galerie Titan Crailsheim, Museum im Spital (mit Ben Willikens) Konstanz, Galerie Grashey 2001 Frankfurt, ART Frankfurt, Galerie Angelika Harthan Berlin, Galerie Beck & Priess Sydney, SCA Gallery 2002 Augsburg, Atelier-Galerie Oberländer Stuttgart, Galerie Angelika Harthan Fürstenfeldbruck, Galerie am Hauptplatz München, Galerie der Bayrischen Landesbank Heidenheim, Kunstverein Kißlegg, Neues Schloß Konstanz, Galerie Grashey 2003 Zürich, Art Felchlin Mainz, Galerie Dagmar Rehberg Bobingen, Kunstverein Amsterdam, BMB Galerie (zusammen mit Willi Siber) Oberhöfen, Galerie Knoll 2004 Stuttgart, Galerie Angelika Harthan (zusammen mit Willi Siber) Augsburg, Atelier-Galerie Oberländer Sydney, Conny Dietzschold Gallery Amsterdam, BMB Galerie (zusammen mit Willi Siber) Schweinfurt, Galerie der Sparkasse Schweinfurt Fürstenfeldbruck, Galerie am Hauptplatz (zusammen mit Willi Siber) Neckarsulum, Open Atelier, Alte Seifenfabrik, (zusammen mit Willi Siber) 2005 Marktoberdorf, Künstlerhaus Stuttgart, Galerie Harthan Regensburg, Galerie Peter Bäumler Wien, Galerie Hrobsky Krefeld, Galerie Mata Weber Berlin, Gehag Forum (zusammen mit Jochen Stenschke) Rottenburg, Kulturverein Zehntscheuer e.V. 2006 Schwyz, Art Felchlin Wuppertal, Galerie Epikur Bielefeld, Galerie Jesse Mainz, Galerie Dagmar Rehberg Oberhöfen, Galerie Knoll Art Ulm, Galerie Tobias Schrade Stuttgart, Galerie Angelika Harthan 2007 Ochsenhausen, Städtische Galerie Wuppertal, Galerie Epikur Fürstenfeldbruck, Galerie am Hauptplatz Nürnberg, Galerie Paff Ausstellungsbeteiligungen seit 1996 (Auswahl) | 1996 Hamburg, Chile Haus Brugge /Belgien, Rotariale 1996 München, Jahresausstellung der Akademie der Bildenden Künste München, Haus der Kunst, Große Kunstausstellung Augsburg, Städtische Kunstsammlungen, Neue Galerie im Höhmannhaus "Neuerwerbungen und Eigener Bestand" Augsburg, Toskanische Säulenhalle, 11. Nationale der Zeichnung München, Verein für Orginalradierung Bariloche/Argentinen, Lithografien aus München Augsburg, Atelier-Galerie Oberländer Offenbach am Main, Internationaler Senefelderpreis 1996 (Auswahl) Seefeld, Galerie Alice Toerring 1997 Frankfurt, Galerie Titan München, D.P. Druck & Publikations Gmbh, Saxa Loquuntur II Ulm, Südwest-Galerie, Jugendpreis der Künstlergilde Ulm (Auswahl) München, Künstlerwerkstatt Lothringerstraße, Quit Augsburg, Toskanische Säulenhalle, Große Schwäbische Kunstausstellung 1998 München, Haus der Kunst, Große Kunstausstellung München, Bayrische Akademie der Schönen Künste Erlangen, Palais Stutterheim, Kunstverein Erlangen Irsee, Schwäbischer Kunstsommer, Kunst Leben Düsseldorf, Große Kunstausstellung NRW Augsburg, Toskanische Säulenhalle, Große Schwäbische Kunstausstellung Zwickau, Galerie am Domhof, Süddeutsche Druckgrafik Bonn, Friedrich-Ebert-Stiftung, Süddeutsche Druckgrafik 1999 Basel, Galerie Carzaniga & Ueker Konstanz, Galerie Grashey Offenbach, Internationaler Senefelderpreis Zürich, ART Zürich, Galerie Grashey 2000 Berlin, Galerie Beck & Priess Irsee, Kloster Irsee Dresden, Kunstmarkt, Galerie Epikur Köln, ART COLOGNE, Galerie Angelika Harthan 2001 München, Bayrische Akademie der Schönen Künste Basel, Galerie Carzaniga & Ueker Bregenz, ART Bodensee, Galerie Epikur & Galerie Grashey Augsburg, Nationale der Zeichnung Lindau, Galerie Doris Wullkopf Stuttgart, Galerie Angelika Harthan 2002 Sydney, Conny Dietzschold Gallery Zürich, Art Zürich, Galerie Grashey Franfurt, Art Frankfurt, Galerie Grashey, Galerie Epikur Köln, Art Cologne, Galerie Harthan, Galerie Epikur Berlin, Galerie Tammen & Busch 2003 Frankfurt, Art