Julia Lohmann

 
Vernissage: 21. Januar 2014, 19 - 21 Uhr
ART AFTER WORK mit Apéro: 6. Februar 2014, 18 Uhr
Finissage: Samstag, 8. März 2014, 12 - 16 Uhr

Fasnacht geschlossen: 27.02.-5.03.2014
 

Einführung zur Ausstellung von Lena Brohammer

 

Es freut mich, Ihnen heute Abend die Werke von Julia Lohmann etwas näher bringen zu dürfen.

1951 geboren, studierte Julia Lohmann in den 70ern an der Kunstakademie in Düsseldorf bei Joseph Beuys und Erwin Heerich. Damit fiel der Anfang ihres Studiums genau in die von Konflikten um Beuys´ Verbleib an der Kunstakademie geprägte Phase.

Nach mehreren Stipendien und Förderpreisen erhält sie 1989/90 einen Lehrauftrag an der Kunstakademie Düsseldorf. Zusätzlich wurde Ihre künstlerische Arbeit durch viele Auslandsaufenthalte geprägt; beispielsweise in Los Angeles, San Diego, Lahore (Pakistan), Osaka (Japan) und im  Jemen. Seit 1996 hat Julia Lohmann zusätzlich eine Gastprofessur an der Academy of Fine Arts and College of Contemporary Arts in Tianjin/China inne.

Unter ihren zahlreichen Einzelausstellungen sind einige besonders nennenswert. So zum Beispiel die Ausstellungen im Kunstverein Heidelberg, in der Städtischen Galerie Würzburg und im städtischen Museum in Mühlheim an der Ruhr.

Auch international sind ihre Werke immer wieder in Einzelausstellungen zu bestaunen, so beispielsweise in der Kodama Galerie in Osaka (Japan) (1995) und  im Les Bruyères in Nizza (2013), sowie mehrfach in Kalifornien. 2014 sind ihre Werke nun zum 5. Mal hier in der Galerie Grashey in Konstanz zu sehen.

Julia Lohmann ist weit gereist, kennt fast jeden Kontinent. Sie verarbeitet diese Erfahrungen in ihrer Kunst. Die unterschiedlichen Kulturen dienen als Grundlage ihres kreativen Schaffens;  dabei ist das Gleichberechtigte Miteinander dieser Kulturen ein entscheidendes Merkmal.

Sie schafft ganze Räume, indem sie sich nicht nur mit Malerei und Bildhauerei, sondern auch mit dem Schreiben, Fotografieren und Filmen beschäftigt. Diese Multimedialität eröffnet vollkommen neue Möglichkeiten; Spielräume entstehen, in denen alles kann und nichts muss.

Ein zentraler Aspekt ihrer Arbeit ist die Wahl des Werkstoffes. Gerade die Begegnungen mit fremden Kulturen dienen hier der Inspiration. Nach Möglichkeit verwendet sie Materialien die aus nächster Nähe stammen und damit zumeist inhaltlich mit der Umgebung und ihren Gegebenheiten verknüpft sind. Zur Arbeit mit Aluminium, welche auch hier zu sehen ist, inspirierte sie etwa die Tätigkeit in der amerikanischen Mojave Wüste (1989-1992). Es entstanden bemalte Skulpturen aus Flugzeugteilen eines nicht weit entfernten Schrottplatzes.

Oft nutzt sie nicht nur Gegenstände und Materialien aus ihrer Umgebung, sondern bezieht den Ort selbst mit ein und lässt ihn so zu einem Teil des Kunstwerks werden.

Lohmanns Auseinandersetzung mit Beuys´ erweitertem Kunstbegriff wirkt nachhaltig auf die in den Materialien wirkenden Kräfte wie den Metallen und Farben. Ausdruck hiervon ist ihre Absage an konventionelle Keilrahmenbilder.

Neben der Werkstoffwahl sind Farben ein weiterer wichtiger Aspekt ihrer Arbeit. Denn Farben sind für sie mit den unterschiedlichsten Bedeutungen besetzt. So beschäftigte sie sich zum Beispiel intensiv mit der Farbe Gelb, die für sie nicht nur Wärme und Licht bedeutet, sondern genauso eine Farbe der Kommunikation ist, schließlich ist auch die deutsche Post gelb, und auch Negatives verkörpern kann, denn Hepatitis wird im Deutschen auch Gelbsucht genannt und in Kombination mit Schwarz kann Gelb Radioaktivität bedeuten.

Julia Lohmann versucht nun diese verschiedenen Bedeutungen, der von ihr verwendeten Farben, in ihren Arbeiten zusammenzufassen. Das Wort ‚Farbphänomene‘ beschreibt das was dann entsteht auf sehr gute Weise, oft an die Natur erinnernd, bleiben die Werke trotzdem abstrakt.

Bei den hier zu sehenden Werken handelt es sich um zugeschnittene Rechtecke, die durch ihre Klarheit bestechen. Denkt man an Metalle assoziiert man diese schnell mit Attributen wie Schwere, Unnachgiebigkeit und Starrheit, doch Lohmanns Werke verdienen diese Beschreibung in keinem Fall. Fast luftig wirken die Aluminiumbleche, was wohl vor allem an den teils aufgestrichenen, teils aufgetupften Tempera- und Ölfarben liegt. Die Oberfläche lässt dabei die Art des Farbauftrages erkennen. Die so entstehenden Strukturen erschaffen farbige Räume, die man den sonst so zweidimensionalen wirkenden Blechen kaum zutrauen würde. Auf die Rahmung der Werke wurde bewusst verzichtet, denn nur so kann der Unterschied zwischen dieser scheinbaren Räumlichkeit und der Flächigkeit des Materials klar heraustreten.

Blau- und Rottöne dominieren die hier zu sehenden Werke, die an der ein oder andern Stelle von gelb und grün ergänzt werden und so das Auge des Betrachters lenken.  Gerade bei diesem großformatigen Werk das von sanftem Blau und Flieder beherrscht wird mit einem dunkleren Bereich in der Mitte, wirkt das Gelb das am rechten Rand etwa ein Viertel des Bildes einnimmt, wie eine starke Lichtquelle die den Blick sofort auf sich ziehen will. Dabei durchdringen sich die unterschiedlichsten Farbschichten und lassen trotz des starken Kontrastes keine Trennung zu, es entsteht ein gleichberechtigtes Nebeneinander.

Wie eine unsichtbare Hand die den Blick lenkt wirkt auch das Grün im rechten Bild der Pendant Hängung im Eingangsbereich. Es verleiht dem von organischen Formen geprägten, sonst kirschblütenfarbenen Gemälde eine Art Sog, der den Betrachter mit sich zieht. Das dichte Aneinanderhängen mit dem sehr geradlinigen, duotonalen Bild daneben, welches über eine klare Farbtrennung verfügt und nur Bewegung in der durch das Auftragen der Farbe verursachten Struktur erahnbar macht, lässt unterschiedlichste Geschwindigkeiten aufeinanderprallen. Hier entstehen starke Kontraste und Spannungen.

Ganz für sich steht im Gegensatz dazu das Bild an dieser Wand. Doch muss es trotzdem nicht auf Gegensätze verzichten, denn seine quadratische Form gibt ihm etwas graphisches, geordnetes, was aber sofort durch die in unterschiedlichster Art aufgetragene Farbe annulliert wird. Sie scheinen sich an keine Regeln halten zu wollen, wild greifen sie ineinander, scheinen sich an manchen Stellen zu vermischen. Und doch ist jede von ihnen klar erkennbar, bekommt den Raum den sie benötigt, um für sich wirken zu können.

Darauf angesprochen, welchen Titel man dieser Ausstellung geben könnte, lies uns Julia Lohmann folgendes Zitat vom Arzt und Ethnologen Victor Segalen zukommen: "...in meinen Augen aus Licht und Flüssigkeit habe ich Landstriche gesehen von unendlicher Weite, voller Linien, farbigen Flächen und anderen Dingen […] die ich mir so nie vorgestellt hätte."

Segalen stellte sich in seiner Art der Landschaftsbeschreibung gegen die sonst übliche, topographisch-europäische Art. Er versuchte stattdessen alle seine Sinne in einer synästhetischen Wahrnehmung zu vereinen, seine Umgebung zu fühlen. Die Fülle des Wahrgenommenen vergleicht er dabei nicht nur mit einem Gefühl, sondern mit einem Zustand der Trunkenheit, der ihn vollkommen überwältigte.