Frankfurt, Galerie Harthan & Galerie Epikur Stuttgart, Galerie Angelika Harthan, „Glücksgriffe“ Irsee, 20 Jahre Kloster Irsee 2004 Frankfurt, Art Frankfurt; Galerie Angelika Harthan & Galerie Epikur Köln, Art Cologne, Galerie Angelika Harthan & Galerie Epikur Kötzting, Galerie im Woferlhof Zürich, ART Zürich, Galerie Art Felchlin 2005 Bielefeld, Galerie Jesse Art Karlsruhe, Galerie Epikur Art Frankfurt, Galerie Harthan & Galerie Epikur Nürnberg, Galerie Landskron & Schneidzik Kötzting, Galerie im Woferlhof Art Zürich, Galerie Art Felchlin 2006 Eislingen, Kunstverein, 2. Biennale der Zeichnung Mainz, Galerie Dagmar Rehberg Bad Saugau, Die Fähre, „Holzwege“ Rucphen, NL, Galerie Dom`Arte Kötzting, Galerie im Woferlhof 2007 Wuppertal, Galerie Epikur Madrid, Arco, Galerie Michael Schmalfuß Karlsruhe, Art Karlsruhe, Galerie Epikur, Galerie Art Felchlin
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| | Vernissage: 21. Januar 2014, 19 - 21 Uhr ART AFTER WORK mit Apéro: 6. Februar 2014, 18 Uhr Finissage: Samstag, 8. März 2014, 12 - 16 Uhr
Fasnacht geschlossen: 27.02.-5.03.2014
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Einführung zur
Ausstellung von Lena Brohammer
Es freut mich, Ihnen heute Abend die Werke von Julia Lohmann
etwas näher bringen zu dürfen.
1951 geboren, studierte Julia Lohmann in den 70ern an der
Kunstakademie in Düsseldorf bei Joseph Beuys und Erwin Heerich. Damit fiel der
Anfang ihres Studiums genau in die von Konflikten um Beuys´ Verbleib an der
Kunstakademie geprägte Phase.
Nach mehreren Stipendien und Förderpreisen erhält sie 1989/90
einen Lehrauftrag an der Kunstakademie Düsseldorf. Zusätzlich wurde Ihre künstlerische
Arbeit durch viele Auslandsaufenthalte geprägt; beispielsweise in Los Angeles,
San Diego, Lahore (Pakistan), Osaka (Japan) und im Jemen. Seit 1996 hat Julia Lohmann zusätzlich
eine Gastprofessur an der Academy of Fine Arts and College of Contemporary Arts
in Tianjin/China inne.
Unter ihren zahlreichen Einzelausstellungen sind einige
besonders nennenswert. So zum Beispiel die Ausstellungen im Kunstverein
Heidelberg, in der Städtischen Galerie Würzburg und im städtischen Museum in
Mühlheim an der Ruhr.
Auch international sind ihre Werke immer wieder in
Einzelausstellungen zu bestaunen, so beispielsweise in der Kodama Galerie in
Osaka (Japan) (1995) und im Les Bruyères
in Nizza (2013), sowie mehrfach in Kalifornien. 2014 sind ihre Werke nun zum 5.
Mal hier in der Galerie Grashey in Konstanz zu sehen.
Julia Lohmann ist weit gereist, kennt fast jeden Kontinent.
Sie verarbeitet diese Erfahrungen in ihrer Kunst. Die unterschiedlichen
Kulturen dienen als Grundlage ihres kreativen Schaffens; dabei ist das Gleichberechtigte Miteinander
dieser Kulturen ein entscheidendes Merkmal.
Sie schafft ganze Räume, indem sie sich nicht nur mit Malerei
und Bildhauerei, sondern auch mit dem Schreiben, Fotografieren und Filmen
beschäftigt. Diese Multimedialität eröffnet vollkommen neue Möglichkeiten;
Spielräume entstehen, in denen alles kann und nichts muss.
Ein zentraler Aspekt ihrer Arbeit ist die Wahl des
Werkstoffes. Gerade die Begegnungen mit fremden Kulturen dienen hier der
Inspiration. Nach Möglichkeit verwendet sie Materialien die aus nächster Nähe
stammen und damit zumeist inhaltlich mit der Umgebung und ihren Gegebenheiten
verknüpft sind. Zur Arbeit mit Aluminium, welche auch hier zu sehen ist,
inspirierte sie etwa die Tätigkeit in der amerikanischen Mojave Wüste
(1989-1992). Es entstanden bemalte Skulpturen aus Flugzeugteilen eines nicht
weit entfernten Schrottplatzes.
Oft nutzt sie nicht nur Gegenstände und Materialien aus ihrer
Umgebung, sondern bezieht den Ort selbst mit ein und lässt ihn so zu einem Teil
des Kunstwerks werden.
Lohmanns Auseinandersetzung mit Beuys´ erweitertem
Kunstbegriff wirkt nachhaltig auf die in den Materialien wirkenden Kräfte wie
den Metallen und Farben. Ausdruck hiervon ist ihre Absage an konventionelle
Keilrahmenbilder.
Neben der Werkstoffwahl sind Farben ein weiterer wichtiger
Aspekt ihrer Arbeit. Denn Farben sind für sie mit den unterschiedlichsten
Bedeutungen besetzt. So beschäftigte sie sich zum Beispiel intensiv mit der
Farbe Gelb, die für sie nicht nur Wärme und Licht bedeutet, sondern genauso
eine Farbe der Kommunikation ist, schließlich ist auch die deutsche Post gelb,
und auch Negatives verkörpern kann, denn Hepatitis wird im Deutschen auch
Gelbsucht genannt und in Kombination mit Schwarz kann Gelb Radioaktivität bedeuten.
Julia Lohmann versucht nun diese verschiedenen Bedeutungen,
der von ihr verwendeten Farben, in ihren Arbeiten zusammenzufassen. Das Wort
‚Farbphänomene‘ beschreibt das was dann entsteht auf sehr gute Weise, oft an
die Natur erinnernd, bleiben die Werke trotzdem abstrakt.
Bei den hier zu sehenden Werken handelt es sich um
zugeschnittene Rechtecke, die durch ihre Klarheit bestechen. Denkt man an
Metalle assoziiert man diese schnell mit Attributen wie Schwere,
Unnachgiebigkeit und Starrheit, doch Lohmanns Werke verdienen diese
Beschreibung in keinem Fall. Fast luftig wirken die Aluminiumbleche, was wohl
vor allem an den teils aufgestrichenen, teils aufgetupften Tempera- und Ölfarben
liegt. Die Oberfläche lässt dabei die Art des Farbauftrages erkennen. Die so
entstehenden Strukturen erschaffen farbige Räume, die man den sonst so
zweidimensionalen wirkenden Blechen kaum zutrauen würde. Auf die Rahmung der
Werke wurde bewusst verzichtet, denn nur so kann der Unterschied zwischen
dieser scheinbaren Räumlichkeit und der Flächigkeit des Materials klar
heraustreten.
Blau- und Rottöne dominieren die hier zu sehenden Werke, die
an der ein oder andern Stelle von gelb und grün ergänzt werden und so das Auge
des Betrachters lenken. Gerade bei
diesem großformatigen Werk das von sanftem Blau und Flieder beherrscht wird mit
einem dunkleren Bereich in der Mitte, wirkt das Gelb das am rechten Rand etwa
ein Viertel des Bildes einnimmt, wie eine starke Lichtquelle die den Blick
sofort auf sich ziehen will. Dabei durchdringen sich die unterschiedlichsten
Farbschichten und lassen trotz des starken Kontrastes keine Trennung zu, es
entsteht ein gleichberechtigtes Nebeneinander.
Wie eine unsichtbare Hand die den Blick lenkt wirkt auch das
Grün im rechten Bild der Pendant Hängung im Eingangsbereich. Es verleiht dem
von organischen Formen geprägten, sonst kirschblütenfarbenen Gemälde eine Art
Sog, der den Betrachter mit sich zieht. Das dichte Aneinanderhängen mit dem
sehr geradlinigen, duotonalen Bild daneben, welches über eine klare
Farbtrennung verfügt und nur Bewegung in der durch das Auftragen der Farbe
verursachten Struktur erahnbar macht, lässt unterschiedlichste
Geschwindigkeiten aufeinanderprallen. Hier entstehen starke Kontraste und
Spannungen.
Ganz für sich steht im Gegensatz dazu das Bild an dieser
Wand. Doch muss es trotzdem nicht auf Gegensätze verzichten, denn seine
quadratische Form gibt ihm etwas graphisches, geordnetes, was aber sofort durch
die in unterschiedlichster Art aufgetragene Farbe annulliert wird. Sie scheinen
sich an keine Regeln halten zu wollen, wild greifen sie ineinander, scheinen
sich an manchen Stellen zu vermischen. Und doch ist jede von ihnen klar
erkennbar, bekommt den Raum den sie benötigt, um für sich wirken zu können.