Diese Trunkenheit an Farbspielen und Faszination der Vorstellungskraft finden sie bei ihrem Gang durch die Ausstellung sicherlich in den Werken Julia Lohmann´s wieder.

In diesem Sinne möchte ich schließen und Ihnen ein synästhetisches Erlebnis beim Betrachten der hier zu sehenden Werke wünschen, lassen auch Sie sich überwältigen.

 
o.T., 2013, Oel auf Aluminium, 125 x 109 cm
 
o.T., 2012, Oel auf Aluminium, 125 x 200 cm
 
o.T., 2013, Tempera auf Aluminium, 125 x 133 cm
 
Biografie
1951 geboren in Dorsten
lebt in Düsseldorf und Berlin
www.kunstaspekte.de/julia-lohmann

Studium:
1971–1978 Staatliche Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Joseph Beuys und Prof. Erwin Heerich

Aktivitäten, Lehraufträge, Professur
1984 Mitgründung des Paul Pozozza Museums
1988–1989 Lehrauftrag an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf
1989–1993 Arbeitsaufenthalte mit workshops und Atelier in Los Angeles USA
seit 1996 Gastprofessur an der Academy of Fine Arts/ College of Contemporary Arts Tianjin, PRChina

Stipendien und Preise
1984 Förderpreis der Stadt Düsseldorf, Förderungspreis des Landes NRW
1987 Stipendium der Stiftung Skulpturenpark Seestern, Düsseldorf
1989 Förderpreis zum Rubenspreis der Stadt Siegen
2002 Publikationsförderung des Kunstfonds Bonn
2005 Artist in residence, Centre d´Art Marnay/s/Seine, Frankreich

Aufträge im öffentlichen Raum
1987 Deutsche Bundespost in Gießen
1988 Gustav Heinemann Haus, Recklinghausen
1989 U Bahn Station Heinrich Heine Allee Düsseldorf
1996 Kurzentrum Bad Suderode/Harz
1998  Rosa Luxemburg Gesamtschule, Potsdam
1999/2000 Deutscher Werkbund Bonn

Einzelausstellungen(Auswahl)
1982/1984/1986/1989/1991 Galerie Schmela Düsseldorf
1984 Förderprogramm Art Cologne Galerie Schmela
1985 Städt. Galerie Esslingen
1985/1995/1998/2001Galerie Janine Mautsch Köln
1986 Kunstverein Dorsten Lembeck
1987 Staatliche Museen Neue Galerie Kassel
1988 Sordony Art Gallery Wilkes Barre University USA, waschSalon Galerie Frankfurt
1989 Städtische Galerie Siegen
1992 Mandeville Gallery UC San Diego USA
1992/1997 Galerie Bergdolt Mannheim
1993–1995 FlügelSchlag und FunkenFlug, Heidelberger Kunstverein/Städtische Galerie Würzburg/Städt. Museum Mülheim Ruhr
1994/1998, 2007 Galerie Grashey, Konstanz
1995 Kodama Galerie Osaka Japan
1996 Kunstverein Hochrhein Bad Säckingen, Städt. Galerie Gladbeck, Galerie Hete Hünermann Düsseldorf
1997 Kunstverein Oerlinghausen
1998 Galerie Trotha Frankfurt, KünstlerVerein Malkasten Düsseldorf, Kunst aus NRW Aachen Kornelimünster
1999 Abacus, BMContemporary Art Center Istanbul, Sammlung des Landes NRW Aachen-Kornelimünster
2000 Städtische Galerie Kaarst, Galerie J. Friedrich Dortmund, AKW Koblenz, Erster KünstlerDevotionalienShop, Kunsthalle Karlsruhe 
2002 Museum am Ostwall Dortmund
2003 Lichtraum-Luftraum, Kunstverein Kapelle Weitendorf/Wismar
2005 Emergence, Camac, Marnay-sur-Seine, Frankreich
2006 Chinesische Spatzen, Halle 6 – Galerie Christine Hölz, Düsseldorf