Darauf angesprochen, welchen Titel man dieser Ausstellung
geben könnte, lies uns Julia Lohmann folgendes Zitat vom Arzt und Ethnologen
Victor Segalen zukommen: "...in meinen Augen aus Licht und Flüssigkeit
habe ich Landstriche gesehen von unendlicher Weite, voller Linien, farbigen Flächen
und anderen Dingen […] die ich mir so nie vorgestellt hätte."
Segalen stellte sich in seiner Art der
Landschaftsbeschreibung gegen die sonst übliche, topographisch-europäische Art.
Er versuchte stattdessen alle seine Sinne in einer synästhetischen Wahrnehmung
zu vereinen, seine Umgebung zu fühlen. Die Fülle des Wahrgenommenen vergleicht
er dabei nicht nur mit einem Gefühl, sondern mit einem Zustand der Trunkenheit,
der ihn vollkommen überwältigte.
Diese Trunkenheit an Farbspielen und Faszination der
Vorstellungskraft finden sie bei ihrem Gang durch die Ausstellung sicherlich in
den Werken Julia Lohmann´s wieder.
In diesem Sinne möchte ich schließen und Ihnen ein
synästhetisches Erlebnis beim Betrachten der hier zu
sehenden Werke wünschen, lassen auch Sie sich überwältigen.
| | | o.T., 2013, Oel auf Aluminium, 125 x 109 cm
| | | o.T., 2012, Oel auf Aluminium, 125 x 200 cm
| | | o.T., 2013, Tempera auf Aluminium, 125 x 133 cm
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Biografie 1951 geboren in Dorsten lebt in Düsseldorf und Berlin www.kunstaspekte.de/julia-lohmann
Studium: 1971–1978 Staatliche Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Joseph Beuys und Prof. Erwin Heerich
Aktivitäten, Lehraufträge, Professur 1984 Mitgründung des Paul Pozozza Museums 1988–1989 Lehrauftrag an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf 1989–1993 Arbeitsaufenthalte mit workshops und Atelier in Los Angeles USA seit 1996 Gastprofessur an der Academy of Fine Arts/ College of Contemporary Arts Tianjin, PRChina
Stipendien und Preise 1984 Förderpreis der Stadt Düsseldorf, Förderungspreis des Landes NRW 1987 Stipendium der Stiftung Skulpturenpark Seestern, Düsseldorf 1989 Förderpreis zum Rubenspreis der Stadt Siegen 2002 Publikationsförderung des Kunstfonds Bonn 2005 Artist in residence, Centre d´Art Marnay/s/Seine, Frankreich
Aufträge im öffentlichen Raum 1987 Deutsche Bundespost in Gießen 1988 Gustav Heinemann Haus, Recklinghausen 1989 U Bahn Station Heinrich Heine Allee Düsseldorf 1996 Kurzentrum Bad Suderode/Harz 1998 Rosa Luxemburg Gesamtschule, Potsdam 1999/2000 Deutscher Werkbund Bonn
Einzelausstellungen(Auswahl) 1982/1984/1986/1989/1991 Galerie Schmela Düsseldorf 1984 Förderprogramm Art Cologne Galerie Schmela 1985 Städt. Galerie Esslingen 1985/1995/1998/2001Galerie Janine Mautsch Köln 1986 Kunstverein Dorsten Lembeck 1987 Staatliche Museen Neue Galerie Kassel 1988 Sordony Art Gallery Wilkes Barre University USA, waschSalon Galerie Frankfurt 1989 Städtische Galerie Siegen 1992 Mandeville Gallery UC San Diego USA 1992/1997 Galerie Bergdolt Mannheim 1993–1995 FlügelSchlag und FunkenFlug, Heidelberger Kunstverein/Städtische Galerie Würzburg/Städt. Museum Mülheim Ruhr 1994/1998, 2007 Galerie Grashey, Konstanz 1995 Kodama Galerie Osaka Japan 1996 Kunstverein Hochrhein Bad Säckingen, Städt. Galerie Gladbeck, Galerie Hete Hünermann Düsseldorf 1997 Kunstverein Oerlinghausen 1998 Galerie Trotha Frankfurt, KünstlerVerein Malkasten Düsseldorf, Kunst aus NRW Aachen Kornelimünster 1999 Abacus, BMContemporary Art Center Istanbul, Sammlung des Landes NRW Aachen-Kornelimünster 2000 Städtische Galerie Kaarst, Galerie J. Friedrich Dortmund, AKW Koblenz, Erster KünstlerDevotionalienShop, Kunsthalle Karlsruhe 2002 Museum am Ostwall Dortmund 2003 Lichtraum-Luftraum, Kunstverein Kapelle Weitendorf/Wismar 2005 Emergence, Camac, Marnay-sur-Seine, Frankreich 2006 Chinesische Spatzen, Halle 6 – Galerie Christine Hölz, Düsseldorf
Gruppenausstellungen(Auswahl) 1982 0211, Kunstmuseum Düsseldorf 1983 Standort Düsseldorf, Kunsthalle Düsseldorf 1984 Kunstlandschaft BRD, Kunstverein Karlsruhe, Paul Pozozza Museum Düsseldorf, PPM Kasematte XX Düsseldorf 1985 Bauhütte, Kunsthalle Düsseldorf, Der Wechsel-de wissel Rotterdam 1986 PPM, Faux Movement Metz Frankreich 1987 Museum Mülheim/Ruhr, Ucronia, Turin Italien, Design Center L.A. USA 1989 BonAngeles, Landesvertretung NRW Bonn / Kunstmuseum Bonn und SMMOA L.A. USA, PPM, Eisfabrik und Galerie Barz Hannover, Createurs de l´Europe, Grand Palais Paris, Zeitzeichen, Landesvertretung NRW Bonn/ Akademie Leipzig / Wilhelm-Lehmbruck Museum Duisburg 1990 Dilettanten des Wunders, Museum Schloß Morsbroich/ Kunstfabrik Potsdam, Die Farbe Blau, Kunstverein Heidelberg 1991 Open Box, Karl-Ernst-Osthaus Museum Hagen, Skulpturale Ereignisse, Kunsthalle Düsseldorf 1991/1992 Rotation - die soziale Frage, Museo de Bellas Artes Santander Spanien/Ludwig-Forum Aachen 1992 Souterrain, Schloß Wilhelmstal Kassel 1993 Kunstsammlung Kelija Slowenien 1993/1994 Violence, Goethe Institut -Lahore /Arts Council Karachi Pakistan 1994 Galeria Aspekty Warschau, Polen, PPCultural Comuters in der HdK Dresden, Dialoge Kunst u. Wissenschaft Bonn 1995 Düsseldorfer Avantgarden, T.Taubert Düsseldorf, Internationales Papier Symposium Kyoto, Japan 1996 Sammlung des Landes NRW Aachen Kornelimünster, PPM im NBK Berlin, Dialoge, die verlorengegangene Idee von der Ordnung er Dinge, Atatürk Kulturzentrum Istanbul Türkei und Kunstpalast Düsseldorf, Stammbaum, Kunstverein Gelsenkirchen 1997 Kunstverein Lingen, Weisses Rauschen, Altes Arbeitsamt, Düsseldorf, Wissenschaftspark Institut für Arbeit und Technik NRW Gelsenkirchen, Heerich und Schüler, Wilh. Lehmbruck Museum Duisburg 1997/1999 Erster KünstlerDevotionalienShop, Pozzo Pozozza Berlin/Museum Abteiberg Mönchengladbach 1998 First International Art Exhibition, Qingdao Art Museum PRChina 1999 15 m unter der Erde, Pozzo Pozozza Berlin 2000 Death keeps me awake, Bilgi Universität Istanbul, Türkei, Das fünfte Element - Geld oder Kunst, Kunsthalle Düsseldorf, dassollkunstsein, Kunstverein Freiburg 2001 Papierarbeiten, Städtische Galerie Seoul, Korea, Der Tod, Bunker Gesundbrunnen, Berlin 2002 Farbe, Godo Art Gallery Seoul, Korea, Independants -MAIS, Biennale Liverpool UK 2003 Paradies, Art Moskau und Bunker Alexanderplatz, Berlin 2004 Farbe über Farbe, Karl Ernst Osthaus Museum Hagen und Museum am Ostwall Dortmund, Ruhrtopia, Ludwig Galerie Oberhausen, Global Souvenirs, GartenKunstmuseum Düsseldorf, Neuankäufe der Sammlung, Kunstmuseum Karlsruhe 2006 Schönheit, Endmoräne Sommerwerkstatt Petersdorf/Brandenburg, Crossroads, TAFA Kunsthalle Tianjin PRChina |
| Bilder aus früheren Ausstellungen
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A-Wellen-E1, 2005, 100 x 100 cm, Tempera auf eloxiertem Aluminium
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A-Wellen-E-rot und grün, 2005, 2 Teile, je 100 x 100 cm, Tempera auf eloxiertem Aluminium
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La Seine, 2005, 2 Teile, je 100 x 100 cm, Tempera auf eloxiertem Aluminium
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Wellen-E-blau, 2006, 210 x 170 cm, Tusche, Ölfarbe, Papier auf Schleiernessel
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WellenSW-E1, 2006, 215 x 140 cm, Tusche, Ölfarbe, Papier auf Schleiernessel |
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Pan2, 2006, 220 x 175 cm,Tusche, Ölfarbe, Papier auf Schleiernessel
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| | Pressemitteilung zur Ausstellung Regine Walter
Konvergenzen - Zeichnung, Fotografie, Künstlerbücher
Ausstellungsreihe: Kunst aus
der Schweiz
Ausstellungseröffnung, Dienstag, 12. November 2013, 19 – 21 Uhr
ART
AFTER WORK mit Apéro 21.11. und 5.12.2013, 18 Uhr
Finissage, Samstag, 21. Dezember 2013, 12 – 16 Uhr
Regine Walter, geboren in
Bonn, besuchte für zwei Jahre die Werkkunstschulen Düsseldorf und Krefeld
(Malerei, Professor H. Kadow), anschließend für vier Jahre die Folkwang-Hochschule
Essen zum Studium Flächendesign (Professor E. Hitzberger) und schloß dieses mit
einem staatlichen Diplom ab. Sie lebt und arbeitet seit 1969 in Zürich. Sie
erhielt etliche Stipendien: Stipendium des Istituto Svizzero, Rom; Werkbeitrag
der Cassinelli-Vogel Stiftung, Zürich; Stiftung Pro Helvetia.