Gruppenausstellungen(Auswahl)
1982 0211, Kunstmuseum Düsseldorf
1983 Standort Düsseldorf, Kunsthalle Düsseldorf
1984 Kunstlandschaft BRD, Kunstverein Karlsruhe, Paul Pozozza Museum Düsseldorf, PPM Kasematte XX Düsseldorf
1985 Bauhütte, Kunsthalle Düsseldorf, Der Wechsel-de wissel Rotterdam
1986 PPM, Faux Movement Metz Frankreich
1987 Museum Mülheim/Ruhr, Ucronia, Turin Italien, Design Center L.A. USA
1989 BonAngeles, Landesvertretung NRW Bonn / Kunstmuseum Bonn und SMMOA L.A. USA, PPM, Eisfabrik und Galerie Barz Hannover, Createurs de l´Europe, Grand Palais Paris, Zeitzeichen, Landesvertretung NRW Bonn/ Akademie Leipzig / Wilhelm-Lehmbruck Museum Duisburg
1990 Dilettanten des Wunders, Museum Schloß Morsbroich/ Kunstfabrik Potsdam, Die Farbe Blau, Kunstverein Heidelberg
1991 Open Box, Karl-Ernst-Osthaus Museum Hagen, Skulpturale Ereignisse, Kunsthalle Düsseldorf
1991/1992 Rotation - die soziale Frage, Museo de Bellas Artes Santander Spanien/Ludwig-Forum Aachen
1992 Souterrain, Schloß Wilhelmstal  Kassel
1993 Kunstsammlung Kelija Slowenien
1993/1994 Violence, Goethe Institut -Lahore /Arts Council Karachi Pakistan
1994 Galeria Aspekty Warschau, Polen, PPCultural Comuters in der HdK Dresden, Dialoge Kunst u. Wissenschaft Bonn
1995 Düsseldorfer Avantgarden, T.Taubert Düsseldorf, Internationales Papier Symposium Kyoto, Japan
1996 Sammlung des Landes NRW Aachen Kornelimünster, PPM im NBK Berlin, Dialoge, die verlorengegangene Idee von der Ordnung er Dinge, Atatürk Kulturzentrum Istanbul Türkei und Kunstpalast Düsseldorf, Stammbaum, Kunstverein Gelsenkirchen
1997 Kunstverein Lingen, Weisses Rauschen, Altes Arbeitsamt, Düsseldorf, Wissenschaftspark Institut für Arbeit und Technik NRW Gelsenkirchen, Heerich und Schüler, Wilh. Lehmbruck Museum Duisburg
1997/1999 Erster KünstlerDevotionalienShop, Pozzo Pozozza Berlin/Museum Abteiberg Mönchengladbach
1998 First International Art Exhibition, Qingdao Art Museum PRChina
1999 15 m unter der Erde, Pozzo Pozozza Berlin
2000 Death keeps me awake, Bilgi Universität Istanbul, Türkei, Das fünfte Element - Geld oder Kunst, Kunsthalle Düsseldorf, dassollkunstsein, Kunstverein Freiburg
2001 Papierarbeiten, Städtische Galerie Seoul, Korea, Der Tod, Bunker Gesundbrunnen, Berlin
2002 Farbe, Godo Art Gallery Seoul, Korea, Independants -MAIS, Biennale Liverpool UK
2003 Paradies, Art Moskau und Bunker Alexanderplatz, Berlin
2004 Farbe über Farbe, Karl Ernst Osthaus Museum Hagen und Museum am Ostwall Dortmund, Ruhrtopia, Ludwig Galerie Oberhausen, Global Souvenirs, GartenKunstmuseum Düsseldorf, Neuankäufe der Sammlung, Kunstmuseum Karlsruhe
2006 Schönheit, Endmoräne Sommerwerkstatt Petersdorf/Brandenburg, Crossroads, TAFA Kunsthalle Tianjin PRChina
 
Bilder aus früheren Ausstellungen
 
A-Wellen-E1, 2005, 100 x 100 cm, Tempera auf eloxiertem Aluminium

 

 


 
 
A-Wellen-E-rot und grün, 2005, 2 Teile, je 100 x 100 cm, Tempera auf eloxiertem Aluminium

 
La Seine,  2005, 2 Teile, je 100 x 100 cm, Tempera auf eloxiertem Aluminium
 
Wellen-E-blau, 2006, 210 x 170 cm, Tusche, Ölfarbe, Papier auf Schleiernessel
 
WellenSW-E1, 2006,  215 x 140 cm, Tusche, Ölfarbe, Papier auf Schleiernessel
 
Pan2, 2006, 220 x 175 cm,Tusche, Ölfarbe, Papier auf Schleiernessel