Regine Walters Ausstellungstätigkeit
beginnt 1987. (Auswahl): Galerie Andy
Illien, Zürich; Galerie Ursula Wiedenkeller, Zürich; Galerie Esther Hufschmid,
Zürich; Galerie Seltzer/Lejeune, Paris; Galerie Carla Renggli, Zug; Espace Tour
Eiffel „Le Salon“, Paris.
Seit über 20 Jahren stellt die Galerie
Grashey Regine Walters Arbeiten regelmäßig aus. In dieser Zeit entstanden immer
wieder neue künstlerische Herangehensweisen.
Die Edition Thomas Howeg in Zürich publizierte
einige Künstlerbücher von Regine Walter.
Ankäufe der Künstlerbücher wurden
getätigt: Museum of Modern Art Library, New York; Grafische Sammlung ETH
Zürich, Chicago Art Institute Library, Sammlung Leo J.M. Koenders und Museum
Gutenberg, Neuchatel.
Seit 2010 hat Regine Walter eine neue Technik
in ihrer künstlerischen Arbeit entwickelt. Von ihren eigenen Künstlerbüchern
inspiriert, hat sie eigenhändig geschnittene, filigrane Seidenpapiertreifen in
ein zeichnerisches Gewebe transformiert. So entdeckte sie eine individuelle Art
des Zeichnens, nicht traditionell mit Graphit oder Tusche, sondern mit teils
farbig bemalten Papierstreifen, von zart bis dynamisch geschwungen. Auf blass-farbigen
Farbgründen entwickeln sie ihr lyrisches Dasein.
Im Gegensatz zu früheren Papierarbeiten
entstehen seit einiger Zeit breite Papierstreifen. Da diese nun schwieriger auf
einer Fläche zu befestigen sind, entschied sich Regine Walter, diese mit einer
analogen Kamera zu fotografieren. Und wieder ist etwas gänzlich Neues entstanden:
vor dunklem Hintergrund erscheinen die hellen, bemalten und bedruckten Papierstreifen
auf den großformatigen Fotografien plastisch, es entstehen völlig eigenständige
Bilderfindungen dank der Fotografie. Wirkten die kleinformatigen Zeichnungen
wie ein Kammerspiel, so sind die großformatigen Fotografien in ihrer
Bildsprache von neuer Qualität: Zeichnung und Fotografie, die beiden Elemente
verschmelzen hier auf gelungene Weise.
Einige Motive ihrer Fotografien sind
direkt der Natur entnommen und stehen, in ihrer Nähe zur Linie, in unmittelbarem
Zusammenhang mit ihren Zeichnungen.
Einige Künstlerbücher werden außerdem
präsentiert. Das neueste ist 2012 Jahr entstanden, es trägt den Titel „Bildlos“
und erscheint noch dieses Jahr in der Edition Howeg, Zürich. | | ohne Titel, Zeichnung / Fotografie 50 c 70 cm, 2013 | |
ohne Titel, Zeichnung / Fotografie 50 X 70 cm, 2013 |
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ohne Titel, Zeichnung / Fotografie 50 x 70 cm, 2013 |
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ohne Titel, Zeichnung / Fotografie 50 x 70 cm, 2013 | |
ohne Titel, Zeichnung / Fotografie 50 x 70 cm, 2013 | | ohne Titel, Zeichnung / Fotografie 50 x 70 cm, 2013 | | Daten zu Leben und Werk: | Geboren in Bonn, Gymnasium in Düsseldorf - 2 Jahre Werkkunstschulen Düsseldorf und Krefeld (Malerei, Professor H. Kadow) - 4 Jahre Folkwang-Hochschule Essen: Flächendesign (Professor E. Hitzberger) staatliches Diplom - Lebt und arbeitet seit 1969 in Zürich 1982 Erstes Atelier in Zürich, Malerei und Zeichnung 1985 Erste Einzel- und Zweierausstellungen, Zürich 1986 Eintritt in die Produga (Produzenten-Galerie Zürich) seit 1986 Ausstellungen im In- und Ausland seit 1988 Mitglied der GSMBA (Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten) bzw. VISARTE 1990 Erste (Kaltnadel-) Radierungen, Druck: Peter Kneubühler, Zürich 1991 Werkbeitrag der Steo-Stiftung, Zürich 1992 Stipendium des Istituto Svizzero, Rom 1993 Werkbeitrag der Cassinelli-Vogel Stiftung, Zürich 1995 Schweizerischer Verein für Originalgraphik, Zürich: Ankauf zweier Editionen (Aquatinta) und Förderer-Honorar 1998 Unterstützungsbeitrag der Stiftung Pro Helvetia 2004 Stipendium des Istituto Svizzero di Roma a Venezia Einzel- und Zweierausstellungen (Auswahl) GALERIE COMMERCIO, Zürich 1987 PRODUZENTEN-GALERIE PRODUGA, Zürich 1988 GALERIE KRONE 16, Adliswil 1988 GALERIE KURT SCHÜRER, Biel 1989 GALERIE ESTHER HUFSCHMID, Zürich 1990, 1993 PAULUSAKADEMIE, Zürich 1991 GALERIE AMTSHIMMEL, Baden 1991 GALERIE ANDY ILLIEN, Zürich 1994 Buchhandlung und EDITION THOMAS HOWEG, Zürich 1994 FOYER STADTHAUS USTER 2000 GALERIE URSULA WIEDENKELLER, Zürich 2002, 2003 RAUM FÜR NEUE KUNST, Zürich 2005 KUNSTSTUBE A 4, Zug 2010 GALERIE AQUATINTA, Lenzburg 2012 GALERIE GRASHEY, Konstanz 1991, 1993, 1994, 1996, 1999, 2010, 2013 GALERIE SELTZER / LEJEUNE, Paris 1994 GALERIE IM KUNSTHAUS Erfurt 1999 Gruppenausstellungen (Auswahl) PRODUZENTEN-GALERIE PRODUGA, Zürich 1986, 1987, 1989 Das kleine Format: VILLA MEYER-SEVERINI, Zollikon 1988, 1994, 2000 MUSEUM FÜR GESTALTUNG, Zürich 1991 MUSÉE DES BEAUX-ARTS, Le Locle: 2e Triennale de l'Estampe originale 1995 ZÜSPA KUNSTSZENE ZÜRICH 1996 HEIDI SCHNEIDER GALERIE, Horgen: Künstlerbücher 1996 GALERIE URSULA WIEDENKELLER, Zürich 1996, 1999, 2002, 2003 GALERIE LUTZ & THALMANN, Zürich 1998, 2001 Stiftung HANS TRUDEL-HAUS, Baden 1998 BINZ 39, Zürich 1999 DIE HALLE, Langnau a.A. 2001, 2006 RAUM FÜR NEUE KUNST, Zürich 2005, 2006, 2007, 2008, 2010, 2012 GALERIE CARLA RENGGLI, Zug 2008 RAUM FÜR LITERATUR UND KUNST, Basel 2010 Wanderausstellung „Paare“ der GALERIE WALTRAUD SCHÄFER, Hamburg: München, Bonn, Engen bei Konstanz, Berlin 1989, 1990 GALERIE KOPPELMANN, Köln 1991, 1996 ESPACE TOUR EIFFEL „Le Salon“, Paris 1994 GALERIE GRASHEY, Konstanz 1995, 1997, 1999, 2002, 2005, 2010 KUNSTMARKT DRESDEN 1997 Edition Howeg in KUCKEI & KUCKEI Berlin, GALERIE KAMMER Hamburg 1999 PRESSART: Sammlung Annette und Peter Nobel im GRUNER + JAHR FOYER, Hamburg 2004, Kunstmuseum St. Gallen 2009, Museum der Moderne, Salzburg 2010 James Joyce Unique Books, Ludwigsburg, Sammlung LEO J. M. KOENDERS 2010 und Museum Gutenberg, Neuchâtel, 2010
Publikationen, Editionen, Unikate (Auswahl) 1986 Gouache-Zeichnungen in „Stadtzeiten“; Zürcher Autorinnen und Autoren. Verlag Drachen, Zürich 1991-2009 Zeichnungen in „Psychologie heute“ 1994 Nr.10 (Text: Kenneth Gergen), in „The Saturated Self“ (1991) und in „Relational Being“ (2009) von Kenneth Gergen (Basic Books, Oxford University Press). 1992 Regine Walter (Radierungen), Ilma Rakusa (Gedichte): „Les mots / morts“. Edition Thomas Howeg, Zürich (Ankauf: Museum of Modern Art Library, New York, 1993; Grafische Sammlung ETH Zürich, 1995) 1994 Regine Walter (Radierungen), Fritz Billeter (Prosagedicht): „Erinnern Vergessen“. Edition Thomas Howeg, Zürich. 1994-2003 Hefte 1-6: Unikate, farbige Zeichnungen 1995 Buch-Unikat „Re“: Farbige Zeichnungen; Textpassage aus Samuel Beckett's „Krapp's Last Tape“ 1995 „Rauch Erbsen Licht“ (15 Text-Zeichnungen), Edition Thomas Howeg, Zürich (Ankauf: Chicago Art Institute Library, 1999) 1997 Buch-Unikat „Ziegelrot“: Regine Walter (farbige Zeichnungen), Ilma Rakusa (Gedichte) 1999 Buch-Unikat „La maison bourgeoise“ - farbige Zeichnungen, Collagen (Ankauf: Stadt- und Kantonsbibliothek Zug, 2001) 2001 Buch-Unikat „Let“ – Textpassage aus Samuel Becketts „Molloy“ 2003 Buch-Unikat „Species“ 2004/06 Buch-Unikat „Sogno Acqua Lastra“ I-IV 2005/06 Buch-Unikat „Finnegans Wake“ I und II (Ankauf: Leo. J.M. Koenders) 2006 Buch-Unikat „Giacomo Joyce“ 2007 Buch-Unikat „Arachné - Pour Madame Bovary“ 2008 Heft-Unikat „Études proustiennes“ 2009 Buch-Unikat „Welches Mass“ – Peter Handke, Vergil (Sätze) 2010 Heft-Unikat „Lukrez“ 2010 Heft-Unikat „Materialien“ (Darwin) 2011 Buch-Unikat „Materialien II“ 2011 Buch-Unikat „Jahreszeiten“ - japanische haiku 2011 Buch-Unikat „Trovare“ 2012 Buch-Unikat „Bildlos“ - 2013 Edition Howeg „Bildlos“ Ferner Reden und Rezensionen in diversen schweizerischen und deutschen Kunst-Magazinen und Zeitungen (seit 1987) | | Atelier: Seefeldstrasse 301 #4, 8008 Zürich Tel. / Fax +41 44 381 38 65 Privat: Wolfbachstrasse 15, 8032 Zürich Tel. +41 44 262 77 21 www.reginewalter.ch |
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Am Samstag, den 18. September 2010, wurde um 18 Uhr die Jubiläums-ausstellung "20 Jahre Galerie Grashey" eröffnet. Gezeigt werden jeweils zwei Werke von 27 Künstlerinnen und Künstlern der Galerie, ein Werk aus der Anfangszeit der Galerie und ein aktuelles Werk. Die Ausstellung endet am 13. November mit einer Finissage von 12 - 16 Uhr.
Die beteiligten Künstler sind: Thomas Ankum (Den Haag) Thomas Anschütz (Berlin) Thomas Bechinger (München) Birgitta ten Berge (Den Haag) Arvid Boecker (Heidelberg) Nicole Bold (Biberach) Elisabetha Bleisch (Zürich) Markus Brenner (Konstanz) Barbara Ehrmann (Ravensburg) Christian Hanussek (Berlin) Ulrike Hogrebe (Berlin) Christofer Kochs (Augsburg) Sabine Krusche (Tuttlingen) Julia Lohmann (Düsseldorf) Ede Mayer (Konstanz) Helmut Metzner (Berlin) Paolo Patelli (Preganziol/Venedig) Susanne Reimnitz (Braunschweig) Dorothee Rocke (Frankfurt) Vera Rothamel (Zürich) Irene Schlösser (Allensbach) Willi Siber (Eberhardzell) Claudia Steiner (Preganziol/Venedig) Hans Thomann (St. Gallen) Jan Thorbecke (Darmstadt) Regine Walter (Zürich) Thomas Wöhrmann (Braunschweig) |
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